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Der zweite

USA: Fernando González kommt frei. Dann sitzen noch drei der »Cuban Five« in Haft

Fernando González will sich nach seiner für den morgigen Donnerstag angekündigten Entlassung aus dem Gefängnis in Arizona mit ganzer Kraft für die Freiheit seiner drei dann noch in den USA festgehaltenen Kampfgefährten engagieren. Das kündigte er in einem am Montag veröffentlichten Interview an, das er mehreren Bloggern seiner Heimat gewährte. González gehört zu den als »Cuban Five« international bekannt gewordenen fünf Kubanern, die im Süden der USA antikommunistische Gruppierungen unterwandert hatten, um Terrorpläne gegen Menschen und Einrichtungen in ihrer Heimat auszukundschaften und deren Durchführung zu verhindern. Im September 1998 wurden die fünf von der US-Bundespolizei FBI verhaftet und anschließend in Gerichtsverfahren, die weltweit als »unfaire Schauprozesse« kritisiert wurden, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Erst nach 13 Jahren in US-Gefängnissen wurde René González als erster der fünf im Oktober 2011 »auf Bewährung« aus der Haft entlassen, durfte aber erst im Mai letzten Jahres nach Verzicht auf seine US-amerikanische Staatsangehörigkeit endgültig nach Kuba zurückkehren. Er setzt sich seitdem mit großer Energie für die Freilassung seiner anderen Genossen ein. In einem vergangene Woche veröffentlichten Interview sagte René González der US-Nachrichtenagentur AP, er freue sich darauf, Fernando – mit dem er trotz des gemeinsamen Nachnamens nicht verwandt ist – bald an seiner Seite im Kampf für die Freilassung der drei weiter in den USA festgehaltenen Kameraden zu haben. Deren Gefängnisstrafen betragen knapp 22 Jahre im Fall von Antonio Guerrero, 30 Jahre bei Ramón Labañino und zweimal »lebenslänglich« plus 15 Jahre für Gerardo Hernández.

In seinem Interview mit den kubanischen Bloggern, das unter anderem auf der Internetseite ISLAmía veröffentlicht wurde, erklärte Fernando González, er fühle sich persönlich nicht als Held, obwohl ihm und den anderen vier dieser Ehrentitel verliehen worden ist. »Ich habe nur das getan, was Millionen andere Kubaner auch unternommen hätten, um das Leben der Menschen und unser Land zu schützen.« Er fühle sich auch nicht bestraft, sondern privilegiert, weil er die Chance gehabt habe, die kämpferischen Traditionen seines Volkes zu verteidigen. Er zeigte sich beeindruckt von der internationalen Solidaritätsbewegung für die »Cuban Five«. Es bewege ihn sehr, welche Anstrengungen Menschen weltweit unternehmen, um ihn und seine vier Genossen zu unterstützen. Ein Höhepunkt in diesem Jahr sei die für den 7. und 8. März in London geplante internationale Anhörung, an der sich hochrangige Persönlichkeiten aus aller Welt beteiligen. Zur Unterstützung dieses Tribunals hatten nach wenigen Wochen bereits mehr als 5000 Menschen aufgerufen.

Vom 4. bis 11. Juni findet außerdem in Washington die dritte Solidaritätswoche für die kubanischen Helden statt. »Bisher ist es immer so gewesen, daß die nordamerikanische Regierung bei sozialen Auseinandersetzungen und bei gravierenden Ungerechtigkeiten ihre Position nur dann verändert hat, wenn es ihr politisch zweckmäßig erschien oder wenn es ihr mehr schadete, einen Zustand beizubehalten als ihn zu verändern«, sagte Fernando González. Deshalb halte er Aktivitäten wie die in London und Washington für sehr wichtig und hoffe, daß der Boykott der großen Medien in den westlichen Ländern, die den Skandal der unverhältnismäßigen Bestrafung der fünf Kubaner weitgehend verschweigen, dadurch etwas aufgebrochen werden könne. Da die Gerichtsverfahren gegen die »Cuban Five« politisch beeinflußt wurden, könne die Freiheit der nach seiner Freilassung noch inhaftierten drei Compañeros auch nicht auf juristischem Weg, sondern nur durch weltweiten politischen Druck erreicht werden.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf, Havanna
junge Welt, 26.02.2014