Dokumente aus Kuba
Dokumente, Regierungserklärungen, Reden und Reflektionen, Erklärungen des kubanischen Außenministeriums, Veröffentlichungen der Nationalversammlung, Berichte der kubanischen Regierung sowie Beiträge Kubas vor den Vereinten Nationen.
"Es wird immer eine Ehre sein, das Heimatland von Nelson Mandela zu besuchen"
Rede von Miguel Mario Díaz-Canel Bermúdez, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident der Republik, anlässlich der Solidaritätsveranstaltung im Freedom Park, Südafrika, am 23. August 2023, "65. Jahr der Revolution".
In Kuba gibt es ein Lied, in dem es heißt: Kuba, wie schön ist Kuba /Wer es verteidigt liebt es noch mehr und das hat viel mit Ihnen zu tun, denn Sie lieben Kuba, und deshalb ist Kuba noch schöner, weil Sie es verteidigen (Beifall).
Ihr wisst nicht, wie viel Energie ihr uns mit euren schönen Liedern, mit euren kraftvollen und schönen Stimmen gebt!
Liebe Vorsitzende des Freedom Park Komplexes, Hlengiwe Mgabadelli;
Liebe Direktorin dieses Komplexes, Jane Mufamadi;
Liebe Freunde und Führer der Kuba-Solidaritätsbewegung in Südafrika, der Allianz Tripartita, Mapaila, Mbalula, Luvuno, Sie alle;
Liebe Landsleute, die hier als Mitarbeiter ihren Dienst versehen und liebe und geschätzte Kubaner, die in Südafrika leben,
liebe Freunde und Genossen,
kurz gesagt: sisters and brothers,
Im Namen unseres Volkes danke ich Ihnen für den herzlichen Empfang in Südafrika und für Ihre aufrichtigen Bekundungen der Unterstützung und Solidarität gegenüber Kuba.
Wir haben unseren Besuch in dieser wunderbaren Schwesternation heute begonnen, indem wir wenige Stunden nach unserer Ankunft Kubas liebem Freund Nelson Mandela und den kubanischen Helden die Ehre erwiesen, die im Kampf für die Befreiung Afrikas gefallen sind, und nun sind wir sehr bewegt, mit Ihnen zusammen bei dieser beeindruckenden Veranstaltung zu sein.
Es wird immer eine Ehre sein, das Heimatland von Nelson Mandela, von Joe Slovo, von Chris Hani, von Oliver Tambo, Walter und Albertina Sisulu, von Winnie Mandela und den vielen Helden und Heldinnen zu besuchen, die Verfolgung, Gefangenschaft, Folter, Demütigung und Beleidigung erlitten haben, aber nie den Kampf für die Würde ihres Volkes aufgegeben haben und späteren Generationen ein neues Land, frei von Hass und Ausgrenzung, vermachen wollten.
Dieses Treffen ist sehr bewegend, weil es im emblematischen Park der Freiheit, Freedom Park stattfindet, einem monumentalen Komplex voller Symbolik, in dem wir den freiheitlichen Geist all derer spüren können, die für ein Afrika ohne andere Herren als die Afrikaner selbst und für ein vereintes und integriertes Südafrika gekämpft haben, ohne unmenschliche Trennungen, ohne Segregationismus oder demütigenden Rassismus.
Kuba kann nicht einfach nur ein weiterer Besucher im Freedom Park sein, denn dies ist auch ein Ort der Ehrung für die kubanischen Internationalisten, die ihr Leben in den Dienst einer edlen und gerechten Sache gestellt haben: den Kämpfen für die vollständige Entkolonialisierung des afrikanischen Kontinents und für das Ende des schändlichen Apartheidregimes.
Ihnen und allen Helden der Taten, die hier gewürdigt werden, haben wir als erste Handlung auf südafrikanischem Boden die Ehre erwiesen. Ohne das Heldentum, ohne die Opfer, ohne das Engagement all derer, deren Namen hier eingraviert sind, sähe die Geschichte dieses Landes und dieses Kontinents definitiv anders aus, und die Welt würde nicht mit dem Respekt auf das neue Südafrika blicken, den sie ihm entgegenbringt und den sich sein Volk erkämpft hat, indem es fair und ehrlich für die Rechte gekämpft hat, die ihm jahrhundertelang genommen wurden.
