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Dokumente aus Kuba

Dokumente, Regierungserklärungen, Reden und Reflektionen, Erklärungen des kubanischen Außenministeriums, Veröffentlichungen der Nationalversammlung, Berichte der kubanischen Regierung sowie Beiträge Kubas vor den Vereinten Nationen.



Innerhalb der Revolution ist weiterhin Platz für alles und jeden, außer für diejenigen, die das kollektive Projekt zerstören wollen

Rede von Miguel Mario Díaz-Canel Bermúdez, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident der Republik, bei der Zeremonie zum 60. Jahrestag der Worte an die Intellektuellen, gehalten von Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, in der Nationalbibliothek José Martí, am 30. Juni 1961. Havanna, 28. Juni 2021, "63. Jahr der Revolution".



Liebe Freundinnen und Freunde:

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an den Geehrten, aus Bewunderung, Respekt und Zuneigung.

Oft habe ich in letzter Zeit gedacht: Wer hätte gedacht, dass mir diese und jene Angelegenheit einmal zukommen würde. Nun, mit fast allen von ihnen musste ich mich befassen, und auf welche Art und Weise! Dies ist zweifellos eine der größten Herausforderungen: ein paar Worte zu denken, zu schreiben und auszusprechen in Erinnerung an jene transzendentalen und polemischen Worte, 60 Jahre danach.

Ich gestehe, dass es mir immer aufgefallen ist, dass wir uns, wenn wir jenen Moment behandeln, nur auf die Rede des Comandante en Jefe konzentrieren und das auf eine fragmentierte Art und Weise, während mehr über dieses Treffen gesagt werden sollte und muss, mehr veröffentlicht werden sollte, vielleicht alles, was noch gerettet werden kann, wie Roberto Fernández Retamar 40 Jahre später bat, weil es notwendig ist, die Motivationen dieser Worte zu verstehen, die, wie Jorge Fornet sagte, möglicherweise der erste Schlag gegen das damals vorhandene Sektierertum waren.

Vor ein paar Tagen, als ich die Ideen vorbereitete, die ich heute mit Ihnen teilen möchte, ging ich zu Bett, nachdem ich noch einmal gelesen hatte, was Fidel vor 60 Jahren sagte und andere Texte, die von einigen von Ihnen und von anderen Intellektuellen, die heute nur physisch abwesend sind, anlässlich der aufeinander folgenden Jahrestage dieses historischen Dialogs geschrieben wurden. Ich gestehe, dass ich wegen der Nähe dieses Treffens in Begeisterung versetzt war, weil ich die Gültigkeit dieser Worte bestätigt sah... Unter diesen Emotionen schrieb ich den Umriss dessen, was ich Ihnen jetzt sagen werde:

Vor sechzig Jahren legte der sehr junge Revolutionsführer Fidel Castro in einem wahren und ehrlichen Dialog mit der künstlerischen und literarischen Intelligenz das Fundament dessen, was im Laufe der Jahre die Kulturpolitik der kubanischen Revolution geprägt hat.

Wer diese Worte ausspricht ... ist ein Mann, der noch keine 35 Jahre alt ist und in Kuba und in weiten Teilen der Welt bereits als Held gefeiert wird. Aber er kommt nicht, um das Gewicht seines Heldentums aufzudrängen, und auch nicht den Charme seiner faszinierenden Persönlichkeit.

Noch heute beeindruckt seine Bescheidenheit, zu bekennen, dass "wir lernen (...) wir sind hierher gekommen, um zu lernen". Dieser Teil seiner Rede ist eine Lektion in Ethik und kultureller Solidität, in Respekt vor dem Anderen; er ist ein Beweis dafür, wie wahrer Dialog funktioniert, mit einem aufmerksamen Ohr für abweichende oder dissonante Stimmen und dem Wort, das bereit ist zu antworten, aber nicht um zu gewinnen, sondern um zu lernen, zu akzeptieren, zu überzeugen: ohne Arroganz und ohne sterile Überheblichkeit.

Er drängt sich nicht auf, er begründet. Er ist eine Führungspersönlichkeit, die offen ist für eine Diskussion, die die Intellektuellen und Künstler unter sich selbst nicht lösen konnten.

