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Viele Gründe zum Feiern
60. Jahrestag der Revolution. Landesweit Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen.
In Kuba gehen die Feiern zum Jahreswechsel am heutigen Montag in zahlreiche Veranstaltungen zum 60. Jahrestag des Sieges der Revolution über. Traditionell wird das neue Jahr um Mitternacht mit 21 Salutschüssen von der Festung San Carlos de la Cabaña über der Hafeneinfahrt der Hauptstadt begrüßt. Am Dienstag findet auf dem Friedhof Santa Ifigenia in Santiago de Cuba um 17 Uhr in Anwesenheit von 1.000 Bürgern aus der Region der zentrale Festakt zum Jubiläum statt. Der Ort sei wegen seiner symbolischen Bedeutung für das Land und die Revolution ausgewählt worden, erklärte Lázaro Expósito Canto, der Erste Sekretär der Kommunistischen Partei Kubas in der Provinz Santiago. Dort wird die Urne mit der Asche des Revolutionsführers Fidel Castro in einem riesigen Felsblock aufbewahrt. Auch die sterblichen Überreste des Nationalhelden José Martí und des in Kuba als »Vater des Vaterlandes« bezeichneten Gründers der 1869 im Untergrund gebildeten ersten Republik, Carlos Manuel de Céspedes, ruhen hier.
Der 1. Januar 1959 habe für Kuba eine Zeitenwende eingeleitet, schrieb die Gewerkschaftszeitung Trabajadores am 25. Dezember. An jenem Tag hatte Fidel Castro 1958 der kubanischen Bevölkerung vom Balkon des Rathauses in Santiago de Cuba aus versprochen, dass künftig alle Bürger ein Recht auf Bildung, Gesundheitsversorgung und Teilhabe am sozialen Leben haben würden. Castro warnte die jubelnden Menschen zugleich davor, sich Illusionen hinzugeben. »Die Revolution beginnt jetzt, die Revolution wird keine leichte Aufgabe sein, die Revolution wird ein hartes Unternehmen voller Gefahren sein«, erklärte Castro. Eine Woche später zog er an der Spitze der siegreichen Rebellenarmee – nach einem Triumphzug durch die Insel – in die Hauptstadt Havanna ein. Dort fallen die Feiern in diesem Jahr mit den Vorbereitungen zum 500. Jahrestag der Stadtgründung am 16. November 1519 zusammen. Havanna ist laut Trabajadores deshalb das Zentrum der kulturellen Aktivitäten zum Jahreswechsel und zum Revolutionsjubiläum. Bereits seit Tagen wird allerdings in ganz Kuba kräftig gefeiert. Landesweit finden auf öffentlichen Plätzen und in Kulturhäusern Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen statt.
In Kuba gibt es auch zu diesem Jahreswechsel viele Gründe zum Feiern. Die US-Blockade wurde verschärft, Geldüberweisungen nach Kuba werden weiter erschwert, dennoch konnte die Insel ihr alternatives Gesellschaftsmodell auch 2018 verteidigen. Während in mehreren Ländern Mittel- und Südamerikas Arbeitslosigkeit, Armut und Unterdrückung nach der Machtübernahme rechter Regierungen extrem zunehmen, gelten für die Bürger Kubas weiterhin die vor 60 Jahren erkämpften Freiheiten und sozialen Errungenschaften. Kubaner kennen keine Massenentlassungen, sozialen Kahlschlagprogramme oder Vertreibung aus ihren Wohnungen. Sie müssen sich weder vor Todesschwadronen noch vor mordenden Polizei- und Militäreinheiten oder Drogenkartellen fürchten.
Zum Abschluss der diesjährigen Parlamentssitzungen am 22. Dezember bezeichnete Präsident Miguel Díaz-Canel die 2018 vollzogenen Veränderungen als eine »entscheidende Phase in der Geschichte der Kubanischen Revolution«. Es sei das Jahr, in dem »eine neue Generation (…) die Leitung übernahm« und die das Glück habe, dass die alte Generation ihr weiter beistehe, sagte der seit April amtierende Staats- und Regierungschef. Er beendete seine Rede mit den von Fidel Castro geprägten Schlussworten: »Hasta la victoria siempre! Partia o Muerte! Venceremos!«
Mit den Kubanern feiern in diesen Tagen fortschrittliche Menschen in allen Teilen der Welt den 60. Jahrestag der Revolution. In Berlin laden die Tageszeitung junge Welt in Kooperation mit »Cuba Sí« und der kubanischen Botschaft am heutigen Montag zur »Fiesta Cubana Silvester 2018« ein. Auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz findet am Nachmittag des 12. Januar die Manifestation »60 Jahre Revolution – Gegenkultur auf Kuba« statt. Teilnehmer sind unter anderem der Liedermacher Eduardo Sosa, die Europaverantwortliche der internationalen Abteilung des ZK der Kommunistischen Partei Kubas Nieves Iliana Hernández sowie der Schriftsteller und ehemalige Kulturminister Kubas Abel Prieto, der mehrere Jahre auch Berater von Raúl Castro war.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
Junge Welt, 31.12.2018