Nachrichten


Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Im Hier und Jetzt

Der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus zeigt die Ausstellung der Michael-Horbach-Stiftung »Die neue Generation kubanischer Fotografen/innen«.

La Musa »La Musa«, Leysis Quesada Vera, Havanna 2019
Foto: Leysis Quesada Vera

La Casa Redonda Aus der Serie »La Casa Redonda (Cuarentena)«, Alfredo Sarabía Junior, Havanna 2020
Foto: Alfredo Sarabia Junior

»Maternidad«, Daylene Rodríguez Moreno Aus der Serie »Maternidad«, Daylene Rodríguez Moreno, Havanna 2020
Foto: Daylene Rodríguez Moreno

La Habana 1989 »La Habana 1989«, Alfredo Sarabía Senior, Havanna 1989
Foto: Alfredo Sarabia Senior

»La Fiesta«, Alfredo Sarabía Junior Aus der Serie »La Fiesta«, Alfredo Sarabía Junior, Sierra Maestra 2016
Foto: Alfredo Sarabia Junior

»De Camino al Monte«, Manuel Almenares »De Camino al Monte«, Manuel Almenares, Havanna 2022
Foto: Manuel Almenares


Zeitgenössische Fotografie aus Kuba, übernommen von der Michael-Horbach-Stiftung, präsentiert das Willy-Brandt-Haus der SPD in seinem großen Saal und zeigt diverse Serien von fünf Fotografinnen und Fotografen, die mit einer Ausnahme der »Jķbaro Photos«, einer selbstorganisierten Vereinigung von Fotografen in Kuba, angehören. »Jķbaro Photos« hat sich dem Ziel verschrieben, »mit Leidenschaft, Engagement und der Neugierde auf die menschliche Existenz der die Landschaft, Umwelt und Kultur Kubas« fotografisch nachzuspüren. Gleich mehrere Werkreihen sind von der 1978 geborenen Daylene Rodríguez Moreno zu sehen. Zum einen behandelt sie die bäuerliche Mühsal angesichts der sich häufenden Unwetter und Überschwemmungen und zum anderen das beengte Leben zu Hause während des Coronalockdowns. Außerdem ist ihre Serie über Mutterschaft in Kuba zu sehen, zu der Moreno erzählt, »mit dem Gefühl zu leben, keine gute Ernährung garantieren zu können, in Ungewissheit zu leben, mit leiser Stimme eine einfache Frage zu stellen, ohne dass jemand zuhört: Was verteidigen wir?«

Es scheint, dass die lange nach der Revolution geborenen Generationen angesichts von Engpässen und leeren Regalen die revolutionären Erfolge nicht mehr zu schätzen wissen. Die kapitalistische Illusion absoluter Freiheit im Konsumismus und dem imaginierten Reichtum scheint manchen den Blick für die Realität globaler Verhältnisse zu verstellen. Nichtsdestoweniger zeugen die brillanten Fotografien von einem respektvollen Umgang mit der Geschichte Kubas und den Schwierigkeiten der Menschen im Alltag der Entbehrungen. Die 1973 geborene Leysis Quesada Vera ist mit einer sehr poetischen Serie über Havanna als »Stadt der Träume« in Farbe vertreten. Daraus stammt das zentrale Motiv der Einladung, auf dem eine Balletttänzerin inmitten einer von Männern bevölkerten Bar eine graziöse Pose einnimmt. Unweigerlich transportieren ihre Straßenszenen aus Havanna einen vermeintlichen Romantizismus durch das Aufeinandertreffen von alter Kolonialarchitektur mit bröckelndem Putz und abblätternder Farbe sowie der Präsenz alter Limousinen aus den 1950er und 1960er Jahren, wiederum ein Effekt der US-Blockadepolitik.

Der zentrale Text der Ausstellung behauptet, dass es in den Bildern der neuen Generation »um das konkrete Leben im ›Hier und Jetzt‹ und weniger vordergründig als in der Vergangenheit um das große nationale Kollektiv« ginge. Selbstverständlich hat die erste Generation der meist männlichen Fotografen, wie Raśl Corrales, Alberto Korda, Liborio Noval, Osvaldo und Roberto Salas, nach der Revolution im sozialistischen Kuba nicht nur Massendemonstrationen festgehalten, »um das große nationale Kollektiv« zu bebildern, sondern auch die Mühen der Ebenen in der täglichen Anforderungen zwischen Arbeit und Wachsamkeit vor der Gefahr einer erneuten Invasion behandelt, was damals den Alltag bestimmte.

Die Ausstellung umfasst neben den zwei genannten Fotografinnen noch andere Serien von Manuel Almenares, Alfredo Sarabía Junior sowie Alfredo Sarabía Senior.

»Die neue Generation kubanischer Fotografen/innen«, Willy-Brandt-Haus, Berlin-Kreuzberg, bis 2. Juni 2024.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

junge Welt


Dieser Artikel wurde ermöglicht
durch die Abonnnentinen und Abonennenten
der jungen Welt
Dein Abo fehlt

Matthias Reichelt
junge Welt, 25.04.2024