Wie Omar Valiño im Ausstellungskatalog anmerkt, Fidel "weicht dem Treffen nicht aus, trotz der Komplexität der künstlerisch-literarischen Sphäre, in der Gruppen und Führerschaften untereinander um Machtbereiche kämpften und unter denen das Gespenst der stalinistischen Auffassung von Kultur herumflatterte."

Ich erinnere mich, wie Eusebio einmal nach den Emotionen, die er an einem Tag patriotischer Feierlichkeiten erlebte, sagte, dass Fidel Kuba im liebevollsten Sinne des Wortes dazu verdammt habe, immer einen intellektuellen Führer zu haben.

Ich denke, dass er von Intellektualität in ihrer weitesten und vielfältigsten Bedeutung sprach und nicht reduziert auf die künstlerisch-literarische. Aber es besteht kein Zweifel, dass er an diese erste Begegnung dachte, bei der sich der Guerillaführer, der politische Führer, der Stratege aller Zeiten vor Künstlern und Intellektuellen anerkannter Werke auf einfache, aber bestimmte Weise als der unbestrittene Intellektuelle offenbart, der er immer war.

Deshalb verweilt er bei der formalen Freiheit, beim Nexus Künstler-Revolution, bis er zu der Notwendigkeit kommt, auch diejenigen zu berücksichtigen, die sich damals ehrlich als Nicht-Revolutionäre bezeichneten.

In diesen Gründungsworten, die in all den Jahren eine Referenz für jede kulturelle Aktion waren und aus denen oft nur ein Satz extrahiert wurde, bemerke ich zwei grundlegende Linien, die im gleichen Ziel zusammenlaufen.

Zum einen gibt es einen klaren Aufruf an alle Kunstschaffenden, die Kunst unter das Volk zu bringen, und gleichzeitig die Bekräftigung, dass die Revolution die größte Freiheit des Schaffens garantieren würde.

Indem man er klar auf die weitestgehende formale Freiheit bezieht und sie von der immer komplexeren und subtileren inhaltlichen Freiheit unterscheidet, wird meines Erachtens die Herausforderung, vor der die neuen Kulturinstitutionen angesichts der künstlerischen Tatsache innerhalb der Revolution stehen, offen und ehrlich, ohne jegliche Vorbehalte angesprochen.

"Innerhalb der Revolution". Diese Formulierung, die oft aus dem Zusammenhang gerissen und von denen, die die Worte ... böswillig lesen, als ausschließender Ausdruck dargestellt wird, ist zentral und unersetzlich. "Innerhalb der Revolution alles" bedeutet, dass das einzige, was nicht zur Diskussion steht, die Revolution ist. Sie ist keine Tatsache, über die debattiert wird. Die Tatsache an sich ist der Grund jenes Treffens.

Es ist schon oft und sicher besser gesagt worden, aber niemand kann leugnen, dass die kubanische Revolution die totale multidimensionale kulturelle Tat ist, die eine ganze Nation zum Wissen und zur Anerkennung ihrer selbst erweckt. Diejenige, die die Schleusen der mächtigen Kreativität des nationalen Wesens öffnen wird, wo auch immer es wohnt. Diejenige, die uns ein neues Gesicht und eine neue Seele geben wird, um von Angesicht zu Angesicht und ohne Behinderungen mit dem Rest der Welt zu sprechen. Nicht mehr nur mit den Stimmen und den Werken der künstlerischen und intellektuellen Avantgarde, die immer existierte, aber in der Minderheit war, sondern aus der blühenden und großmütigen Masse heraus, die selbst unter den Steinen der Hügel hervorquellen würde, aufgrund jener anderen unverzichtbaren kulturellen Tatsache, die von der Revolution und nur von ihr stammt, nämlich der Alphabetisierung.

Man muss nur Sie ansehen und Ihre Werke bewundern, die Säle der Kunstgalerie Bellas Artes betrachten, das Nationalballett, das kubanische Filmschaffen, das Theater, die Literatur, die Musik. Woher kommen die Namen, die ich nicht aufzählen kann, weil die Liste zu lang wäre von so viel Talent, das uns heute stolz macht?

Das kulturelle Erbe, das die Revolution vorfand, großartig wegen seiner Originalität und Transzendenz, aber außergewöhnlich und zerstreut wegen der fehlenden institutionellen Unterstützung bis 1959, vervielfachte sich tausendfach im Ergebnis eines politischen Willens, der Bildung und Kultur stets in den Mittelpunkt seines transformierenden Handelns gestellt hat.

