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Dokumente aus Kuba

Dokumente, Regierungserklärungen, Reden und Reflektionen von Fidel Castro, Erklärungen des kubanischen Außenministeriums, Veröffentlichungen der Nationalversammlung, Berichte der kubanischen Regierung sowie Beiträge Kubas vor den Vereinten Nationen.



I. Parteitag der KP Kubas
I. Parteitag der Kommunistischen Partei Kubas (PCC), Dezember 1975


X. Die Partei


Die Partei faßt alles zusammen. In ihr vereinigen sich alle Träume der Revolutionäre unserer Geschichte. In ihr vergegenständlichen sich die Ideen, Prinzipien und Kräfte der Revolution; in ihr verschwindet unser Individualismus, und durch sie lernen wir, in kollektiven Begriffen zu denken. Sie ist unser Erzieher, unser Lehrer, unser Führer und unser wachsames Bewußtsein, auch dann noch, wenn wir selbst nicht in der Lage sind, unsere eigenen Fehler, Schwächen und Grenzen zu erkennen. Sie ist die Summe von uns allen, und in ihr entwickelt sich jeder von uns zu einem uneigennützigen Soldaten für die gerechteste Sache und alle zusammen zu einem unbezwingbaren Riesen. In ihr sind die Ideen, die Erfahrungen, das Vermächtnis der Märtyrer, die Kontinuität des Werkes, die Interessen des Volkes, die Zukunft des Vaterlandes und die unzerstörbaren Bande mit den proletarischen Erbauern einer neuen Welt in allen Teilen dieser Erde garantiert.

Die Partei ist heute die Seele der kubanischen Revolution. Die Auswahlprinzipien für die Aufnahme in die Partei sind Hauptelemente für die Aktivitäten jeder marxistisch-leninistischen Partei. In Kuba hat dieses Prinzip eine besondere Bedeutung, weil es den konkreten historischen Bedingungen entspricht, unter denen das kubanische Volk seinen revolutionären Kampf führt.

Kuba baut den Sozialismus, nur wenige Schritte vom aggressivsten und verbrecherischsten Land des Imperialismus entfernt, auf, dessen Regierung nicht eine Minute aufgehört hat, unser Land mit allen Mitteln zu bedrohen.

Es ist logisch, daß unsere Revolution unter solchen Umständen besondere Aufmerksamkeit darauf verwendet, die Beispielwirkung, politische und moralische Qualität, die Autorität und das Ansehen unter den Massen der Männer und Frauen, die dieser Avantgarde angehören, zu garantieren.

Unsere Auswahlmethode zur Aufnahme in die Partei, die die demokratische Aussprache der neuen Mitglieder mit allen Werktätigen des jeweiligen Betriebs einschließt entspricht voll dem Leninschen Prinzip über die Organisation und die Normen des Parteilebens. Bekanntlich bezeichnete es Lenin bereits als ein Prinzip des Eintritts in die Partei, die individuelle Auswahl der Kandidaten durch die jeweiligen Betriebe und seine Eingliederung in eine Grundorganisation auf der Basis der Freiwilligkeit unter Anerkennung des von der Partei geschaffenen und Programms vorzunehmen. Aber nicht nur das, Lenin hat darüber hinaus mit Nachdruck auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß die politische Avantgarde der Arbeiter und Bauern eine Verbindung zu den breitesten Massen unterhalten muß. Lenins Meinung nach kann sich keine Partei als revolutionäre Partei des Proletariats bezeichnen, solange sie es nicht versteht, ein einheitliches und unlösbares Bündnis zwischen den Führern, der Arbeiterklasse und den Massen in ihrer Gesamtheit herzustellen.

Beide Leninschen Thesen sind in den Bedingungen für den Eintritt in die Kommunistische Partei Kubas enthalten.

Der Prozeß des Aufbaues und des Wachstums der Partei schließt den ständigen Dialog mit den Massen ein. Die Partei behält sich das Recht vor, ihre Mitglieder auszuwählen, aber sie hört aufmerksam auf die Gefühle und Meinungen der Massen. In den letzten Jahren haben wir mit dem Ziel gearbeitet, eine vollständige Einheitlichkeit in den Fragen der Struktur und Organisation zu erreichen und – vor allen Dingen - eine absolute Einheit der Kriterien für die Arbeit und das Leben in der Partei zu schaffen.

Die Aufgaben von Partei und Staat sind klar abgegrenzt worden.

