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Terroranschläge vereitelt

Kuba: Verdächtige mit Verbindungen zu in den USA lebenden Contras festgenommen. Geständige sprechen auch von Rekrutierung für »Stunde null«.

Kubanische Einsatzkräfte haben offenbar mehrere zum Jahreswechsel geplante Terroranschläge und andere »destabilisierende Aktionen« vereitelt. Wie örtliche Medien am Wochenende meldeten, haben Einheiten des Innenministeriums (Minint) mehrere Verdächtige festgenommen, die einen Teil der von Gruppierungen in Florida entwickelten Pläne ausführen wollten. Dabei seien auch Waffen, darunter mehrere Pistolen verschiedener Kaliber und Munition sichergestellt worden. Die Festnahmen erfolgten wenige Tage, nachdem das Amtsblatt Gaceta Oficial am Donnerstag eine Liste von 19 Organisationen und 61 Personen veröffentlicht hatte, gegen die die kubanischen Behörden wegen »Förderung, Planung, Finanzierung oder Begehung terroristischer Handlungen in Kuba und im Ausland« strafrechtlich ermitteln. Die meisten der Gesuchten leben derzeit unbehelligt in den USA.

Obwohl es sich um eine laufende Untersuchung handelt, gab das Ministerium erste Einzelheiten der Ermittlungen bekannt. Die Verhafteten kubanischer Herkunft seien teilweise geständig, hieß es. Aufgrund ihrer Aussagen sei es erwiesen, dass die auf dem Seewege illegal Eingereisten Verbindungen zu Terroristen hätten, die öffentlich zu gewalttätigen Aktionen gegen Kuba aufrufen. Unter anderem habe einer der Festgenommenen angegeben, in den USA von einer Person namens Manuel Milanés Instruktionen erhalten zu haben, berichtete der multinationale Nachrichtensender Telesur am Sonntag. Milanés, der auf Platz 55 der Liste von gesuchten Terroristen steht, habe ihm 50 US-Dollar für das Anbringen von Plakaten, jeweils 100 Dollar für Angriffe auf Beamte sowie das Niederbrennen von Zuckerrohrfeldern und 200 Dollar für Brandanschläge auf Tankstellen angeboten, sagte der Verhaftete. Außerdem sei er von ihm aufgefordert worden, weitere Leute für die »Stunde null« zu rekrutieren, wenn eine militärische Invasion Kubas stattfinde.

Ein anderer Häftling gestand, Verbindungen zu Amijail Sánchez zu haben, der Nummer 61 auf der Terroristenliste. Sánchez war in Kuba wegen illegalen Besitzes und Tragens einer Schusswaffe, Diebstahls, illegalen Schlachtens von Großvieh, Körperverletzung, illegaler wirtschaftlicher Tätigkeit und fahrlässiger Tötung verfolgt worden. Mittlerweile in Florida lebend, hatte er dem Zeugen laut dessen Aussage 1.500 US-Dollar für die Zerstörung eines Hochspannungsmastes, 300 Dollar für Anschläge auf staatliche Fahrzeuge und 100 Dollar für Brandstiftungen auf Zuckerrohrplantagen angeboten. Auch zu Michel Naranjo (Nr. 48 auf der Liste) hatte der Häftling Kontakt. Der 2020 in die USA Ausgewanderte war in Kuba unter anderem wegen Körperverletzung und Raub mit Gewalt gegen Personen angeklagt worden und bietet laut Telesur jetzt im Internet die Finanzierung terroristischer Aktionen in Kuba an.

US-Medien wiesen darauf hin, dass kubanische Behörden in der Vergangenheit bereits Listen von Personen, die des Terrorismus verdächtigt werden, erstellt und an ausländische Regierungen weitergeleitet hatten. Es sei jedoch das erste Mal, dass die Regierung sie offiziell in ihrem Amtsblatt als solche bezeichnet. Neben bekennenden Terrorgruppen wie »Alpha 66«, »Hermanos al Rescate« und »La Nueva Nación Cubana en Armas« stehen auch der Chef der in Miami ansässigen militanten »Asamblea de la Resistencia«, Orlando Gutiérrez, und der sich als »Influencer« bezeichnende ultrarechte Bürgermeisterkandidat von Miami-Dade, Alexander Otaola auf der Liste.

»Während einige der Personen nachweislich in Gewalttaten verwickelt waren, scheinen andere wegen ihrer politischen Opposition gegen die kubanische Regierung darauf gesetzt worden zu sein«, behauptete die in Miami erscheinende Tageszeitung El Nuevo Herald. Das staatliche US-Propagandaportal Martí Noticias bezeichnete die Veröffentlichung als »Racheakt« dafür, dass die US-Regierung in der vergangenen Woche erklärt hatte, Kuba weiterhin auf einer von Washington erstellten Liste der »staatlichen Förderer des Terrorismus« zu führen. Havanna begründet die Maßnahmen indes mit einer verschärften Gefahrenlage.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 11.12.2023