Für Kuba, das Che als seinen Sohn betrachtet, bedeutet es viel zu wissen, dass er zu den internationalen Führungspersönlichkeiten gehört, die hier geehrt werden, und dass Fidels Name 2017 zu den 2 288 in Afrika gefallenen kubanischen Kämpfern hinzugefügt wurde, die seit der Einweihung des Parks im Jahr 2012 aufgelistet sind.
Fidel und Che sind Paradigmen des kubanischen Internationalismus und Architekten der Beziehungen unseres Landes zu Afrika seit dem Sieg der kubanischen Revolution.
Mehr als einmal haben wir uns mit Fidels Stimme als stolze Lateinafrikaner bezeichnet. Und im Einklang mit der Anerkennung dieser Identität hat die Regierung aktiv Initiativen zugunsten der Völker dieses Kontinents und für die Verteidigung Afrikas in allen möglichen Szenarien gefördert.
Der bescheidene kubanische Beitrag, der hier zusammen mit den Tausenden von Landsleuten, die seit 1963 in internationalistischen Missionen in Afrika tätig sind, anerkannt wird, war und wird auch weiterhin ein aufrichtiger und freiwilliger Ausdruck unseres Interesses sein, unsere Schuld gegenüber der Menschheit zu begleichen, gegenüber dem Teil der Menschheit, aus dem wir als Völker hervorgehen, die sich der Freiheit und der menschlichen Emanzipation verschrieben haben.
Mehr als eine Million afrikanischer Kinder wurden nach Kuba verschleppt und zu Sklaven gemacht. Sie haben das kubanische Erbgut mit ihren Eigenheiten bereichert und entscheidend zur Bildung unserer Identität als Volk beigetragen. Ihre angestammte Kultur, ihre Religionen, ihre Bräuche tragen Kraft, Farbe, Widerstand und Kreativität zu dem mächtigen Ajiaco bei, der wir sind.
"Alles vermischt sich", sagte Nicolás Guillén, Kubas Nationaldichter und persönlicher Freund einiger der prominentesten afrikanischen Führer, die er in Paris oder Havanna traf.
Die Mischung aus afrikanischen Sklaven, europäischen Eroberern und asiatischen Auswanderern hat die kubanische Nationalität geformt, zu der auch der Heroismus und die Hingabe derjenigen einen wichtigen Beitrag geleistet haben, die auf den Schlachtfeldern für die kubanische Unabhängigkeit und gegen die Sklaverei im 19.Jahrhundert geglänzt haben. Seitdem und auch seit den internationalistischen Kampagnen ist Afrika Teil des Wesens unserer Nationalität. Ohne ihre Beiträge vor und nach den gemeinsamen Kämpfen wäre Kuba nicht das, was es heute ist, wären wir Kubaner nicht das, was wir sind (Beifall).
Es sei daran erinnert, dass das Land seit dem Sieg der kubanischen Revolution im Jahr 1959 den Kampf gegen die Apartheid aktiv unterstützt hat. Kuba stellte sich in internationalen Foren entschieden gegen die rassistische Regierung Südafrikas und ging sogar so weit, sie auf dem Schlachtfeld zu bekämpfen, um die Unabhängigkeit und Souveränität Angolas zu verteidigen.
Kuba prangerte die Inhaftierung von Nelson Mandela und seiner Kameraden schon sehr früh an, als die heutigen so genannten Verfechter von Freiheit und Menschenrechten sie noch als Terroristen bezeichneten.
Wie stolz waren wir Kubaner, als wir in Madibas Autobiografie Der lange Marsch in die Freiheit lasen, dass er sich im Gefängnis von Fidel Castro, Che Guevara und der kubanischen Revolution inspirieren ließ (Beifall).
Ab 1961, noch vor dem Rivonia-Prozess, begannen junge Südafrikaner aus den Anti-Apartheid-Kräften nach Kuba zu kommen, um eine Berufsausbildung in Medizin und anderen Wissenschaften zu absolvieren. Es war die erste Gruppe von vielen anderen, die in den folgenden Jahrzehnten eine berufliche und militärische Ausbildung in Kuba erhalten sollten.
