Nachrichten


Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Grenada-Lüge: "Wiederherstellung der Demokratie"

"Die Landung amerikanischer Soldaten auf der Karibikinsel Grenada ist ein Gewaltakt, der den antiamerikanischen Strömungen rund um den Erdball neuen Auftrieb geben dürfte", hieß es am 26. Oktober 1983 im westdeutschen General-Anzeiger. "Die Erklärung, die Invasionstruppen seien von der Bevölkerung ins Land gerufen worden, gehört zum Ritual derartiger militärischer Interventionen und bemäntelt sie nur notdürftig. Auch Versprechen, man werde dem Inselvolk bei der Wiederherstellung demokratischer Gebräuche behilflich sein, verträgt sich schlecht mit dem Anblick ausländischer Waffen und Uniformen. Schon die Optik, der Überfall einer Weltmacht auf eine Zwerginsel, spricht gegen sie und ist ihrem Ansehen abträglich."

Der bekannte Korrespondent Tad Szulc schrieb in der New York Times: ",... die zynische, nicht stichhaltige Erklärung, die Präsident Reagan zur Rechtfertigung der Intervention durch Truppen der Vereinigten Staaten und, dem Pentagon zufolge, auch durch Truppeneinheiten einiger karibischer Staaten vorgebracht hat, kann zu Konfusionen führen und schließlich ein Problem in einer Situation schaffen, die schon ohnehin gespannt ist. Eine besondere Besorgnis ruft die Behauptung Reagans hervor, daß diese Kriegshandlung berufen sei, "demokratische Institutionen" auf der Insel "wiederherzustellen". Tad Szuic gelangt zu dem Schluß: "Folglich stellen seine Versuche (Reagans – die Red.), diese Aktionen mit einem Interesse am Schutz der Demokratie in einem fremden Staat zu begründen, wohl ein Element dar, das in der ganzen Angelegenheit die größte Besorgnis hervorruft. Im Grunde genommen verkündet Reagan eine absolut neue amerikanische Doktrin in der Außenpolitik. Hiermit ist ein ziemlich ungewöhnlicher Präzedenzfall gegeben, der dazu herhalten kann, militärischen Aktionen der Vereinigten Staaten in anderen Weltregionen ,gesetzliche Kraft‘ zu verleihen, wenn Reagan beschließt, man müsse demokratische Institutionen in der Gestalt retten, wie er sie auffaßt."

Reagan widerlegt Reagan

"Demokratie kann nicht von außen aufgezwungen werden." (Beim Empfang im Weißen Haus für die Teilnehmer der "Internationalen Konferenz für freie Wahlen" am 9.11.1982) "Gemeinsam mit unseren Verbündeten und Freunden in der NATO, in Asien, in Lateinamerika und in anderen Weltregionen verteidigen wir entschieden die Sache des Friedens und der Freiheit ..." "An der Seite unserer Verbündeten sehen wir uns darin bestärkt, daß die Kraft unserer gemeinsamen demokratischen Werte unversiegbar ist." (Botschaft "Über die Lage der Nation" vom 25.1.1983)

"Wir unternahmen diese entschiedene Aktion, um zur Wiederherstellung demokratischer Institute auf Grenada zu verhelfen." (Erklärung vom 25.10.1983)

"Die USA müssen ihre Verbündeten bis zum Letzten unterstützen, selbst wenn es sich dabei um ein rechtsorientiertes oder faschistisches Regime handelt." (Interview für die italienische Wochenschrift Settimana le vom 20.1.1981) Reagan und sein Team brauchen das Gerede vom "Schutz der Demokratie", um den US-Terrorismus in der internationalen Arena zu verteidigen. Der Korrespondent Ronald Steel schreibt in der New York Times, daß dem Oberhaupt der Washingtoner Administration wahre "Sorge" um das Schicksal der Demokratie fernliegt. Er stellt fest: In Mittelamerika und im Karibischen Raum "wimmelt es nur so von Messerhelden, u. a. von solchen, die besonders grausam sind. Sie befinden sich an der Macht auf dem benachbarten Haiti, schon gar nicht zu sprechen von El Salvador, in dem die Killer, die wir unterstützt haben, in den letzten vier Jahren an der Ermordung von etwa 37 000 Zivilisten beteiligt waren, was beinahe ein Drittel der gesamten Bevölkerung Grenadas ausmacht". Ferner schreibt Ronald Steel: "Wie ich denke, werden wir auf die Befreiung dieser und anderer befreundeter Länder vergeblich warten." (Gemeint sind offensichtlich die faschistischen Regimes in Chile, Paraguay und Guatemala – die Red.) Wenn dem aber so ist, so hat Reagan geheuchelt. Darüber hinaus hat er das amerikanische Volk beleidigt, indem er meinte, er habe es mit Dummköpfen zu tun. Er hat veranlaßt, in Grenada einzumarschieren, weil er zeigen wollte, daß die Vereinigten Staaten zu Gewaltanwendung bereit sind, um ihnen nicht genehme Regierungen loszuwerden."

