Nachrichten aus und über Kuba
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Sieben Jahre danach, wie geht es jetzt weiter, Kuba?
Für Ausländer Castro, für Kubaner Fidel, starb der kubanische El Comandante vor sieben Jahren, nach dem 90-jährigen Kampf. Kuba schwieg vor Trauer, die Emigration brüllte und sang durch die Straßen Floridas. Aber sie werden auf Kuba sowieso die "Mafia von Miami" genannt.
Diktator, Kämpfer für Ideen, Lehrer, Vater, Feind, Führer, Revolutionär, Tyrann, Bruder, Visionär, Humanist, sind nur einige der Namen, die man ihm gegeben hat, ob Sympathisanten oder Feinde. Nur "Apostel" wurde er nie genannt, weil der Name einem einzigen vorbehalten ist - José Martí, in dessen Nähe er ruht.
Aber auf globaler Ebene könnte ihn die Geschichte, trotz der negativen Attribute, die ihm von einigen zugeschrieben wurden, völlig freisprechen, wie er selbst in seinem Prozess in den 1950er Jahren ankündigte.
Fidel Castro wurde in einem kleinen Ort, Biran, in der damaligen Provinz Oriente, der Wiege der Revolution, geboren. Und in Santiago de Cuba, hundert Kilometer entfernt, wo er jetzt ruht, wurde er bei den Jesuiten ausgebildet, und dort, in der Sierra Maestra, löste er eine Revolution aus, seine Revolution. Trotzig, rebellisch, rastlos und ungehorsam von der Geburt bis zum Tod, gab er seine Ideen nie auf. Auch als Kuba, erschöpft vom sechzigjährigen Embargo, die Aussöhnung mit seinem nördlichen Nachbarn akzeptierte, blieb er konsequent skeptisch und schrieb in einem der vielen brillanten Texte auf dem Portal Cubadebate auch einen über Bruder Obama. Nach dem historischen Kubabesuch des damals noch amtierenden amerikanischen Präsidenten, wandte sich Fidel in einem offenen Brief an ihn und vervielfachte damit die Leserzahl von Cubadebate. In dem Brief kommentierte er seine süßliche Ansprache an Kubaner, die die Vergangenheit vergessen und sich der Zukunft zuwenden sollten. "Niemand darf die Illusion hegen, dass das Volk dieses edlen und großzügigen Landes auf den Ruhm, die Rechte und den geistigen Reichtum verzichten wird, den sie sich durch die Entwicklung von Bildung, Wissenschaft und Kultur erworben haben. Dank der harten Arbeit und der Intelligenz unserer Leute sind wir in der Lage, die Nahrung und die materiellen Reichtümer zu produzieren, die wir brauchen. Das Imperium soll uns keine Geschenke machen."
Fidel lebte eigene Ideen, so wurde er sowohl von Freunden als auch von Feinden respektiert und nur diejenigen, denen es schwerfiel, mit Argumenten umzugehen, redeten über ihn herabwürdigend. Wie auch jeder andere Politiker machte er bestimmt Fehler, hat aber seine ganze Energie dem Volk und sein ganzes Leben dem Kampf für Solidarität und Menschlichkeit gewidmet. Er hat sowohl mit Gewehr, als auch mit Feder und Wort geschickt gekämpft. Gegen Unterdrückung, Armut, Analphabetismus. Während seiner Zeit wurde Kuba zu einer Weltmacht auf dem Gebiet der Medizin. Bei allen Erdbeben, Überschwemmungen Epidemien dieser Welt, waren die kubanischen medizinischen Brigaden engagiert, die das Leben der am stärksten gefährdeten Menschen selbstlos retteten. Darüber wurde in den Weltmedien nur wenig gesprochen. Es ist das Vermächtnis von Fidel und der Revolution, die er führte. Der Analphabetismus, der in den 1950er Jahren auf Kuba 70 Prozent erreichte, ist ausgerottet, folgend den Ideen von Jose Marti, dessen Worte man in ganz Kuba lesen kann: "Gebildet zu sein, ist die einzige Art frei zu sein." Die heutige schwere Situation auf Kuba ist aber in erster Linie das Ergebnis der Sanktionen.
Er beeindruckte die Größten. Obwohl sich viele vorsichtig vom Abschied zurückhielten, besuchten ihn doch einige der weltbesten Politiker, Sportler, Schriftsteller, Schauspieler, Regisseure und sogar drei Päpste und fast alle waren verwundert über die Wissensbreite von "El Presidente".
Einige betrachten ihn abwertend , aber Kuba ist heute ein Name gerade dank Fidel und seinen Mitkämpfern, dank ihrem Kampf, der die Casino-Insel in ein stolzes und würdevolles Land verwandelte. Denn Stolz, Würde und Solidarität haben Fidel durchs Leben geleitet. Er stammte aus einer Landbesitzerfamilie und "enteignete" die Reichtümer seiner eigenen Familie zu Gunsten seines Volkes, anstatt etwa Batistas Anwalt oder Schwiegersohn zu werden und die Vorteile des damaligen amerikanisch-karibischen Casino zu genießen.
Als die Welt im Jahr 2008 von der Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten bewegt wurde, beschrieb ihn Fidel in seinen Reflexionen begeistert, mit Superlativen. Etwas später zog er die Parallele zu Evo Morales als bolivianische Version des damaligen amerikanischen Präsidenten und nominierte ihn für den Friedensnobelpreis. Aber wurde das in Betracht gezogen?
Fast bis zum letzten Tag schrieb er kritisch über alle relevanten gesellschaftlichen Themen, über Hunger, Armut, über Klima und gesellschaftliche Prozesse auf allen Kontinenten, über Geschichte, die Notwendigkeit einer humaneren Welt. Vor allem glaubte er aber an die Kubaner.
Er hinterfragte sein Verhältnis zu Dissidenten, saß sogar in Stones Dokumentarfilm mit politischen Gefangenen an einem Tisch und diskutierte mit ihnen. Melancholisch sprach er über Kuba und die von ihm umgesetzten Ideen (die Bewegung des 26. Juli wird am selben Tag als der größte nationale Feiertag - Sieg der Ideen – gefeiert).
Bis zu seinem Lebensende lebte Fidel seine Prinzipien, die Frage war, ob Kuba nach ihm die Kraft haben würde, dem unwiderstehlichen Gesang des Kapitals zu widerstehen.
"Diese Revolution existiert, weil wir unsere Prinzipien verteidigt haben", behauptet er, "an dem Tag, an dem wir unsere Prinzipien aufgeben, werden wir aufhören zu existieren."
Fidel ist gestorben, wie geht es jetzt weiter, Kuba?, war vor sieben Jahren die Frage. Heute sehen wir, dass Kuba immer noch dem eigenen Weg folgt, dass die medizinischen Brigaden Henry Reeves noch nie so stark in der globalen Gesundheitshilfe engagiert waren. Genauso stark wie die Blockade, die Kuba zum Boden drückt. Kuba scheint zu wissen, was es in Bezug auf die Welt tun wird. Und wir, die Welt, was werden wir in Bezug auf Kuba tun?
Silva Knezevic
27.11.2023: Cubainformación