Der Parteiapparat wurde verstärkt, die Methoden der Leitungstätigkeit wurden verbessert, damit die Partei ihre Rolle in der Gesellschaft entsprechend ausüben kann.

Die Annahme einer neuen Parteistruktur, die Erweiterung des Sekretariats und die Schaffung der Abteilungen zur Unterstützung der Exekutive und der Leitungsorgane haben in hohem Maße zur Erreichung dieser Ziele beigetragen.

Unsere Partei hat in den 13Jahren seit Beginn der Bildung der ersten Parteigruppe im Jahre 1962 einen konstanten Wachstumsrhythmus in ihren Reihen aufrechterhalten, wobei wir immer garantiert haben, daß die Qualität das Leitprinzip dieses Prozesses ist.

1965 hatte unsere Partei weniger als 50.000 Mitglieder und Kandidaten, im Jahre 1970 waren es etwas mehr als 100.000, und schon Ende 1974 zählten wir 186.995 Mitglieder und Kandidaten in unseren Reihen. Im Laufe des Jahres 1975 wurde die Arbeit zur Vergrößerung unserer Partei trotz der enormen Anstrengungen bei der Vorbereitung des Parteitages nicht vernachlässigt, und 17.420 neue Mitglieder und Kandidaten sind in unsere Reihen aufgenommen worden.

Allein im ersten Halbjahr nahmen über 300.000 Werktätige an.den Versammlungen teil, die von den Parteigruppen als Teil des Prozesses des Aufbaus und Wachstums der Partei einberufen wurden.

Somit zählten wir am 30. September dieses Jahres insgesamt 202.807 Mitglieder und Kandidaten in unserer Partei. Mehr als 52 Prozent gehören Parteigruppen aus Betrieben der Landwirtschaft, der Industrie und des Bauwesens an. 7,5Prozent arbeiten im Bildungswesen und 3 Prozent im Gesundheitswesen - beide besitzen eine große Bedeutung für die Entwicklung der Ziele der Revolution. Mehr als 40 Prozent bekleiden Funktionen in Leitung und Verwaltung.

Wir halten es für notwendig, uns mit der Zusammensetzung der Partei im Hinblick auf die arbeitsmäßige Zugehörigkeit ihrer Mitglieder zu befassen.

Wir alle wissen, daß ein großer Teil der in Verwaltungs- und Leitungsfunktionen arbeitenden Genossen aus der Arbeiterklasse stammt und als Folge der revolutionären Umwälzungen zu Verantwortlichen auf Staatsgütern, in Fabriken oder Werkstätten, zu Direktoren und Funktionären der höchsten Leitungsebenen oder zu Kadern der Partei und der Massenorganisationen gemacht wurden.

Die von unserer ganzen Partei diskutierten und angenommenen Thesen weisen auf diese Situation hin und bezeichnen es als positive Tatsache, als Garantie zur Erreichung der Ziele der Arbeiterklasse, wenn eine große Anzahl unserer politischen und administrativen Führungskader aus der Arbeiterklasse stammt und in sich in ausreichendem Maße die Bedingungen und Verdienste vereint, um Mitglieder unserer Partei zu sein.

Wir haben mehr als einmal besorgt signalisiert, daß, da die Partei die von den Massen am höchsten geachteten Arbeiter mit der größten Autorität und den besten Arbeitsleistungen in ihren Reihen hat, diese stets die ersten sein sollten, die für verantwortliche Leitungsfunktionen in der Verwaltung ausgewählt werden. Tatsächlich begann der Aufbau unserer Partei in den Arbeitszentren und hat in ihnen immer ihre Aktivität zum Wachstum der Partei entfaltet.

Aber es ist offensichtlich, daß als Folge dieses ständigen Abziehens von Kräften, des relativ niedrigen Bildungsstandes der Massen und eines gewissen Fehlens an Entwicklung die Partei in solchen für die Wirtschaft wichtigen Zweigen wie in der Zuckerindustrie und anderen bedeutenden Industriezweigen, in den Staatsgütern und Landwirtschaftszentren, im Bau-, Transport- und Bildungswesen zahlenmäßig nicht genügend entwickelt ist.