"Das Weiße Haus ... versucht zu beweisen, daß die Invasion in Grenada zur Rettung der Demokratie unternommen worden sei", schrieb die englische Zeitung Daily Mirror. "Doch selbst in den Vereinigten Staaten wird dem kein Glauben geschenkt ... Die amerikanische Invasion ist gesetzwidrig."

Die Lüge von einer "Basis des Terrors"

Einige Tage nach der Landung der Marineinfanterie auf Grenada war die Reagan-Administration gezwungen, die Garnitur ihrer "Argumente" schnellstens zu ergänzen. Dabei griff sie auf die alten Argumente zurück, daß die "Machenschaften" der UdSSR und Kubas auf der Insel die Sicherheit der USA und der anderen Länder der Region "gefährdeten", u. a. begannen offizielle Personen von "zwei" wie auch immer gearteten "Bataillonen kubanischer Truppen" auf Grenada zu sprechen. Wie es in diesem Zusammenhang in der New York Times hieß, hatte sich das "Reagan-Team" zu einem derartigen Schrift "angesichts der scharfen Kritik innerhalb des Landes wie auch im Auslande" entschlossen. Das also machte dringend eine zusätzliche Lüge, einen weiteren Betrug erforderlich.

Bald schloß sich auch der US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger dieser Sache an. Auf der Pressekonferenz am 28. Oktober erklärte er: "Die USA haben ausreichende Beweise dafür erhalten, daß Kuba die Insel in eine ,Basis des Terrors‘ verwandeln wollte. Wenn man so viele Waffen und Ausrüstungen anliefert, wird es vollkommen klar, daß man dies mit dem Ziel macht, die Insel in eine Basis zu verwandeln. Wir haben interveniert, bevor dies geschah", erklärte der Chef des Pentagons.

Völlig absurd wirkte die Erklärung des Führers der republikanischen Mehrheit im Senat, Howard Baker: "Meiner Ansicht nach waren es die Kubaner, die auf Grenada eingedrungen sind, die amerikanischen Truppen haben dieses Land befreit. ... Wir sind exakt, durchdacht und gesetzrechtmäßig vorgegangen, als wir dort gelandet sind und das Land von der Last der kubanischen und russischen Überfremdung befreit haben."

Aber auch dieser neue Winkelzug mit der Lüge von einer "sowjetisch-kubanischen Basis" blieb erfolglos. "Auf Grundlage von Recherchen, einschließlich des am 28. Oktober durchgeführten Hearings zweier hochgestellter offizieller Personen der Administration, "gelangten die Senatoren zu dem Schluß, daß die Tatsachen über die Tätigkeit Kubas auf Grenada nicht die Richtigkeit der Erklärungen bestätigen, Kuba wollte die Insel jeden Augenblick besetzen oder sie in eine Basis zum Export von Terrorismus und Revolution verwandeln", schrieb die New York Times.

Der Senator Patrick Moynihan und andere Mitglieder des Geheimdienst-Sonderausschusses des Senats zogen die Erklärung der Regierung über die auf der Insel entdeckten Waffenlager in Zweifel. "Wir haben gehört, Grenada sei ein Waffenarsenal der Sowjetunion und Kubas", sagte Senator Moynihan. "Heute aber schlage ich die Zeitung auf und lese, daß viele Waffen, die dort aufbewahrt werden, vor 100 Jahren hergestellt worden sind und daß es sich dabei um wertvolle historische Exponate, u. a. um Karabiner aus dem 19. Jahrhundert, handelt."

Quelle: Juri Alexandrow, Juri Gwosdew, Grenada: US-Terrorismus in Aktion, Dokumente, Fakten, Kommentare, APN-Verlag Moskau 1984.

Rotfuchs
Rotfuchs, 04.02.2023



Nicht vergessen - Grenada 1983

Nicht vergessen - Grenada 1983


1983 griff die US Army unter dem Code "Urgent Fury" Grenada an, nachdem dort die Regierung Bishop, durch eine linksextreme Gruppe gestürzt worden war. Die Invasion wurde beendet, als eine USA-hörige Regierung die Macht übernommen hatte. Mit dieser Militäraktion wurde wieder einmal für ganz Lateinamerika ein Exempel statuiert. Sie reihte sich ein in eine bis dahin schon große und danach weiter erheblich aufgestockte Anzahl von Kriegshandlungen der USA.

FG-Shop:
Nicht vergessen - Grenada 1983