Nachrichten aus und über Kuba
Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.
Die Lateinamerikanische Medizinschule
Ein visionäres und humanistisches Projekt.
Die Studenten, Dozenten und weitere Mitarbeiter der Lateinamerikanischen Medizinschule (ELAM) sandten aus Anlass des 15. Jahrestages der Errichtung einer Anerkennungsurkunde an den historischen Revolutionsführer Fidel Castro und den Präsidenten Raúl Castro. Sie ehrten damit deren Beispiel an Solidarität, Altruismus und unermüdlicher Arbeit für eine gerechte Welt.
Am 15. November 1999 hatten junge Menschen aus Guatemala, Nicaragua, El Salvador, Honduras, Mexiko und anderen Teilen des Kontinents die Institution im Westen der Hauptstadt eingeweiht, wo sich früher die Akademie der Seestreitkräfte "Granma" befunden hatte. Ihre Gründung war eine Antwort auf die erhöhte Nachfrage nach Ärzten, die durch die Katastrophe offenkundig wurde, welche die Zyklone George und Mitch in Mittelamerika verursacht hatten, mit einer Bilanz von ca. 10.000 Toten und Verschwundenen und über einer Million Obdachlosen.
Auf der politisch-kulturellen Veranstaltung aus Anlass des Jahrestages versicherte Rektor Rafael González Ponce, dass die Institution ihre Mission erfüllt habe, Ärzte für die primäre Gesundheitsversorgung mit hohem wissenschaftlichem, humanistischem und ethischem Niveau auszubilden, die in der Lage sind, entsprechend den Bedürfnissen der Region und der nachhaltigen Entwicklung ihrer Menschen zu handeln.
An der ELAM studieren Jugendliche aus Ozeanien, Eurasien, Afrika und Amerika – einschließlich der Vereinigten Staaten -, die nach sechsjährigem Studium wieder in ihre Heimatgebiete zurückkehren. Die Absolventen sind außerdem berechtigt, kostenfrei ihre erst Facharztausbildung abzulegen.
Gegenwärtig sind 6.075 junge Menschen aus 117 Ländern immatrikuliert. Ihre Forschungsarbeiten werden von erfahrenen Dozenten und renommierten Ärzten betreut.
Aufnahmebedingung für das Bildungszentrum sind der Abiturabschluss und ein Alter unter 25 Jahren. Die Bewerber müssen aus bescheidenen Verhältnissen kommen und sie dürfen keine Behinderung für die Ausübung eines medizinischen Berufes haben.
Aussagen von Absolventen
Die peruanischen Schwestern Margot und Lin Blas Aedo gehören zu den 24.486 Ärzten, die die Ausbildung in der Institution absolviert haben. Erstere erzählt, dass sie nach ihrem Abitur in Lima im Jahr 2000 über den Rundfunk und mehrere Internetseiten von der Studienmöglichkeit erfahren hatte.
Im folgenden Jahr wurde auch ihre Schwester Lin unter den Tausenden Kandidaten ausgewählt. Sie trafen in Havanna zusammen und es war ein glückliches Gefühl, begleitet und jederzeit unterstützt zu sein. Nach Abschluss des Studiums kehren sie zur Ableistung des Sozialdienstes in ihre Heimat zurück, entschieden sich aber dann für die Ausbildung zu Fachärztinnen für Allgemeinmedizin in Kuba. Für sie ist die Insel das Land, in dem sie sehr solidarische Menschen kennen gelernt haben, die jederzeit bereit sind, ihnen zu helfen.
Carlos Julio Franco Díaz lebt in der Gemeinde Riosucio im Komumbiens Provinz Caldas. Er erhielt im Jahr 2012 sein Diplom an der Fakultät für Medizinische Wissenschaften "Zolyo Marinillo" von Las Tunas und kehrte dann in seine Gemeinde zurück. "Wir haben von einem Gesundheitssystem gelernt, das von der Grundversorgung der Bevölkerung ausgeht, bei dem der Schwerpunkt auf die Verhütung von Krankheiten gelegt wird. Wir haben gesehen, dass die Sekundär- und Tertiärversorgung in Krankenhäusern und spezialisierten Einrichtungen von hochqualifizierten Fachkräften durchgeführt wird. Im Fall eines gefährdeten Patienten in Kuba werden alle Kräfte mobilisiert und alle erforderlichen Fachärzte wie Internisten und Chirurgen einbezogen."