Ohne die Revolution gäbe es die glänzende kubanische Kultur unserer Zeit nicht. Es gäbe nicht einmal jenen Teil der kubanischen Kultur, dessen Schöpfer eines Tages aus unterschiedlichen Gründen mit der Revolution brachen, aber zum Erbe der Nation Werke beigetragen haben, die untrennbar mit dem revolutionären Verlauf unserer Geschichte verbunden sind.

Ich glaube aufrichtig, dass die kubanische Intelligenz dank mehrerer erneuter Lektüren und Analysen von Worte... in den letzten Jahren die reduktionistische Idee besiegt hat, die die Gegner der Revolution durchzusetzen versuchten, indem sie einen Satz in sterile Debatten einschlossen, während sie die Evolution eben dieser Worte in den Tatsachen ignorierten, jene tiefgreifende kulturelle Transformation, die mit dem Triumph von 1959 selbst eingesetzt hatte und später mit immer größerer Kraft und Reichweite entfesselt werden sollte.

Aber es wäre ein Fehler, die so genannten Worte an die Intellektuellen auf einen einzigen Moment zu beschränken, auf jenen Moment im Juni 1961, herausfordernd und transzendent wie jede Geburt, in dem Intellektuelle und Künstler und der Führer, ebenfalls ein Intellektueller, Gewissheiten und Zweifel eines absolut neuen Prozesses konfrontierten, der blendet und erschreckt, je nachdem, wie man ihn betrachtet.

Das Treffen in der Nationalbibliothek hatte eine Kontinuität in der Zeit, die bis in unsere Tage reicht. Diese Veranstaltung ist ein Teil dieses Prozesses. Die aufeinanderfolgenden Dialoge zwischen Fidel und einem guten Teil der Regierung mit der künstlerischen Intelligenz des Landes wurden auch in den ungewissen Momenten nach dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa und der Sowjetunion nicht unterbrochen. Vielmehr wurden sie verstärkt, indem für die Zusammenfassung der Ereignisse ein weiterer Satz hinterblieb, der zum Prinzip wurde: "... Die Kultur ist das Erste, was gerettet werden muss ...".

Immer wieder, viele Male in diesen 60 Jahren, haben sich beide Seiten getroffen, um Kernfragen der Kulturpolitik und mehr zu diskutieren, ohne Einschränkungen, ohne Zensur, ohne Vorurteile. Und es bestätigte sich, was Retamar zum 55. Jahrestag sagte, dass das Konzept Kritik an der Revolution, innerhalb der Revolution, einschloss. Mehr als ein Bruch wurde mit diesen Dialogen vermieden. Und mehr als einer wurde hervorgerufen, als ihre Bedeutung unterschätzt wurde.

Wenn man den Spuren dieser aufeinanderfolgenden Dialoge folgt, wird man sehen, welchen Einfluss sie auf die kubanische Gesellschaft und nicht nur auf ihre kulturellen Bereiche hatten.

Die Geburt der UNEAC im August desselben Jahres, die in den Worten von Dr. Graziella Pogolotti "ein Raum der Konvergenz für die Vielfalt der ästhetischen Glaubensbekenntnisse sein sollte", ist vielleicht das herausragendste unmittelbare kulturelle Ereignis.

Aber es ist nicht möglich, in den folgenden Jahrzehnten der kubanischen Revolution wesentliche Transformationen, Wendungen und politische Korrekturen zu finden, an denen die künstlerische Intelligenz nicht aktiv teilgenommen hätte, mit gewagten Vorschlägen, Warnungen und fortschrittlichen Signalen. Fidel hielt von Seiten der Partei und der Regierung die Interaktion mit den Schöpfern lebendig und aktiv, indem er ihre Teilnahme garantierte, was gleichbedeutend damit ist, ihr Engagement für das Leben des Landes in all seinen Sphären zu sagen.

Nichts ist dem Beitrag der Avantgarde entgangen: von der Qualität des Bildungswesens, dem Funktionieren der kulturellen Institutionen oder der Kulturwirtschaft, der Last der Bürokratie, der Technokratie und der Mittelmäßigkeit bis hin zu den Lücken und Versäumnissen, die das Schicksal der kubanischen Nation gefährden könnten, wie das Wiederauftauchen solch schädlicher Erscheinungen wie Prostitution, Korruption oder Rassismus, von denen wir naiverweise glaubten, sie seien mit den revolutionären Gesetzen überwunden worden.