Die Partei muß, ohne den ständigen Kampf um hohe Qualität in ihren Reihen zu unterschätzen, vor allem in diesen Sektoren wachsen und vor allen Dingen auch unter den Arbeitern, die unmittelbar Aufgaben in der industriellen oder landwirtschaftlichen Produktion, im Bauwesen und im Dienstleistungssektor erfüllen. Damit soll die Zusammensetzung der Partei die notwendige und positive Präsenz Tausender Kommunisten - in vielen Kämpfen erprobter Revolutionäre -, die staatliche und politische Leitungsaufgaben ausüben, mit dem Eintritt einer ausreichend großen Zahl von Arbeitern, die ihre aktive Anwesenheit innerhalb der wichtigsten Zentren der Arbeiterklasse garantieren, ergänzt werden.

Bei der Erfüllung dieser Aufgabe, die die soziale Zusammensetzung der Partei verbessert, tragen die Parteigruppen eine große Verantwortung. Auch der Anteil weiblicher Mitglieder, der bisher noch nicht 15 Prozent erreicht hat, entspricht weder der Stellung der kubanischen Frauen im revolutionären Prozeß noch ihrer Teilnahme am Produktionsprozeß, an der Lehrtätigkeit oder im Dienstleistungsbereich.

Die Vorbereitung des Parteitages hat die Verbindung der Partei zu den Massen gestärkt. Es gibt zwei Perioden, die sich vorläufig herausheben: die Periode der Vorbereitung und Ausarbeitung der Thesen und die Periode der Rechenschaftslegung über die Arbeit der Partei, die in allen ihren Grundorganisationen gleichzeitig mit der Wahl und der Bestätigung der neuen Leitungskader durchgeführt wurde.

In den von unten nach oben durchgeführten Wahlen wurden mehr als 6.000 Genossen, die bisher noch nicht Mitglieder eines Leitungskollektivs waren, in die neuen Leitungsgremien aller Einrichtungen der Partei gewählt. Die Anzahl der Frauen in den Leitungsorganen der Partei wurde vervierfacht, die Zahl der Genossen aus der Produktion, dem Bildungswesen und dem Dienstleistungsbereich verdreifacht.

35 Prozent der bisher in den Leitungen der Parteigruppen tätigen Genossen wurden entlastet. Heute sind 17 Prozent der Mitglieder der Parteigruppenleitungen Frauen, das ist ein Anteil, der etwa dem Anteil der Frauen in der Partei entspricht und sogar noch etwas darüber liegt. 51 Prozent der Mitglieder der Parteigruppenleitungen kommen direkt aus der Produktion, der Lehrtätigkeit und dem Dienstleistungsbereich.

Diese bessere Zusammensetzung der Leitungen der Parteigruppen schafft die Voraussetzungen für die Ausbildung und Auswahl der Kader, die systematisch von der Basis her weiterentwickelt werden müssen und deren Voraussetzungen und Eigenschaften, deren Bewußtsein und Verantwortungsgefühl, deren organisatorische und Leitungsfähigkeiten ständig einzuschätzen sind.

Die Arbeit mit den Kadern ist für die gesamte Parteiarbeit von ausschlaggebender Bedeutung.

Von der richtigen Zusammensetzung der Leitungskollektive, von ihren Möglichkeiten, die Aufgaben zu stellen und zu lösen, die ihnen in der Parteistruktur zukommen, hängt in großem Maße der Erfolg ihrer Arbeit ab.

Die Zusammensetzung der Leitungen auf mittlerer Ebene, in den Städten, Regionen und Provinzen weist nach Abschluß der Wahlversammlungen einen höheren Anteil an Frauen auf - in den Provinzleitungen beträgt er 13 Prozent, und in den Regionen und Städten liegt er noch höher. Auch der Anteil der Genossen in den Leitungen der mittleren Ebene, die direkt aus der Produktion, dem Bildungswesen und dem Dienstleistungsbereich kommen, hat sich erhöht. Er beträgt in den Provinzleitungen 13 Prozent, liegt bei den Regionsleitungen darüber und erreicht in den Städten bis zu 29 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Genossen, die jetzt als Mitglieder in die neuen Leitungen auf Stadt-, Regions- und Provinzebene gewählt wurden, gehörten diesen Leitungen früher nicht an. Das geschah, weil - davon ging man in den Wahlversammlungen aus - einige Genossen dieser Leitungen ersetzt werden sollten und weil in vielen Fällen die Anzahl der Leitungsmitglieder infolge der veränderten Wahlordnung erhöht wurde und alle die Kandidaten gewählt werden konnten, die mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhielten.