In Bogotá berichtete der 28järhige Carlos Jaramillo Varcácel von seinem Studium an der Fakultät "José Asef Yara", in der zentralen Provinz Ciego de Avila. Er und Carlos Julio äußerten tiefe Dankbarkeit für die Gelegenheit, ein Medizinstudium zu absolvieren. Sie sprachen mit Sehnsucht von ihrer Studienzeit und wünschen sich, nach Kuba zurückzukehren, um sich mit ihren Lehrern auszutauschen, mit kubanischen Familien zu unterhalten und mit Freunden aus anderen Ländern zusammen zu sein.
Richard Villalba und seine Frau Sandra Ibarra haben ihr Studioúm in Kuba absolviert, aber kennen gelernt haben sie sich in ihrem Herkunftsland Argentinien, wo sie auch geheiratet haben. Jetzt arbeiten sie in verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und bieten kostenlosen Service in einem Gemeindeprojekt mit dem Namen Tatu (Pseudonym von Ernesto Che Guevara in Afrika).
Richard berichtete, dass er an der ELAM zusammen mit anderen jungen Menschen aus Lateinamerika und Afrika und auch aus den Vereinigten Staaten studierte. Er erwähnt den kulturellen Reichtum, den er erlebt hat und erinnert speziell an die Runden am Lagerfeuer, wo die Studenten verschiedener Ethnien auf Trommeln spielten und Volkslieder ferner und unbekannte Regionen sangen.
Auch für Sandra ist diese Zeit unvergesslich. "Ich habe unzählige Erinnerungen, eine reiche Erfahrung aus akademischer Sicht und in Bezug auf die Integration. Die Studienzeit half mir zu reifen und markierte meine Persönlichkeit. Ich lebte mit Brasilianerinnen und Ecuadoriannerinnen zusammen. Ich nahm an kulturellen Veranstaltungen teil und gehörte zum Volleyball-Team, das bei den medizinischen Meisterschaften antrat." Die argentinische Ärztin zögerte nicht, den Haitianern solidarische Hilfe zu bieten, nach dem verheerenden Erdbeben, das dieses Land im Januar 2010 heimsuchte.
Peruanische Ärzte begingen den 15. Jahrestag der ELAM mit einer Kampagne zur Gesundheitsvorsorge. Nach einem Festakt in Bolivien erklärte die Vize-Gesundheitsministerin Ariana Campero (Absolventin des Jahres 2011), dass die Einrichtung, Fachkräfte ausbildet, die aus den am meisten vernachlässigten Sektoren kommen. Sie sind die Ärzte der Zukunft, die wahrscheinlich in ihren Heimatländern nicht in der Lage gewesen wären, Medizin zu studieren, weil dieser Studiengang auf dem Kontinent so elitär ist."
Zugleich betonte sie: "Es sind viele Faktoren, die die ELAM zu einem visionären und schönen Projekt für alle mache."
Verwirklichung eines Traums
Die ELAM ist Teil des Umfassenden Gesundheitsprogramms (PIS), mit dem Kuba 66 Ländern solidarische medizinische Zusammenarbeit bietet.
Innerhalb dieses Programms werden auch jedes Jahr in Venezuela, Bolivien, Angola, Tansania, Guinea-Bissau, Äquatorial-Guinea und Osttimor etwa 29.000 ausländische Studenten in Studiengängen der Medizin, der Krankenpflege und der Gesundheitstechnologie ausgebildet.
1963 hatte die Karibikinsel das erste Ärzteteam nach Algerien entsandt. Seitdem hat sie vielen armen Völkern Hilfe geleistet, wie jetzt in Guinea Conakry, Liberia und Sierra Leone, die von einem schweren Ebola-Ausbruch betroffen sind.
Der kubanische Gesundheitsminister Roberto Morales sagte auf der 67. Tagung der Weltgesundheitsorganisation in Genf, dass ein Land seit dem Sieg der Revolution im Jahre 1959 dazu beigetragen habe, durch den Einsatz von 135.000 Fachleuten die Gesundheit in mehr als 120 Ländern des Planeten zu verbessern. Gegenwärtig sind mehr als 50.000 Mitarbeiter des kubanischen Gesundheitswesens im Ausland tätig.
Nuria Barbosa León
Granma Internacional, 15.12.2014