Ich denke, wir schulden uns heute eine verantwortungsvolle und engagierte Neubetrachtung der Debatten, die seit 1961 das Verhältnis zwischen der Regierung und ihren Intellektuellen und Künstlern geprägt haben, indem wir uns fragen, wie viele der Probleme, auf die im Laufe der Jahre hingewiesen wurde, gelöst worden sind oder weiterhin der Gesundheit des laufenden sozialen Prozesses hinderlich sind.

Wir alle sind uns einig, dass die Welt einen dramatischen epochalen Wandel durchläuft, unter der Führung von so rücksichtslosen und entfremdenden Gebilden wie dem neoliberalen Markt, dessen blindem Kurs sowohl der technologische Fortschritt als auch die menschliche Intelligenz untergeordnet sind.

Inwieweit sind wir uns der Auswirkungen dieser Veränderungen in einer singulären Gesellschaft wie der kubanischen bewusst, die entschlossen ist, zusammen mit der größtmöglichen Quote an Gerechtigkeit die endgültige Emanzipation ihrer Bürger zu erobern?

Was wäre die Rolle der Kunst und der Künstler, um in einem universellen Kontext, der sich immer in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen scheint, revolutionär zu bleiben?

Was macht ein revolutionärer Künstler, was sucht er, was schafft er, was hinterlässt er als Vermächtnis in der schnellen digitalen Ära und den stürmischen, trüben, verwirrenden Tendenzen, die mit ihren betrügerischen Algorithmen von den neurotisierenden Netzwerken auferlegt werden, die mein Freund Frei Betto sich weigert, "sozial" zu nennen, weil sie jede Art von sozialer Harmonie bedrohen?

Zu diesen Bedenken universeller Natur sollten wir die internen Fragen hinzufügen. Und unter all diesen Fragen die grundlegende: Wie erhalten wir die Kultur und ihr riesiges System von Institutionen, Strukturen und Produktionen unter den gegenwärtigen Bedingungen?

Wie perfektionieren wir die Wege und Methoden, damit Kunst in Schulen und Familien geschätzt werden kann?

Was verstehen wir heute unter Einheit, Kontinuität, Nachhaltigkeit, Wohlstand, Freiheit, Souveränität, Antiimperialismus, Antikolonialismus, Emanzipation? Wie viel kann die künstlerische und literarische Intelligenz zu der dringenden Aufgabe beitragen, all diesen Begriffen Inhalt und Schönheit, Substanz und Anziehungskraft zu verleihen, frei vom Ballast der Pamphlete?

Auf welche neue Arten erzählen wir vom Alltäglichen: von Opfer, Widerstand, Kreativität?

Wie konfrontieren wir den kulturellen Krieg der Symbole und Essenzen, der wie aufweichende Bombenangriffe den realen Invasionen vorausgeht?

Heute sprechen wir, wie schon vor 60 Jahren, über Kunst und Kultur, über Schöpfer und Künstler, über Werke und Publikum, während draußen die Welt brennt. Welche Sicherheit, welche Zuversicht, welche Zufälle bringen uns zusammen, um der Worte zu gedenken, die einige - einst und immer noch - als eine Verweigerung der Freiheit, die es in Wirklichkeit gäbe, missverstehen wollten.

Inmitten einer Pandemie, deren multidimensionale, psychologische und wirtschaftliche Folgen wir noch nicht ermessen können, hat sich die Regierung besonders um die Kultur, die Künstler und die Intellektuellen gekümmert und Mittel und Ressourcen bereitgestellt, um diejenigen zu unterstützen, die ihrerseits die Spiritualität nähren, die uns vor einem wichtigen Teil von Ängsten bewahrt.

Um Ihnen eine Vorstellung zu geben, und keine Angst, ich werde Sie nicht mit Zahlen quälen: Der Staatshaushalt hat, ohne die der Kultur zugewiesenen Mittel zu beeinträchtigen, 620 Millionen Peso für die Finanzierung von nicht subventionierten Künstlern bereitgestellt, wovon 10.457 Musiker und darstellende Künstler und 3.222 Personen, die als Hilfspersonal für die künstlerische Produktion und technische Unterstützung arbeiten, profitieren. Wir sprechen über die Aufrechterhaltung der Ökonomie des Kulturbetriebssystems, das unter normalen Bedingungen zur Volkswirtschaft beiträgt.