Der Parteitag sollte kein Treffen von Leitungskadern sein. Wir fassen ihn nicht als Kongreß der Leiter von Partei und Staat auf. Das spiegelt sich in der Zusammensetzung der Delegierten wider. Wir fassen den Parteitag als ein Ereignis auf, das die Zusammensetzung der Partei widerspiegelt. Die Mehrzahl der Teilnehmer übt weder in der Partei noch im Staat Leitungsfunktionen aus. 30 Prozent der Delegierten sind politische Funktionäre, 16 Prozent Verwaltungskader, 19 Prozent Angehörige der Streitkräfte und Sicherheitsorgane, und 35 Prozent kommen aus der Produktion, dem Bildungswesen und dem Dienstleistungsbereich. Etwa 15 Prozent aller Delegierten sind Frauen.

Die grundlegende Aufgabe, das politische, ideologische und kulturelle Niveau der Mitglieder und Parteikader zu erhöhen, wurde in letzter Zeit regelmäßiger, einheitlicher und systematischer erfüllt, wenn auch noch Schwierigkeiten bestehen, die in den nächsten Arbeitsetappen zu überwinden sind.

In der gesamten Partei zeigt sich ein immer höheres Bewußtsein von der Notwendigkeit des Studiums. Mit diesen Ideen und einer konkreten Anleitung und Kontrolle beeinflußt sie gleichzeitig positiv das Streben nach Weiterbildung der Mitglieder und Kader der UJC und der Massenorganisationen sowie der Funktionäre des Staatsapparates. Wenn zu sehen ist, daß die führenden Funktionäre der Partei studieren, dann werden auch alle anderen ihnen nacheifern.

Gegenwärtig verfügt die Partei im ganzen Land über 37 Schulen, in denen 6.144 Teilnehmer Kurse belegen. Darunter befindet sich die Parteihochschule "Nico López", die soeben ihren 15.Gründungstag begangen hat und in der 5 Lehrgänge mit 582 Teilnehmern abgehalten werden.

Ebenso bestehen zentrale und Bezirksschulen der UJC, der Gewerkschaft (CTC), der FMC (Frauenföderation), der CDR (Komitee zur Verteidigung der Revolution) und des ANAP (Verband der Kleinbauern), in denen sich gegenwärtig 1773 Teilnehmer weiterbilden. In der UdSSR, der DDR und Bulgarien bilden sich zahlreiche Parteikader und Funktionäre in Lehrgängen weiter und werden als Lehrer für unsere Parteischulen ausgebildet.

Die politischen Studienzirkel der Partei haben ihre Organisation, Kontrolle und das System der Auswertung weiter verbessert. Im Oktober nahmen in verschiedenen Orten des Landes und im Sitz des Zentralkomitees 27 Zentren der politisch-ideologischen Weiterbildung ihre Arbeit auf.

Die Auswertung der Ergebnisse dieses Experiments wird es uns gestatten, nach und nach diese Zentren auszudehnen. Ihr Hauptziel ist die regelmäßige und systematische politische und theoretische Weiterbildung der Mitglieder und Kandidaten. Wir streben danach, daß 1980 die große Mehrheit der Parteimitglieder die drei Ausbildungsstufen – Grundstufe, Mittelstufe und Oberstufe - absolviert haben.

In den nächsten Jahren müssen wir daran arbeiten, die Schulen der Partei, des Jugendverbandes und der Massenorganisationen sowie die politisch-ideologischen Bildungszentren als Modelleinrichtungen der marxistisch-leninistischen Weiterbildung umzugestalten.

Wir werden beträchtliche Anstrengungen bei der Ausbildung der Lehrer, bei der Verbindung des Unterrichts mit der Realität des sozialistischen Aufbaus in unserem Land, bei der Verbesserung der materiellen Basis unserer Einrichtungen, bei der Einbeziehung der Materialien unseres I. Parteitages in das gesamte System der politisch-ideologischen Weiterbildung und bei der allmählichen Einführung des Marxismus-Leninismus und des politischen Unterrichts allgemein in die Ausbildungszentren der Mittel- und Fachschulen sowie an Universitäten unternehmen müssen.

Im gleichen Zusammenhang ist das Problem der marxistisch-leninistischen Weiterbildung der Lehrer, Professoren, Wissenschaftler, Journalisten, Kunst- und Kulturschaffenden zu sehen.

Besondere Aufmerksamkeit müssen wir immer wieder der Entwicklung der Mitglieder und Kader der Partei widmen.