Es ist auch eine Quelle großer Genugtuung, mit dem Sieg in Cuito Cuanavale in Angola 1988 einen entscheidenden Beitrag zum Ende der Apartheid geleistet zu haben, einer Aktion, die eine Änderung des Kräfteverhältnisses im südlichen Afrika herbeiführte, indem sie - nach intensiven vierseitigen Verhandlungen - die ersehnte Unabhängigkeit Namibias erreichte und das schändliche Apartheidregime zum Untergang verurteilte (Beifall).
Wenn gesagt wird, dass die Beziehungen Kubas zu Afrika aus Blut bestehen, dann sind damit zwei Dimensionen gemeint: diejenige, die sich aus den von den Afrikanern und ihren Nachkommen in Kuba hinterlassenen Genen ergibt, und diejenige, die in dem großzügigen Blut liegt, das wir gemeinsam vergossen haben, um Afrika von Kolonialismus und Apartheid zu befreien.
Liebe Brüder und Schwestern,
von der Karibik aus, Tausende von Kilometern von diesem geliebten Land entfernt, leistet das edle und mutige kubanische Volk mit dem unendlichen Mut und der Würde, die uns unsere Vorfahren vermacht haben, Widerstand und steht vor kolossalen Herausforderungen.
Wir sind nach wie vor mit der kriminellen Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade konfrontiert, die mitten in der Pandemie brutal verschärft wurde, in der Absicht, das heiligste aller Rechte zu beschneiden: das Recht auf Leben. Hunger und Verzweiflung zu provozieren, die gesamte kubanische Bevölkerung leiden zu lassen, um zu versuchen, politische Zugeständnisse zu erlangen, ist ganz einfach das Modell des Völkermords, das die Vereinigten Staaten mit ihrem berüchtigten Mallory-Memorandum im Jahr 1960 zur Errichtung der Blockade entworfen haben (Beifall).
Die unmoralische Aufnahme Kubas in die Liste derer, die angeblich den Terrorismus unterstützen ist die Krönung dieser völkermörderischen Politik, die darauf abzielt, den Fluss finanzieller Ressourcen in das Land zu unterbinden.
Die US-Regierung hat auch versucht, die internationale Zusammenarbeit Kubas im Gesundheitsbereich durch eine plumpe Diskreditierungskampagne zu sabotieren. Der Krieg in den Medien ist in diesen Zeiten ebenfalls zu einer mächtigen Waffe geworden, aber auch auf diesem Gebiet sind wir angetreten, um zu kämpfen und zu siegen.
Kuba will weiterhin zeigen, dass es möglich ist, gerechtere, menschlichere und solidarischere Gesellschaften aufzubauen, in denen die Einheit ein Schlüsselelement zur Rettung der Revolution ist.
Es irren sich jene, die von den neuen Generationen von Kubanern erwarten, dass sie ihre Vergangenheit verraten und auf ihre Zukunft verzichten.
Wir sind die Kontinuität der Revolution, nicht ihr Bruch! (Beifall.) Wir werden dem Erbe Fidel Castros und den Werten, an die der große Freund Kubas Nelson Mandela geglaubt, die er gefördert und verteidigt hat, ewig die Treue halten! (Beifall.)
Die Freunde der Solidarität mit Kuba haben sich sehr konsequent in diesem Kampf engagiert. Die Gründung des FOCUS und seiner Zweigstellen in verschiedenen Provinzen, die aktive Begleitung der Kräfte des Bündnisses in dieser Bewegung und die Teilnahme zahlreicher Menschen an Aktionen zur Unterstützung Kubas, auch außerhalb dieser Strukturen, haben die größte Anerkennung und Dankbarkeit unseres Volkes verdient.
Kuba ist der Beweis dafür, dass Solidarität unbezahlbar ist. Sie wird gegeben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Wir wissen, welche Genugtuung sie bringt, wenn sie gegeben und auch wenn sie empfangen wird.
Südafrika hat die Solidaritätsbewegungen mit Kuba in Afrika im Rahmen der ersten Regionalkonferenz im Jahr 1995 zusammengeführt und bereitet sich auf eine Neuauflage im Oktober vor. Wir können Ihnen nicht genug für das danken, was die Organisatoren tun, denn es ist eine unendliche Schuld, die nur mit Liebe zurückgezahlt werden kann, mit der aufrichtigen Freundschaft, die wir aufbauen konnten (Beifall).