Die Ansprüche der Künstler wurde nicht abgewartet. Es wurde an alle und an ihre grundlegenden Bedürfnisse gedacht, in einem Kontext, der von Unsicherheiten und schlechten globalen Wirtschaftsnachrichten geplagt ist, die die mageren Einkünfte einer armen und blockierten Nation in Atem halten. Ich bringe diese Zahlen hier nicht, um auf eine Unterstützung hinzuweisen, zu der wir uns verpflichtet fühlen und über die wir uns freuen, sie geben zu können. In gewisser Weise legen wir Rechenschaft ab. Bei all den Unpässlichkeiten und Engpässen hat Kuba seine Künstler nicht vergessen.

Das hat keinen anderen Namen als Kontinuität. Dieser Dialog von 1961 ist lebendig, auch wenn wir ihn in mehr als einem Moment in diesen Jahren vernachlässigt, aufgeschoben, missverstanden und vielleicht sogar misshandelt haben.

Als Führer der einzigen Partei der kubanischen Nation und einer Regierung, die sich täglich einer brutalen wirtschaftlichen und finanziellen Belagerung stellen muss, in unsicheren Zeiten, in denen sich nicht einmal diejenigen mit den meisten Ressourcen sicher fühlen, haben wir auf kreativen Widerstand gesetzt. Wir kämpfen jeden Tag gegen Unbeweglichkeit, Stillsstand und mögliche Rückschläge.

Wir haben auf Innovation, auf Wissenschaft, auf Talent und auf die Bereitschaft der Menschen gesetzt, sich den vielfältigen Herausforderungen zu stellen, auf die wir beim Voranschreiten treffen, während wir uns mittellos wie die Cimarrones, die Mambises, die Rebellen durchschlagen.

Jeden Tag lese ich irgendeinen Beitrag oder eine Analyse, in der wir aufgefordert werden, die Produktivkräfte zu befreien. Glauben Sie im Ernst, dass wir daran interessiert sind, sie zu fesseln, einzudämmen oder zu bremsen? Wie lautet die Zauberformel, mit der wir Ihrer Meinung nach mit einem präsidialen Dekret alles zum Laufen bringen und Waren und Produkte aus dem Füllhorn sprießen lassen können?

Ich lade Sie zum Nachdenken ein. Ich denke, es ist an der Zeit, im befreienden Geist jener Worte an die Intellektuellen, die Fidel damals aussprach und die wiederkehren, um unsere Analyse herauszufordern, 60 Jahre später zu aktualisieren und neu zu begründen.

Es gibt viele Zeugnisse von Ereignissen in unserer Kulturgeschichte, die man sich gerne noch einmal vor Augen führt, um aus der Vergangenheit zu lernen; damit sich negative Erfahrungen nicht wiederholen und sich nicht mit lähmender Wirkung im Gedächtnis verewigen; damit die positiven systematisiert werden; damit unbegründete Ängste nicht glaubwürdig werden; damit Opportunisten und Mittelmäßige niemals Macht über die Schöpfung haben; damit die Söldner nicht unser kulturelles Angebot in Misskredit bringen; damit die Kritik vom künstlerischen und professionellen Standpunkt aus erfolgt und nicht durch externe Bewertungen, die in der Regel steril sind und gegenteilige Reaktionen hervorrufen; damit die Revolution, die für Gerechtigkeit und Freiheit gemacht wurde, nicht zu Verwirrungen führt, die diese verleugnen.

Was die jungen Menschen betrifft, die wirklich durch künstlerisches Schaffen motiviert sind, so ist mir klar, dass sie, wie alle jungen Menschen aller Zeiten, Rebellen sind oder sie sind nicht jung. Also liegt die Verantwortung für ihre Ausbildung, die gerechte Sache zu erkennen und zu identifizieren, bei uns, mit Respekt und ohne Konditionierung, wie es die Kulturpolitik der Revolution gewesen ist.

Wenn Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, wenn Künstler sich zusammenschließen und für die Gemeinschaft arbeiten, dann arbeiten sie für das Land und für die Zukunft. Sie verwandeln sterilen Müßiggang, Apathie, Demotivation in Beteiligung, in Hoffnung, in Werte. Sie machen die nützlichste Revolution: diejenige, die den Menschen mit geistigen Werkzeugen ausstattet, damit er immer besser werden kann.

