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Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Sozialismus und Jugend

MarxLenin P. Valés, Rede auf dem Ersten Internationalen Treffen der theoretischen Publikationen linker politischer Parteien und Bewegungen, Havanna, Kuba, 10.-12. Februar 2023.

Sozialismus und Jugend sind sich ähnlich. Beide sind soziale Konstruktionen mit starken historischen Determinanten, die zu uns von Transit sprechen – von Wegen, die notwendigerweise zurückgelegt werden müssen in der Konstruktion des »Anderen«, das beide morgen sein werden – qualitativ anders, vorzugsweise höher entwickelt. Deshalb sind beide auch Bewegung, Veränderung, Widerspruch, Kampf, Bruch, Fluss, Komplexität.

Der Sozialismus kann nicht passiv oder konformistisch sein, ebenso wenig wie die Jugend. Was ist die Jugend anderes als eine revolutionäre Kraft? Wie der Sozialismus will sie die alte Welt verändern, um eine neue zu schaffen. Deshalb braucht der Sozialismus die Jugend für seine Existenz. Er braucht ihre schöpferischen Fähigkeiten, ihren Eroberungsdrang und ihre Kraft, ihren Willen und ihre Bereitschaft zu handeln, ihre Energie, sich selbst und alles andere zu verändern.

Die Rettung des Sozialismus ist daher auch eine Rettung der Jugend. Dies zu erreichen, den Weg der Paradoxien und Herausforderungen zu beschreiten, die es zu bewältigen gilt, führt uns in eine direkte Kollision mit dem Weltbild, das der Kapitalismus projiziert, indem er sich als die einzige und beste aller möglichen Welten legitimiert. Wir müssen, was Fidel Castro die »kulturelle Invasion, die unsere Identitäten zerstört, eine Atomwaffe des 21. Jahrhunderts zur Beherrschung der Welt« nannte. Ur, wenn wir uns selbst vor der Barbarei retten, die der Kapitalismus reproduziert, können wir die Menschheit retten und in diesem großen Werk ist die Jugend von entscheidender Bedeutung.

Es ist kein Zugfall, dass der Kapitalismus an vielen Fronten ständig daran arbeitet, die Kraft und die historische Mission der Jugend als Bannerträgerin der Zukunft zu entstellen. Und für diese Aufgabe schafft er alle möglichen Mittel. Er schafft unermüdlich materielle und geistige Objekte, mit denen er uns alle in der Lethargie der programmierten Obsoleszenz verankern will – aber mit besonderem Augenmerk auf die Jugend und die Kindheit.

Damit verdammt er uns zu einer unerträglichen Liquidität, in der – wie Marx und Engels feststellten - »alles Feste zu Luft zerfließt«. Dies verurteilt in erster Linie jeden Versuch, jede subversive Anstrengung, die sich gegen den Kapitalismus richtet.

Inmitten dieses problematischen Szenarios müssen wir uns fragen: Wie können wir heute die Beziehung zwischen Sozialismus und Jugend projizieren und uns aneignen, so dass sie eine Identität bleibt und keine Antinomie, so dass sie nicht in eine Beziehung der Feindseligkeit und des Gegensatzes zerbricht und zersplittert?

Wenn der Sozialismus der Übergang ist, müssen wir uns fragen; Wohin will die Jugend? Mit welchen Symbolen identifizieren sie sich: mit denen des Sozialismus und Kommunismus oder mit denen des Kapitalismus? Welche Werte definieren sie: soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Internationalismus, kollektiver Kampf – oder Konkurrenz, Kommerzialisierung, Apathie, Gleichgültigkeit gegenüber anderen und Konsumismus?

So nimmt der Kampf zwischen Sozialismus und Kapitalismus die From eines tiefgreifenden medial-kulturellen Krieges in all seinen Dimensionen an. Das Problem der Kommunikation muss für die Linke im Mittelpunkt stehen, wobei der Schwerpunkt auf der aktiven Arbeit ihrer Publikationen und ihrer Medien im Allgemeinen liegen muss.