Das Bildungsniveau der Parteikader hat sich in der letzten Zeit verbessert, aber noch immer besitzen sie in ihrer Mehrheit den Abschluß der 6. und 7. Klasse Wir haben uns die vordringliche Aufgabe gestellt, ihren Bildungsstand zu erhöhen (10. bzw. 12. Klasse), um dann ihre kulturelle und wissenschaftlich-technische Bildung entsprechend den Erfordernissen ihrer Arbeit weiterzuentwickeln.

Zur Erreichung des Zieles der mittleren und höheren Bildungsstufe verfügen die Parteikader über ein System des Fernstudiums innerhalb der Partei, das ihnen ein systematisches Studium garantiert, ohne die tägliche Arbeit unterbrechen zu müssen. Mit Unterstützung des Landes wenden auch diejenigen ihre Ausbildung fortsetzen, die eine Hochschulbildung benötigen. Und auch jene, die bereits über eine Hochschulbildung verfügen, müssen sich weiterbilden.

Das Bildungsniveau der Mitglieder und Kandidaten ist, obwohl es sich schon verbessert hat, noch relativ niedrig.

Laut Zahlenangaben des 2. Halbjahres 1975 haben 20 Prozent der ; Mitglieder den Abschluß der 6. Klasse noch nicht erreicht. 42 Prozent besaßen nur den Abschluß der 6. Klasse, 25 Prozent den Mittelschulabschluß der Arbeiterschulen, 9 Prozent Oberschulabschluß, und nur 4 Prozent verfügten über eine abgeschlossene Hochschulausbildung.

Wir können uns sehr leicht die großen Schwierigkeiten vorstellen, die diese 20 Prozent der Genossen haben, die noch nicht einmal den Abschluß der 6. Klasse besitzen, und auch die der 42 Prozent der Genossen mit dem niedrigen Bildungsniveau, die trotz aller Einsatzfreude und Anstrengungen noch nicht in der Lage sind, die Dokumente der Partei zu analysieren und zu verstehen, die theoretische Fragen zu beherrschen, die Wirtschaftspolitik der Revolution zu verstehen, anzuwenden und zu verbreiten und die wichtigsten Kenntnisse der Linie unserer Innen- und Außenpolitik zu erwerben sowie auch eine höhere Qualität in der eigenen Arbeit zu erreichen.

Das heißt nicht, daß die anderen von der Pflicht zur Weiterbildung ausgeschlossen wären. Kein Kommunist ist von der Pflicht befreit, sich entsprechend den gebotenen Möglichkeiten ständig weiterzubilden und zu qualifizieren. Wir müssen auf allen Ebenen unserer Organisation die entsprechenden Möglichkeiten schaffen, um die Ziele der Weiterbildung auf kulturellem Gebiet erfüllen zu können, insbesondere unsere Zielstellung, daß bis 1980 die Mehrzahl unserer Mitglieder den Abschluß der 8.Klasse erreicht. Wir sind der Meinung, daß nur Ausnahmefälle wie hohes Alter, Krankheiten oder andere entscheidende Ursachen Gründe für eine Freistellung vom Lernen sein sollten.

Einen wichtigen Teil der Vorbereitung auf den Parteitag bildete die Diskussion jeder These durch unsere Genossen. In vielen Fällen wurden die Thesen von den Arbeitern in den Massenorganisationen und im Kommunistischen Jugendverband Kubas diskutiert.

Nie zuvor gab es für unser Volk eine ähnliche Erfahrung von diesem Ausmaß. Durch die Diskussion der Thesen wurden unserem Volk die Haltung unserer Partei zu den grundlegenden ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Problemen und die Perspektiven der Entwicklung des Aufbaus des Sozialismus verständlicher.

Der Inhalt der Thesen wurde in 685.241 Versammlungen mit 19 Millionen Teilnehmern ergänzt und verbessert. Unter den Dokumenten, die von allen Mitgliedern und Kadern unserer Partei in den Grundorganisationen diskutiert wurden, befanden sich das Statut und die Programmatische Plattform der Partei.

Das Statut stellt das Grundgesetz für das innere Leben der Partei dar.

Der diskutierte Entwurf enthält bezüglich des gültigen Statuts einige wichtige Veränderungen, um einerseits dessen Inhalt der neuen politisch-administrativen Gliederung anzupassen und um andererseits die Rolle der Grundorganisationen der Partei im Rahmen der gesamten politischen Tätigkeit zu erhöhen, indem Organisationsformen gewählt werden, die ihre Aufgabe, besonders in den großen Produktionsbetrieben, in denen eine größere Anzahl von Mitgliedern besteht, erleichtern.

