Nachrichten aus und über Kuba
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Immer dasselbe Schema
Putsch in Ukraine, Unruhen in Venezuela: Kubas Contras hoffen auf Dominoeffekt.
Kubas Contras fühlen sich durch den Staatsstreich in Kiew und die gewaltsamen Proteste in Caracas angespornt. »In Kuba muß das Gleiche geschehen wie in der Ukraine und in Venezuela«, erklärte Berta Soler, die Chefin der »Damen in Weiß« in einem Internetforum der ultrarechten spanischen Tageszeitung ABC. Auch andere Gegner des kubanischen Systems verstärkten in den vergangenen Tagen ihre verbalen Angriffe auf die Regierung.
Die im Westen vielzitierte Yoani Sánchez verbreitete schon am 20. Februar im Internet die etwas verklausulierte aber dennoch klare Aufforderung ihres Twitter-Freundes Henry Constantin: »Mein Herz ist bei den Jugendlichen in Venezuela. Schaut auf sie, junge Leute in Kuba. Sie zeigen den Ausweg aus unseren grauen Regierungen.« Kurz darauf mutmaßte sie, »an der Plaza de la Revolución«, dem Sitz des Zentralkomitees der KP Kubas, dürfte schon »große Nervosität« herrschen. Auch den Staatsstreich in der Ukraine interpretierte die von US-amerikanischen und europäischen Diensten und Stiftungen ausgehaltene »Bloggerin« im Sinne ihrer Auftraggeber. »Ein weiteres Volk, das sich eines Despoten entledigt«, twitterte sie am 24. Februar.
»Hablemos Press«, eine von der US-Interessenvertretung in Havanna (SINA) aufgebaute und angeleitete Gruppe »unabhängiger Journalisten«, lieferte als Rechtfertigung für derartige Sympathiebekundungen eine Erklärung, die zugleich das Demokratieverständnis der Autoren offenbart. »Bei den letzten Wahlen in Venezuela hat das Volk seine Zustimmung zur Demokratie in einer Abstimmung zugunsten des Oppositionskandidaten Henrique Capriles gezeigt«, behaupten sie wahrheitswidrig. Den propagandistischen Zweck solcher Lügen offenbart der »unabhängige Journalist« Mario Hechavarria Driggs auf der Internetseite der Gruppe: »Wir sind im Moment noch in Wartestellung, jetzt ist es Venezuela, das in Flammen steht.«
Hinter derartigen Verbalattacken steckt mehr als die Wichtigtuerei einiger in der kubanischen Gesellschaft weitgehend unbekannter und unbedeutender Agenten. Das zeigt die ernster zu nehmende Begleitmusik einflußreicher Politiker und Terroristen in den USA. In der vergangenen Woche forderten unter anderem der Gouverneur des Staates Florida, Rick Scott, der demokratische Senator Bob Menéndez sowie dessen republikanischer Kollege Marco Rubio von US-Präsident Barack Obama Sanktionen gegen die gewählte Regierung in Venezuela und deren Mitglieder zu verhängen. Dazu passend durfte der Terrorist und Massenmörder Luis Posada Carriles, dessen Auslieferung an Caracas die US-Administration seit Jahren verweigert, auf einer Veranstaltung im Miami Dade College, der größten Universität Floridas, öffentlich erklären: »Kuba wird bald frei sein, und ich werde dafür auf allen Bühnen kämpfen, auch in Venezuela.«
Noch ist der Schulterschluß der kubanischen Systemgegner mit den Extremisten in Venezuela und der Ukraine mehr Wunsch als Realität. Doch die Aktionsmuster folgen immer dem gleichen Schema. Der Unterschied besteht nach Einschätzung des venezolanischen Analysten Orlando Labrador lediglich darin, daß in der Ukraine der Staatsstreich bereits erfolgt sei, während es in Venezuela noch um die Destabilisierung der Regierung gehe. »In beiden Fällen spricht eine Minderheit im Namen der Mehrheit. Und sie hat nur deswegen Erfolg, weil sie großzügig vom Ausland finanziert wird«, erklärte Labrador am Freitag in einem Interview mit dem Moskauer Auslandsrundfunk Stimme Rußlands. Drahtzieher seien dabei die Europäische Union und die USA, die ihre wirtschaftlichen und militärischen Einflußgebiete rücksichtslos zu erweitern versuchten.
Veröffentlichung |
Voker Hermsdorf
junge Welt, 04.03.2014