Ich muss Ihnen nicht sagen, was Sie wissen, aber es schadet nie, es zu wiederholen, damit niemand glaubt, dass wir ihn unterschätzen: Der historische Feind der kubanischen Nation ändert seine Verkleidungen, aber nicht seine Ziele. Er ist immer noch derselbe, trotz der Rasur und dem Make-up der neuen Zeit.

Seine Wette basiert auf der logischen Erschöpfung, die 62 Jahre Widerstand bedeuten könnten. Und da er es nie geschafft hat, die unüberwindbare Mauer der soliden Kultur und der nationalen Identität zu durchbrechen, entscheidet er sich für die Vulgarität und Banalität, die der Markt der Pseudokultur aus jenen Räumen aufzudrängen versucht, die wir leer lassen, in der Zuversicht, dass die Massifizierung von Bildung und Kultur spontan eine historische Anhäufung von jahrhundertealten Ungleichheiten auflösen würde, die jedoch auch in sechs Jahrzehnten Revolution nicht geheilt werden können.

Wir sind auch für unsere Marginalitätskennziffern verantwortlich, deshalb kann der von Fidel eröffnete Kampf gegen die Unwissenheit nicht aufhören, ausgehend von diesen Worten.... Schulung ist nicht gleichbedeutend mit Kultur, sie ist nicht einmal gleichbedeutend mit Bürgersinn und Höflichkeit; aus den bereits üblichen Unzulänglichkeiten heraus müssen wir weiterhin auf Anstand und auf den Reichtum setzen, den die künstlerische Kultur dem Menschen bringt, ohne zu ermüden.

Wir sind nicht naiv. Es ist allzu klar, dass unsere Gegner mit allen Mitteln versuchen, eine soziale Explosion zu provozieren, und sie haben sich einen besonders schwierigen Moment für das Land ausgesucht, um Provokationen hineinzutragen, aufgrund der durch die kriminelle Verstärkung der Blockade angehäuften Schäden und der Zermürbung, die durch die lange und intensive Periode der Pandemie erzeugt wurde, verbunden mit den Ausbrüchen und dem Wiederaufleben von COVID-19.

Und hier erlaube ich mir, Ihnen andere Zahlen zu nennen, mit Entschuldigung an diejenigen, die sie verabscheuen. Um ein Land anzustoßen, muss man, um mit Barnet zu sprechen, viele Zahlen lesen und mit ihnen Kunst machen, die Kunst, sie über die realen Möglichkeiten hinaus wirken zu lassen. Verzeihen Sie mir also die Zahlen, die ich Ihnen heute nicht vorenthalten kann:

Infolge der Blockade und der Pandemie sind die Deviseneinnahmen auf ein Minimum gesunken. Im Jahr 2020 sind es 2.413 Millionen Dollar weniger als 2019 und im ersten Halbjahr 2021 sind es 481 Millionen Dollar weniger als im ersten Halbjahr 2020. Bislang wurden in diesem Jahr Lebensmittel im Wert von 655 Millionen Dollar importiert, was nicht ausreicht, um die Nachfrage zu decken. Die COVID-19 zwang uns dazu, mehr als 300 Millionen Dollar für ihre Konfrontation zu verwenden, die für die Produktion und den Import anderer Medikamente hätten aufgewendet werden können. Allein im Jahr 2021 hat der Staatshaushalt mehr als 4,3 Milliarden Peso auf sich genommen, um der Pandemie zu begegnen, davon 596 Millionen Peso an Gehaltsgarantien; 574 Millionen Peso an Gehältern; 1.181 Millionen Peso an Medikamenten und 246 Millionen Peso an Lebensmitteln.

Sie und ich wissen, dass den schärfsten Gegnern der kubanischen Revolution und ihren Gehaltsempfängern, die sich als Opfer bezeichnen, während sie alles angreifen, was wir bemüht sind zu tun, nicht um die Gesundheit des Volkes oder die Ernährung des Volkes geht, genauso wie sie sich nicht um den Dialog mit irgendjemandem oder unter irgendjemandem kümmern. Der Sturz der Revolution ist weiterhin das große Ziel. Sie sind entschlossen, unserer Souveränität die Legitimation abzusprechen und uns in die Zeiten der schändlichen imperialen Unterordnung zurückzuversetzen, als die US-Botschafter die Agenden der nationalen Regierung diktierten und uns sogar die Geschichte Kubas auf ihre Weise erzählten.