Unser Statut legt mit aller Deutlichkeit und mit allem Nachdruck den demokratischen Zentralismus als Leitungsprinzip der organisatorischen Struktur der Partei fest. Seine Merkmale sind der kollektive Charakter aller Leitungsorgane ihre Rechenschaftspflicht gegenüber den Wählern und den übergeordneten Organen, die Arbeit gemäß der Parteidisziplin, die die Minderheit der Mehrheit unterordnet, sowie die Respektierung der Entscheidungen der übergeordneten Organe.

Um die umfassende Anwendung der Normen des demokratischen Zentralismus zu garantieren, müssen in allen Grundorganisationen und Leitungen alle Voraussetzungen für die Ausübung der Diskussionsfreiheit, der Kritik und der Selbstkritik bestehen. Die Entscheidungen müssen das Ergebnis wirklich kollektiver Analysen und Beschlußfassung sein.

Der Inhalt dieser Diskussionen und Analysen muß grundsätzlich von der Zielstellung ausgehen, in den Kollektiven der Werktätigen die Parteiarbeit effektiver zu gestalten damit sie ihre Rolle unter den Massen wirksamer erfüllen kann und um sie zur Erreichung der Ziele und Aufgaben zu führen, die die Revolution in den verschiedenen Bereichen der wirtschaftlichen, politischen oder gesellschaftlichen Tätigkeit vorgegeben hat.

Die Programmatische Plattform der Partei, die von unseren Mitgliedern und vom ganzen Volk beraten wurde, stellt das wichtigste Dokument dar, das dem I. Parteitag vorgelegt wird.

So wie wir gestern, in den schweren Tagen des Kampfes gegen die Tyrannei, im Gefängnis, im Exil, bei der Landung der "Granma", in der Sierra Maestra, im illegalen Kampf und in den ersten Jahren der siegreichen Revolution das schon erfüllte Programm der Moncada in Ehren hielten, so müssen jetzt unsere Partei und unsere Revolution diese Plattform als Kampfbanner und Leitfaden der Aktion hochhalten. Sie beinhaltet die Hauptaspekte des historischen Prozesses der Revolution, ihren Charakter und ihr Werk, sie zeigt die Hauptaufgaben sowie die künftig zu befolgenden politischen Linien, um das programmatische und unmittelbare Hauptziel zu erreichen, das vor unserem Volk steht: die Fortführung des Aufbaus des Sozialismus bis zum Abschluß dieser Aufgabe und der Erreichung der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft.

Die Programmatische Plattform besitzt einen außerordentlichen politischen und theoretischen Wert. Sie muß künftig das Leitdokument für die gesamte Arbeit der Partei und der Revolution sein. Ihre Prinzipien und Forderungen müssen die gesamte Politik bei den verschiedensten Aktivitäten unseres Volkes sowohl im nationalen als auch im internationalen Bereich durchdringen. Ihren Zielstellungen und Aufgaben haben sich die spezifischen Pläne der verschiedenen Institutionen des Landes unterzuordnen. Sie muß zu einem Instrument der Massenarbeit der Partei und der Erziehung eines jeden Mitglieds und Kandidaten werden.

Nur das einheitliche und bewußte Handeln der Partei und des Volkes werden die Ziele und Aufgaben verwirklichen, die in der Plattform aufgezeigt sind. Dafür werden einige Jahrfünfte intensiver und schöpferischer Arbeit in allen Bereichen der ökonomischen und politischen, kulturellen und sozialen Tätigkeiten erforderlich sein.

Das erarbeitete Dokument ist unserer Meinung nach zufriedenstellend. In ihm sind die wesentlichen Elemente eines Programms enthalten, die durch die Erfahrungen der kommenden fünf Jahre vervollständigt und bereichert werden. Auf dem I. Parteitag, der im Jahre 1980 stattfinden wird, wird dann die endgültige Fassung des Programms der Kommunistischen Partei Kubas bei ihrer Aufgabe, den Prozeß des Aufbaus des Sozialismus in unserem Land zu leiten, formuliert werden.

Das Statut und die Programmatische Plattform schaffen eine sichere Grundlage für den organischen Zusammenhalt, die Disziplin und den Willen zur einheitlichen Aktion die eine revolutionäre Partei der Arbeiterklasse charakterisieren müssen. Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß in der ideologischen Einheit, in der Gemeinsamkeit der Prinzipien und Ideale stets die höchste Garantie für das ausgezeichnete Bündnis begründet war und ist, das heute alle Kommunisten als Brüder vereint und das die Partei unlösbar mit den Volksmassen verbindet.