Welche Rolle sollten linke Publikationen angesichts dieses Problems spielen ?

Die Rolle linker Publikationen besteht erstens darin, die strategische Bedeutung der sozialen Kommunikation in diesem Krieg zu begreifen und zu verstehen. Zweitens besteht die Rolle darin, eine doppelte, gleichzeitige Bewegung zu unternehmen: einerseits die Dekonstruktion der kapitalistischen Aneignung des gegenwärtigen Zustands der Dinge und andererseits den Aufbau einer neuen Hegemonie mit sozialistischem Charakter.

Heute zu existieren bedeutet, von den hegemonialen Medien wahrgenommen zu werden. Die Macht liegt in den Händen der großen bürgerlichen Informations- und Kommunikationsmonopole. In diesem Sinne hat die Linke durch diese Medien (aber nicht nur durch sie) die Pflicht, die Netzwerke der Zivilgesellschaft als Raum par exellence für Gegenhegemonie zu erobern. Sowohl die Linke als auch ihre Medien haben die moralische Pflicht, unseren Völkern einen Kompass des Kampfes und des Durchhaltens zu bieten.

Die Generationen von gestern hatten Helden, organische Intellektuelle; die von heute haben »Influencer«. Wen imitieren die Jugendlichen heute: ihre Lehrer, ihre Politiker, ihre Eltern oder diejenigen, die von zwei oder drei mathematischen Algorithmen bestimmt werden? Welche Verhaltensmuster bestimmen heute das Leben von Kindern, Jugendlichen, Heranwachsenden und Erwachsenen, und wer verkörpert sie? Das Weltpanorama zeigt eine tiefe Krise der Spiritualität und der Subjektivität, in deren Zentrum die Jüngsten der Gesellschaft stehen. Sie sind die Zielscheibe schlechthin für die Banalität, die Oberflächlichkeit, die Mittelmäßigkeit und die Kommerzialisierung, die die virtuellen Netze überfluten.

Deshalb müssen wir Revolutionäre, Humanisten und Kommunisten uns kollektiv und organisch in einem Kampf der Ideen artikulieren, der die Produktion emanzipatorischer Bedeutungen bedingt. Unsere Identitäten, Bräuche, Kulturen und Geschichten dürfen nicht ausgelöscht werden, im Gegenteil, wir müssen unsere Vielfalt und Pluralität betonen. Wir müssen die Bedingungen für die Stärkung dieser Besonderheiten schaffen, damit unsere Wurzeln den Angriffen er kapitalistischen Industrie widerstehen können, die den Menschen homogenisieren und standardisieren will. Wir müssen einen Mentalitätswandel herbeiführen – vor allem von Kindesbeinen an – durch ehrliche, kreative, originelle und intelligente Inhalte. Wir müssen die Idee des Attraktiven und seiner Repräsentation neu begründen – oder, was auf dasselbe hinaus läuft, die kapitalistische Ästhetik bekämpfen, die in sich fetischistisch ist, entfremdet und verdinglicht.

Aber wir müssen auch die Idee der Unterhaltung überdenken, was uns zwingt, den Begriff der Freizeit neu zu definieren. Die Jugendlichen verlangen, dass wir uns nicht langweilen. Wenn also die Art und Weise, wie Unterhaltung präsentiert wird, größtenteils auf die kapitalistische Kolonisierung der Unterhaltungsindustrie zurückzuführen ist, wie können wir dann Inhalte schaffen, die sozialistisch, aber nicht langweilig sind?

Wissen wir, was die Jugendlichen heute lesen? Was sehen sie? Was interessiert sie? Wie viele unserer linken Publikationen werden von Jugendlichen gemacht? Beteiligen sie sich daran? Wie tun sie das? Wir können Texte und Werke von hervorragender Qualität haben, aber wenn sie die Jugendlichen nicht erreichen, haben sie ihre Daseinsberechtigung nicht erfüllt.