Die Bewahrung der Unabhängigkeit und der nationalen Souveränität wird auch unter den schlimmsten Angriffen die erste Priorität für jeden sein, der sich revolutionär und patriotisch fühlt, auch wenn diese Worte in bestimmten Kreisen als veraltet gelten.

Obsolet ist die Abhängigkeit, die Demütigung durch die Mächtigen. Von allen Freiheiten ist diejenige die wertvollste, die uns alle, die wir ein Gefühl teilen, befreit, diejenige, die uns mit Stolz über den Sieg eines Landsmannes erfüllt, über die Flagge, die gehisst und die Hymne, die gesungen wird.

Wir werden weder die Revolution noch ihre Bereiche verraten. Wir müssen und können sie besser managen, indem wir von allem und jedem mehr lernen. Je qualifizierter und erfahrener die Menschen sind, die die kulturellen Bereiche leiten, desto rigoroser und gerechter werden die Werke gewürdigt.

Wir glauben fest daran, dass das Kunstwerk nicht nur das Recht, sondern auch die Aufgabe hat, provokativ, riskant, herausfordernd, hinterfragend, veredelnd und emanzipierend zu sein. Es einer subjektiven und feigen Zensur zu unterwerfen, ist ein gegen die Kultur gerichteter Akt. Die freie Meinungsäußerung in der Revolution hat weiterhin das Existenzrecht der Revolution zur Grenze.

Ich habe noch viele Anliegen und vor allem Ideen und Forderungen mit Ihnen zu besprechen, aber nicht in einer Gedenkrede, sondern in einem lebendigen Dialog, der nicht aufgehört hat und nicht aufhören wird. Wir erhalten nicht nur regelmäßige Treffen mit einer Gruppe von Ihnen zur Nachbereitung des UNEAC-Kongresses aufrecht.

Wöchentlich tauschen wir in verschiedenen Bereichen über Ideen und Projekte mit angesehenen Intellektuellen und Künstlern aus, denen ich für ihre wertvollen Beiträge zur Analyse einiger der komplexesten und herausforderndsten Themen der heutigen Realität danke, in dem Bemühen, einen Konsens zu schaffen und Aktionen zu artikulieren.

Unsere Generation ist Träger eines Vermächtnisses und ist dem Volk verpflichtet, das sich, nur wenige Tage vor jenen historischen Tagen der kulturellen Debatte, die mit den Worten an die Intellektuellen endeten, für den Sozialismus als seiner endgültigen Bestimmung entschieden hat.

Es ist mir eine Ehre, heute zu bestätigen, dass "innerhalb der Revolution" weiterhin Platz für alles und jeden ist, außer für diejenigen, die versuchen, das kollektive Projekt zu zerstören. So wie Martí die Annexionisten aus dem "Kuba mit allen und zum Wohle aller" ausschloss und Fidel in seinen Worten 1961 die unverbesserlichen Konterrevolutionäre ausgrenzte, ist im Kuba des Jahres 2021 kein Platz für die ewigen Annexionisten oder die Söldner des Augenblicks.

Liebe Freundinnen und Freunde:

Ich habe heute viele Fragen gestellt, und ich bin sicher, dass Sie noch viel mehr an mich haben. Es ist an uns, gemeinsam Antworten auf all diese Fragen zu geben, um die Worte, die uns leiten, auch weiterhin über die Zeiten zu erhalten.

Ich schließe im Stil von Dichtern, die ich sehr respektiere und schätze: "(...) Weder abwesende Millionäre noch Karrieristen, noch Anwärter auf das Henkersbeil werden es verhindern (...)" Die Zukunft beginnt nicht mit einem Axthieb! "Ich lade Sie ein, mir zu glauben, wenn ich Zukunft sage."

Es lebe die kubanische Kultur!
Es lebe das freie Kuba!
Und ich wiederhole mit ewiger Überzeugung: Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!

Präsident der Republik Kuba, Miguel Díaz-Canel, anlässlich der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Worte des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz an die Intellektuellen 28.06.2021

Quelle: Granma