Die marxistisch-leninistische Ideologie, die unbesiegbare Wissenschaft von der Revolution und vom Kommunismus, ist eine der bedeutendsten historischen Errungenschaften, die von unserem Volk in seinem gewaltigen und jahrhundertelangen Kampf erreicht wurde.

Woher hat unser Volk diese erstaunliche Kraft, das Heldentum und die einmütige Entschlossenheit genommen, zu siegen oder zu sterben, die es in einen Riesen verwandelte, der in der Lage war, alle imperialistischen Aggressionen und Subversionen zum Scheitern zu bringen, wenn nicht a seinem Verständnis der richtigen Ideen der revolutionären Lehre des Proletariats?

Welcher Faktor, wenn nicht das unerschütterliche revolutionäre Bewußtsein des Marxismus-Leninismus, hat unser Volk, hat uns allen ermöglicht, sämtliche Versen des Imperialismus, die kubanische Revolution ideologisch zu unterminieren, abzuwehren?

Aber noch mehr: Was war es, das uns bei jedem Rückschlag, den wir in unserem Kampf erlitten, seit den bitteren Tagen, die auf die Moncada folgten, bestärkte, wenn nicht die Überzeugung und die außerordentliche Kraft die uns die Kenntnis der historischen Gesetze verlieh die Sicherheit, daß die gerechte Sache des einfachen Volkes sich unaufhaltsam Bahn brechen würde, und die uns ermöglichen, die Rückschläge zu überwinden und den revolutionären Kampf fortzusetzen?

Von der Ideologie der Arbeiterklasse mit ihren edlen Ideen der Befreiung der Menschheit und der Solidarität ließen sich ihre Begründer Karl Marx und Friedrich Engels inspirieren, die bewegendsten Vorbilder für Hingabe und Opfermut. Auf diesen Überzeugungen basierte der Mut und das außergewöhnliche Vertrauen Lenins und der Kämpfer der Oktoberrevolution. Sie schufen die Grundlage für den unübertrefflichen Heldenmut des sowjetischen Volkes und der Kommunisten vieler anderer Länder in den Schlachten gegen den Faschismus. Dieses unzerstörbare Vertrauen in die Sache des Volkes war über Jahrzehnte die Basis für die wundervollen und siegreichen Heldentaten der vietnamesischen Freiheitskämpfer. Sie hat all den revolutionären Kämpfern Mut, Geisteskraft, Optimismus und unbeugsame Standhaftigkeit verliehen, die sich auf allen Breitengraden den höchsten Prüfungen der Tyrannei ausgesetzt sahen, wie Gefängnis, Folterungen und Tod.

Es ist unsere Ideologie, die uns stark und unbesiegbar macht. Laßt uns vor allem ihre Reinheit behüten! Laßt sie uns mit unseren bescheidenen Erfahrungen weiterentwickeln. Laßt uns ohne Unterlaß und ohne jegliche Konzessionen die reaktionären Ideen des Imperialismus und des Kapitalismus in all ihren Erscheinungsformen bekämpfen!

Vor der Menschheit stehen noch große Herausforderungen und große Kämpfe. Wir leben in einer Epoche, in der sich mehr als je zuvor die Pflicht der Revolutionäre, die Pflicht der Kommunisten klar abzeichnet, in der ersten Reihe mit ihren Ideen und ihrer Tat zu kämpfen.

Obgleich sich die Waage der internationalen Kräfte von Tag zu Tag mehr zugunsten des Sozialismus und der Befreiungsbewegung der Völker neigt, wird der Kampf noch lange andauern und sich besonders auf ideologischem Gebiet in dem Maße verschärfen, wie die aggressivsten Kräfte des Kapitalismus erkennen, daß sich Jahr für Jahr ihre Möglichkeiten der Anwendung brutaler Mittel der Aggression, der schamlosen Erpressung und der bewaffneten Drohung zur Erreichung ihrer politischen Ziele verringern.