Wir müssen in unseren Publikationen, aber auch in unseren Radio-, Fernseh- und Internetprogrammen den Begriffen, die uns der Kapitalismus genommen und verdrängt hat, eine neue Bedeutung geben: Sozialismus, Kommunismus, Demokratie, Freiheit, Marxismus, Heimat, Kultur etc. Wir müssen diesen Begriffen ihren wahren, scharfen, subversiven Inhalt zurückgeben, einen Inhalt, der den intellektuellen Fortschritt der Mehrheit politisch möglich macht und nicht nur den einiger isolierter Gruppen.

Wir müssen erzählen können, was mit der Linken passiert, nicht losgelöst, sondern im Klassenkampf gegen die Bourgeoisie. Und wir müssen dies mit dem Code der Jugend tun, indem wir unsere eigenen Codes aufbauen. Aber dafür müssen wir zuerst eine linke Leserschaft aufbauen. Wir müssen verstehen, dass linke Publikationen selbst Guerillabewegungen sind, Bannerträger eines Kampfes, in dem die Kultur als mächtiges Schlachtfeld verstanden werden muss. Wir müssen sie zu Plattformen des Zugangs zu einem globalen Dialog und der Kommunikation machen, um den Menschen als historisch-universales Subjekt zu Konditionieren.

Möge die Sache des Sozialismus, für die Freiheit des Menschen gemeinsames als Ziel, uns zur Solidarität, Verbindung und Einheit zwischen unseren Publikationen und Medien auffordern. Nur ein festes Ziel kann uns ein Ziel geben, das nicht vergänglich ist, sondern im Gegenteil einen in die Zeit eingeschriebenen Sinn hat. Dieses Ziel ist die Emanzipation zu einer wesentlich humanisierten Gesellschaft.

Aus den ideologischen Apparaten der Bourgeoisie werden immer wieder triviale Aussagen wie die Parole »Die Linke ist schwach« benutzt, um uns zu karikieren. Das ist ein soziales, ästhetisches, politisches und ideologisches Konstrukt, das wie so viele andere darauf abzielt, jeden praktischen Versuch, die Realität zu revolutionieren, zu entwaffnen.

Und ich frage: Ist unsere heutige Zusammenkunft nicht Beweis genug, dass wir nicht schwach sind? Wir müssen den Unterdrückten, den Elenden der Erde, den Rebellen eine Stimme geben, nicht nur durch Propaganda, sondern vor allem durch Aktionen, die erzieherisch, pädagogisch und konstruktiv sind, um die revolutionäre Sache, die wir brauchen, voranzubringen. Es gibt keinen anderen Weg, als die Vielfalt zu ergänzen, zu sensibilisieren und für die gemeinsame Sache zu vereinen: die Eroberung einer besseren Welt. Und in diesem Bestreben muss die Erziehung zur Philosophie, zur Kunst und später zum kritischen Marxismus von frühester Kindheit an einen zentralen Platz einnehmen.

Von unseren Räumen aus müssen wir alle transformatorischen Bewegungen begleiten, die sich dem Kapitalismus entgegenstellen. Wir müssen die Hoffnung wiederherstellen, dieselbe Hoffnung, die der Kapitalismus für sich beansprucht, weil er den Anschein der Unüberwindbarkeit braucht und deshalb pessimistische, deprimierte und hoffnungslose Menschen hervorbringt.

Unser Gegenmittel ist die Geschichte, die Bewahrung des historischen Gedächtnisses als Schlüssel zur Entwicklung eines sozialistischen und revolutionären Bewusstseins in unseren Völkern. Wir müssen uns integrieren, Vorurteile abbauen, mobilisieren, der Sprache der Bourgeoisie widersprechen, für die Wahrheit und für gerechte und würdige Anliegen kämpfen, dies zu einer Lebensweise machen und die Jugend als Protagonisten in den Vordergrund stellen.

Marxistische Blätter
MarxLenin P. Valés (Havanna/Kuba)
Marxistische Blätter, 08.04.2024