Liebe Compañeras und Compañeros,
heute ist der 23. August, der 63. Jahrestag der Gründung des kubanischen Frauenverbandes (FMC). Den Frauen in unserem Land ist es gelungen, dank der Führung der FMC und der integrativen Politik der Revolution einen wichtigeren Platz in den Geschicken der Nation einzunehmen.
Wir beglückwünschen alle kubanischen Frauen zu diesem Tag, insbesondere diejenigen, die heute Morgen bei uns im Freedom Park sind (Beifall).
Die kubanische internationale Zusammenarbeit, an der viele Frauen beteiligt sind, wird sich im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterentwickeln und neue Chancen für ihre Entwicklung erkennen.
Die Antwort Kubas ist eindeutig und wurde während der COVID-19-Pandemie in diesem Land unter Beweis gestellt: Wir werden weiterhin Leben retten und für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen sorgen, wo immer wir gerufen werden.
Wir erkennen die Arbeit der Ärzte und des Gesundheitspersonals an, die in Südafrika, selbst in entlegenen Gebieten tätig sind.
Wir danken den südafrikanischen Behörden und insbesondere dem südafrikanischen Volk für die ständige Betreuung und Begleitung des kubanischen Personals seit mehr als zwanzig Jahren.
Die Zusammenarbeit mit den Hunderten von kubanischen Mitarbeitern, die heute Dienstleistungen in den Bereichen Bildung, Bauwesen, Wasserressourcen und anderen wichtigen Sektoren erbringen, wird fortgesetzt, und wir übermitteln auch ihnen unsere brüderliche Umarmung (Beifall).
Selbst inmitten unserer Beschränkungen und Engpässe wird Kuba weiterhin einen Beitrag zur Ausbildung junger Afrikaner leisten. In Südafrika halten wir das Mandela-Fidel-Programm aufrecht, in dessen Rahmen mehr als 2.000 Ärzte ihren Abschluss gemacht haben (Beifall).
Compañeros und Freunde,
gestatten Sie mir, mich auch an die in Südafrika lebenden Kubaner zu wenden, die bei dieser Veranstaltung anwesend sind, die sich nicht von ihrem Heimatland gelöst haben und eine enge und respektvolle Beziehung zu ihm unterhalten. Ihnen allen gilt mein herzlicher Gruß.
Im Rahmen des Prozesses der Aktualisierung des kubanischen Wirtschaftsmodells und der internen Debatten im Interesse eines besseren Landes haben wir eine moderne Verfassung, zu deren Ausarbeitung die im Ausland lebenden Kubaner beigetragen haben, sowie das neue Familiengesetzbuch und andere Gesetze, die wir weiterhin verabschieden werden. In diesen Bereichen wurde die aktivere Beteiligung der im Ausland lebenden Kubaner berücksichtigt, und deshalb wurde die Konferenz für Nation und Emigration einberufen, die als Fortsetzung des Dialogs von 1978 einen Austausch mit den wichtigsten Behörden des Landes über Themen ermöglicht, die für alle von Interesse sind.
Schwestern und Brüder, liebe Freunde,
gestatten Sie mir abschließend, auf die Bedeutung dieses Ortes zurückzukommen, der eine heilige Stätte darstellt, das Erbe Südafrikas, das wir aber auch in Kuba spüren.
Im Namen der Gefallenen für die Freiheit und Souveränität Afrikas, Südafrikas und Kubas, für den Frieden und die Harmonie zwischen den Völkern und den Menschen, lasst uns danach streben, dass die Freundschaft unzerstörbar wird und dass künftige Generationen von Südafrikanern und Kubanern stolz auf die Bande sein können, die wir ihnen hinterlassen.
Ewige Ehre für alle, die im Kampf gegen Kolonialismus, Rassismus und Apartheid gefallen sind!
Amandla! (Ausrufe von: Awethu!) (*)
Hasta la Victoria Siempre! (Ausrufe.)
Lang lebe die Freundschaft zwischen Südafrika und Kuba! (Ausrufe.)
Ich danke Ihnen vielmals.
(Beifall.)
(*) Amandla bedeutet Macht in Zulu und Awethu bedeutet das Volk. Es ist ein Slogan, der von südafrikanischen Parteien und Menschen seit der Zeit des Anti-Apartheid-Kampfes verwendet wird.
Miguel Díaz-Canel anlässlich der Solidaritätsveranstaltung im Freedom Park, Südafrika
Pretoria, 23. August 2023
Quelle: Granma