Wir dürfen den Feind jedoch nicht unterschätzen. Noch ist der Imperialismus stark, obgleich er es jeden Tag weniger sein wird. Er verfügt noch über große wirtschaftliche, militärische und wissenschaftlich-technische Ressourcen und hat insbesondere eine große Erfahrung bei der Anwendung der Lüge, der Verdrehung und des Betruges, um die Massen zu verwirren und zu desorientieren. Ihm mangelt es auch nicht, das ist sicher, an Pseudorevolutionären und Renegaten, die, sich oft scheinheilig hinter ultraradikalem Geschwätz verbergend, in Wirklichkeit als Agenten der Spaltung, der Obstruktion und der Lähmung der revolutionären Bewegung dienen. Er besitzt außerdem Reichtümer, die die enorme Entwicklung der modernen Produktivkräfte, die Ausbeutung der Arbeiterklasse und die Ausplünderung der Ressourcen der Welt für die Bourgeoisie ermöglicht haben und die er jetzt benutzt, um Egoismus, Individualismus und unvernünftiges und unbeherrschtes Konsumstreben unter den einfachen Schichten zu schüren.

Kuba ist ein Land mit bescheidenen Ressourcen, das für seine Entwicklung inmitten objektiver und hinderlicher Beschränkungen arbeitet, das keinen Luxus anstrebt, sondern ein einfaches ausgefülltes und würdiges Leben für alle seine Söhne. Es besitzt seine mächtigste Waffe in der Moral, in der ideologischen Festigkeit und Standhaftigkeit des revolutionären Bewußtsein des Volkes. Das legt uns zahlreiche Verpflichtungen sowohl im außenpolitischen als auch im innenpolitischen Bereich auf.

Es gilt,

entschieden alle Erscheinungen des Antikommunismus und besonders die giftigen antisowjetischen Kampagnen zu bekämpfen;

allen Manövern den Weg zu versperren, die darauf abzielen die unterentwickelten Länder zu spalten und sie in Konfrontation zum sozialistischen Lager zu bringen;

die Apologeten des gegenwärtigen Kapitalismus, die die Realität tagtäglich eines Besseren belehrt, und deren überholte geistige Tätigkeit zu entlarven;

das wirkliche Wesen des gegenwärtigen Revisionismus in all seinen Spielarten aufzudecken und aufzuzeigen, wem sie in Wirklichkeit mit ihren Positionen dienen;

den ideologischen Kampf in unserem Land eng mit den konkreten Aufgaben zu verbinden, die wir auf dem Gebiet der Ökonomie, Politik und der kulturellen sozialen Entwicklung vor uns haben;

angestrengt und voller Eifer für das Voranschreiten des kommunistischen Bewußtseins unserer Massen zu arbeiten, für die Entwicklung des internationalistischen Geistes, der uns so außergewöhnlich stark macht, und für die Beseitigung aller Rückständigkeiten - wie Subjektivismus, Liberalismus, Bequemlichkeit, Bürokratismus, Jagd nach Privilegien, Selbstgefälligkeit und Karrierismus – und Vorurteile, die in unserer Gesellschaft noch bestehen mögen, wie gegenüber der Frau.

Unsere Partei, die ihre Propagandaarbeit und die marxistisch-leninistische Erziehung der Kader und Mitglieder verbessert, ist schon in der Lage, allmählich zur Schaffung von höheren Einrichtungen für die theoretische Arbeit überzugehen, denen in der Ausarbeitung und der Verteidigung unserer Ideen eine Rolle zugedacht ist.

Das kommunistische Bewußtsein ist kein sich von selbst ergebendes Produkt der strukturellen Veränderungen. Man muß es tagtäglich in den lebendigen Erfahrungen aus dem Klassenkampf, in der politischen Erziehung und durch die nationale und internationale Information schmieden. Dazu haben wir die Partei, ihre Organe, ihre Orientierung und ihre Schulen und die wertvolle kämpferische Tätigkeit der revolutionären Presse und der Massenmedien. Dabei zählen wir auf die unschätzbare Hilfe des Kommunistischen Jugendverbandes (UJC) und der Massenorganisationen unserer Arbeiter, Bauern, Frauen, Studenten, Jugendlichen, Kinder und des Volkes insgesamt. Mit Hilfe solcher ausgezeichneten Schulen des Patriotismus und des Internationalismus, wie sie unsere ruhmreichen revolutionären Streitkräfte und unser Ministerium des Innern darstellen, mit unseren Lehrern, Technikern und führenden Kadern im Erziehungswesen, mit den gesellschaftlichen Organisationen der Journalisten, Schriftsteller und Künstler, mit unseren Publikationseinrichtungen, den kulturellen und wissenschaftlichen Organisationen wird die Kraft geschaffen, die konsequent unsere Revolution vertritt, und mit der wir im ideologischen Kampf vorankommen und siegen.

Quelle: I. Parteitag der Kommunistischen Partei Kubas - Materialien
Dietzverlag Berlin 1976