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Terrorplan durchkreuzt
Kuba: Einzelheiten über Aktivitäten einer von den USA unterstützten Gruppe von Contras vorgestellt.
Kubanische Einsatzkräfte haben erneute Anschläge gegen Einrichtungen und Menschen auf der Insel vereitelt. Wie Ermittler des Innenministeriums (Minint) am Montag abend (Ortszeit) in einer Sondersendung des Fernsehens mitteilten, habe eine terroristische Gruppierung in den USA die gescheiterten Aktionen geplant und auch finanziert. Obwohl der Haupttäter bereits Ende vergangenen Jahres festgenommen worden war, veröffentlichten die Behörden in Havanna erst jetzt Details über Beteiligte und Hintermänner der neuen Terrorpläne.
Die aktuellen Erkenntnisse beruhen unter anderem auf Vernehmungen von Ardenys García Álvarez, der im Dezember verhaftet worden war, nachdem er mit Schusswaffen und Munition illegal über den Seeweg in der Provinz Matanzas in kubanisches Territorium eingedrungen war. Der 40jährige hatte sich 2014 nach einer Verurteilung wegen mehrerer Raub- und Spekulationsdelikte in die USA abgesetzt. Dort nahm er nach eigenen Angaben später Kontakt zu der Terrorgruppe »La Nueva Nación Cubana en Armas« (Die neue bewaffnete kubanische Nation) auf, die ihn in den USA auch an Schusswaffen ausgebildet habe. In seiner Aussage berichtete García Álvarez, dass ihm bei einem Treffen während einer dieser »Übungen« ein Dokument vorgelesen worden sei, das »die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes« betont und zugleich gerechtfertigt habe, »das Leben einer Gruppe entschlossener Männer aufs Spiel zu setzen, um das Leben vieler anderer zu retten«.
Weitere Beschuldigte in dem Fall, denen wie dem Haupttäter auch Spionage zur Last gelegt wird, sind laut Minint auch dessen Vater Rigoberto García Ávila sowie Pavel Fernández Alfonso. Beide sollen nach ihrer Festnahme weitere Einzelheiten zu den vereitelten Anschlagsplänen gegen wirtschaftliche und militärische Einrichtungen offenbart haben. Die Tageszeitung Granma zitierte am Montag aus einer Aussage von Fernández Alfonso, derzufolge geplant gewesen sei, Leute im ganzen Land zu rekrutieren und auf einem gekauften Bauernhof für die Aktionen auszubilden. Laut Chefankläger Edward Roberts Campbell hat García Ávila mittlerweile gestanden, dass dazu auch der Plan gehört habe, eine Militäreinheit zu überfallen und deren Waffen zu erbeuten.
Während den mutmaßlichen Terroristen in Kuba langjährige Haftstrafen drohen, bezeichnet die in Madrid ansässige Contraorganisation »Prisoners Defenders«, die sich vorgeblich für die Rechte politischer Oppositioneller in Kuba einsetzt, den Hauptbeschuldigten Ardenys García Álvarez auf ihrer Homepage als »politischen Gefangenen«. Die NGO, die über gute Kontakte zu exilkubanischen Contras in Miami verfügt, arbeitet eng mit US-Diensten zusammen. In Spanien wird sie unter anderem von der rechten Volkspartei (Partido Popular) und der neofaschistischen Partei Vox unterstützt. Granma wies unterdessen darauf hin, dass führende Mitglieder der Gruppe »La Nueva Nación Cubana en Armas«, die sich in den USA auf freiem Fuß bewegten, für Anschläge auf Büros, Zuckerrohrfelder und Tabakfabriken in der Provinz Pinar del Río sowie »aggressive Aktionen gegen Kindergärten, Schulen, Polikliniken und Einrichtungen des Stromversorgers Organización Básica Eléctrica vor allem in der Gemeinde San Miguel del Padrón in der Provinz Havanna« verantwortlich seien.
Der stellvertretende Leiter der mit dem Fall betrauten Spezialeinheit des Innenministeriums, Oberst Víctor Álvarez, verwies in der TV-Sendung auf eine im Dezember von seiner Behörde veröffentlichte Liste, in der 61 Personen und 19 Organisationen mit Sitz in den USA aufgeführt sind, gegen die strafrechtliche Ermittlungen wegen »Beteiligung an der Förderung, Planung, Organisation, Finanzierung, Unterstützung oder Begehung von terroristischen Handlungen in Kuba oder in anderen Ländern« laufen. Kuba sei immer bereit, bei der Bekämpfung von Terrorismus mit den zuständigen Stellen in den USA zusammenzuarbeiten, und »wir hoffen, dass der Austausch, den wir auf diesen Ebenen mit der amerikanischen Seite pflegen, irgendwann auf Gegenseitigkeit beruht«, erklärte Víctor Álvarez.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 10.07.2024