Grußwort der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba
an die Jugendkonferenz des Netzwerk Cuba am 24.6. 2017
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kuba-Jugendkonferenz, am 8. Oktober jährt sich zum 50. Mal die Ermordung von Ernesto Guevara de la Serna, für uns alle nur bekannt als "Che". Sein berühmtes, von Alberto Korda eingefangenes Portrait ist zu einem Bestseller geworden und hat sich über die ganze Welt verbreitet. Auch wenn nicht immer klar ist, was genau die vorwiegend jungen Menschen, die den Che auf ihrer Brust tragen oder sich teilweise sogar tätowieren lassen, mit seinem Abbild verbinden, so ist er doch bis heute ein Symbol für revolutionären Aufbruch, Rebellion, Herausforderung des Establishments, alles Tendenzen, die üblicherweise mit der Jugend identifiziert werden. Kubas derzeitige Situation scheint dagegen nicht unbedingt mit der revolutionär-romantischen Zeiten zusammen zu passen, aus denen das Che-Abbild stammt. Das Land steckt in einem schwierigen Umdenkprozess, mit Fidel Castro ist eine der größten historischen Figuren des letzten Jahrhunderts gestorben, und wo früher Guerillakampf und Alphabetisierungskampagnen faszinierten, wirbt das Land heute für höhere Investitionen von kapitalistischen Unternehmen.
Dabei ist das sozialistische Kuba heute auf dieser Welt von größerer Wichtigkeit denn je. Die kubanische Revolution ist der Beweis, dass die Welt nach anderen Maßgaben gestaltet werden kann als nach der Maximierung des Profits und der Gier nach unbegrenzter Machtkontrolle. Das sozialistische Kuba steht für die Entscheidung eines Volkes, sich seine Würde und seine Selbstbestimmung auch nicht durch die größten Drohungen, Erpressungen und Aggressionen nehmen zu lassen. Wenn Kuba dem US-Imperialismus (und den anderen) Kontra gibt, fiebern die Länder des Südens mehr oder weniger offen mit. Das hat sich in einem halben Jahrhundert nicht geändert, und das wird sich auch nicht ändern. Die kubanische Revolution steht seit über einem halben Jahrhundert an der antiimperialistischen Front und verteidigt dabei die bewusst fortschrittlichen Länder mit, wie Venezuela, aber auch die vielen Länder, die Kubas Positionen teilen, sich dies aber nicht öffentlich zuzugeben trauen, und sogar die Länder im Hinterland, denen ein Begriff von den internationalen Konflikten fehlt.
Wir sind die älteste Kuba-Solidaritätsorganisation in Deutschland und sind uns gerade deshalb bewusst, wie wichtig es ist, junge Menschen für die Solidarität mit Kuba zu gewinnen. Wir sind selbst stolz darauf, maßgeblich am Proyecto Tamara Bunke beteiligt zu sein, über das Dutzenden von jungen Menschen mehrmonatige Aufenthalte in Kuba ermöglicht wurden und welches Euch ja auch im Rahmen dieser Konferenz vorgestellt wird. In diesem Sinne sind wir den Organisatorinnen und Organisatoren dieser Konferenz dankbar und ganz besonders Euch, die Ihr an ihr teilnehmt. Ihr könnt einen Beitrag dazu leisten, dass das Portrait von Che Guevara wieder mit einem eindeutigen Inhalt verbunden wird. Weniger mit langen Bärten und fetten Zigarren (wobei hier die Geschmäcker natürlich verschieden sein können), umso mehr dafür mit der Einsicht, dass man in jeder Lage kämpfen kann, und dass es sich lohnt, dies zu tun. Ja, es lohnt sich, dazu beizutragen, Kuba zu verteidigen, und Venezuela gleich mit. Es lohnt sich, so wie der Che zu werden, wie es die kubanischen Pioniere schwören. Es lohnt sich, Solidarität zu leben, es lohnt sich, Internationalist zu sein, es lohnt sich, sich die Sehnsucht nach einer gerechten Welt, einem guten Leben für alle nicht wegnehmen zu lassen. Es lohnt sich übrigens auch, sich zu organisieren, wozu wir Euch einladen, sei es bei der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, sei es bei einer anderen Kuba-Solidaritätsorganisation. Für das sozialistische Kuba, für eine andere Welt.
Wir wünschen Euch eine erfolgreiche Konferenz.
¡Viva la Revolución!
Bundesvorstand der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba
Köln, 24. Juni 2017