Nachrichten aus und über Kuba
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Karawane gegen Blockade
Friedensorganisation tourt durch USA und will Hilfsgüter nach Kuba bringen. Repressionen erwartet.
Mit einer Fahrraddemo für die Freiheit der noch in den USA inhaftierten drei Mitglieder der »Cuban Five« ist am Sonnabend in New York die diesjährige Kuba-Karawane der Friedensorganisation »Pastors for Peace« (Pastoren für den Frieden) gestartet. In den kommenden Wochen wird der Zug durch den Kontinent ziehen und in über 65 Städten Kanadas und der USA Station machen, um Spenden und weitere Unterstützer aufzunehmen. Unter anderem sollen vier Fahrzeuge und mehrere Dutzend Tonnen Hilfsgüter auf dem Landweg bis nach Mexiko transportiert und von dort nach Kuba verschifft werden. Die diesjährige Tour sei der kubanischen Jugend gewidmet, weil sie die Errungenschaften der Revolution in der Vergangenheit verteidigt habe und »Kubas weiteren Weg zum Sozialismus« garantiere, sagte Programmkoordinator Manolo De Los Santos vor dem Start. Die 25. Freundschaftskarawane seit 1992 (in einigen Jahren waren zwei Touren organisiert worden) markiert in diesem Jahr zugleich ein Jubiläum.
»Pastors for Peace« ist ein Projekt der ökumenischen »Interreligiösen Stiftung für Gemeindeorganisation« (Interreligious Foundation for Community Organization, IFCO), die aus der schwarzen Bürgerrechtsbewegung entstanden ist und sich seit 1967 für ethnische, soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in den USA und anderen Teilen der Welt einsetzt. Die Organisation legt Wert auf den politischen und solidarischen Charakter ihrer Aktion. »Unsere Karawane ist kein Akt der Wohltätigkeit, sondern ein Zeichen der Solidarität mit Kuba und der Opposition gegen die unmoralische, durch nichts zu rechtfertigende Blockade der USA gegen dieses Land«, betonte Kodirektorin Gail Walker.
Ihr im September 2010 im Alter von 80 Jahren verstorbener Vater, der Baptistenpastor Lucius Walker, hatte die ersten Solidaritätskarawanen mit Hilfsgütern zunächst für Nicaragua organisiert, nachdem er dort 1988 auf einem Boot mit weiteren Geistlichen in einen Contra-Hinterhalt geraten war, wobei er verwundet und zwei seiner Begleiter getötet wurden. Als ihm klar geworden sei, daß die Kugeln der Mörder mit seinen Steuergeldern finanziert wurden, habe er sich entschlossen, politisch gegen die Außenpolitik der US-Regierung zu kämpfen, hatte Walker damals erklärt. Seit 1992 organisierte er mit einer ständig wachsenden Gemeinde von Unterstützern die Freundschaftskarawanen nach Kuba. In Deutschland wurde die Gruppe dafür 1998 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Die Urne mit der Asche Lucius Walkers war 2011 – seinem Wunsch entsprechend – in Kuba beigesetzt worden.
Während Tausende Menschen die bisherigen Kuba-Karawanen der »Pastors for Peace« auf ihren Routen in Kanada und den USA unterstützten, hatte es beim Grenzübertritt nach Mexiko immer wieder Schikanen durch US-Beamte gegeben. 1993 wurde ein gelber Schulbus festgehalten. Mit der Begründung, das Fahrzeug könne vom »Castro-Regime« auch zu militärischen Zwecken eingesetzt werden, zerstachen die Beamten die Reifen. Erst nach einem Hungerstreik von Teilnehmern der Karawane und landesweiten Protesten durfte der Bus nach 23 Tagen weiterfahren. Drei Jahre später beschlagnahmten die US-Grenzer 400 Computer, die für das kubanische Gesundheitswesen gespendet worden waren. Auch sie wurden erst nach einem 94tägigen Hungerstreik der Unterstützer durchgelassen.
Die Teilnehmer der Karawane sind auf die Behinderungen durch US-Beamte vorbereitet. Sie wissen, daß sie fotografiert, ausgeforscht und genauestens durchleuchtet werden. Bei der Rückkehr aus Kuba werden sie regelmäßig von FBI-Bediensteten verhört und über Einzelheiten der Reise sowie deren Teilnehmer befragt. In diesem Jahr ist der Grenzübertritt nach Mexiko für den 23. Juli geplant. Zwei Tage später soll dann mit der Übergabe der Spenden in Kuba begonnen werden
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 07.07.2014