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Kuba setzt auf Russland

Präsident der sozialistischen Inselrepublik zu Besuch in Moskau. Vertiefte Zusammenarbeit mit Eurasischer Wirtschaftsunion vereinbart.

Eine »für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit«: Das versprach Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel vergangene Woche bei einem Treffen mit dem Obersten Rat der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Im Rahmen eines mehrtägigen Arbeitsbesuchs in Russland hatte Díaz-Canel erstmals an der Zusammenkunft teilgenommen. Die sozialistische Inselrepublik hat seit Dezember 2020 als einziges Land außerhalb der eurasischen Region einen Beobachterstatus in dem aus Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgistan und Russland bestehenden Zusammenschluss. Havanna ist unter anderem daran interessiert, mehr kubanische Produkte auf dem eurasischen Markt anbieten zu können. Bei einem Gespräch mit dem kürzlich wiedergewählten russischen Präsidenten Wladimir Putin ging es auch um den Ausbau der politischen und wirtschaftlichen Kooperationen.

Russland werde sich »an der Umsetzung wichtiger Projekte des kubanischen Programms für wirtschaftliche und soziale Entwicklung bis 2030« unter anderem in den Bereichen Energie, Industrie und Transport beteiligen, kündigte Díaz-Canel in einem Beitrag für die neue Sendung »Desde La Presidencia« an, die er seit März moderiert. Der russische Präsident und andere führende Politiker hätten angesichts der »schwierigen Umstände, die unsere Wirtschaft wegen der Blockade und der Feindseligkeiten des US-Imperialismus durchlebt«, ihre Bereitschaft zur Unterstützung und Solidarität mit Kuba bekräftigt. Außenminister Bruno Rodríguez verwies in derselben Sendung auf die guten wirtschaftlichen Beziehungen. So sei Russland ein wichtiger Lieferant von Treibstoff und Düngemittel für die Nahrungsmittelproduktion.

»Es gibt ein kurz-, mittel- und langfristiges Programm, das unserer Wirtschaft Chancen bietet und gleichzeitig der russischen Wirtschaft Vorteile bringt, weil Kuba für Russland ein Tor nach Lateinamerika und in die Karibik ist«, zitierte die KP-Zeitung Granma den Außenminister am Sonnabend. In einem früheren Beitrag hatte die Zeitung darauf hingewiesen, dass Russland bereits jetzt neben Erdöl und Dünger auch Weizen liefere. Zudem würden Russen mittlerweile die drittgrößte Gruppe von Touristen in Kuba ausmachen. Das habe unter anderem zum Ausbau der regelmäßigen Flugverbindungen geführt. Nach den Ankündigungen von Moskau und Havanna, ihre Beziehungen ausbauen zu wollen, haben auch russische Unternehmen verstärkte Investitionen in den Bereichen Landwirtschaft, Verkehr, Energie, Kommunikation und Gesundheit zugesagt.

In seiner Rede vor dem Obersten Rat der EAWU warb Díaz-Canel zudem für mehr Investitionen »in Bereichen von gemeinsamem Interesse«. Er wies darauf hin, dass der nationale Plan Kubas für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung bis 2030 weitgehend mit den mittel- und langfristigen Prioritäten der EAWU übereinstimme, wobei der Schwerpunkt auf der Rolle von Wissenschaft und Innovation liege. Neben dem traditionellen Austausch zwischen der Insel und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in den Bereichen Industrie und Landwirtschaft seien es vor allem Bereiche wie Pharmazie und Biotechnologie, zu denen Kuba viel beitragen könne. »Wir bieten die Erfahrungen und Errungenschaften, die wir in der medizinischen, pharmazeutischen und biopharmazeutischen Industrie gesammelt haben, für eine künftige Zusammenarbeit an«, sagte Díaz-Canel. Er bezeichnete die Eurasische Wirtschaftsunion, deren Bedeutung »angesichts der unruhigen Lage in verschiedenen Teilen der Welt« zugenommen habe, als »ein erfolgreiches, attraktives und nachhaltiges Integrationsprojekt mit einer autonomen Entwicklung, die sich auf die Interessen unserer Völker stützt und außerhalb der Herrschaftsmechanismen des vom US-Dollar kontrollierten internationalen Systems steht«. Deshalb, so der Staatschef, könne die EAWU »zur Schaffung einer neuen, gerechteren, umfassenderen und ausgewogeneren Weltordnung beitragen«.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 14.05.2024