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Stimme des Südens stärken
Kuba: Staatspräsident beginnt in Angola Afrikatournee. Teilnahme auch an Gipfel der BRICS.
Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel ist am Sonntag zu einer mehr als einwöchigen Afrikatournee aufgebrochen. Erstes Ziel ist Angola, wo er am Nachmittag in Luanda von seinem Amtskollegen Joao Lourenço erwartet wurde. Auf der laut Mitteilung des Außenministeriums in Havanna bis zum 28. August geplanten Reise soll der kubanische Staats- und Regierungschef neben Angola auch Namibia und Mosambik besuchen. Außerdem will Díaz-Canel an dem am Dienstag in Johannesburg beginnenden dreitägigen Gipfeltreffen der BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) teilnehmen.
Zum Besuchsprogramm in Angola gehören die Unterzeichnung mehrerer Abkommen zur bilateralen Zusammenarbeit durch die beiden Staatsoberhäupter und eine Rede vor den Abgeordneten der Nationalversammlung. »Wir sind Schwesternationen, mit denen uns eine Geschichte verbindet, die von unermüdlicher Solidarität geprägt ist«, betonte Díaz-Canel vor seinem Abflug. Er erinnerte daran, dass die sozialistische Inselrepublik Angolas Kampf für die Unabhängigkeit und gegen das rassistische Apartheidregime unterstützt hatte.
Wie die Tageszeitung Jornal de Angola am Sonntag online berichtete, wollen Angola und Kuba ihre Kooperation in den Bereichen Hochschulbildung, Wissenschaft, Technologie und Innovation, Finanzen, Gesundheit, Justiz, Bauwesen, Energieversorgung sowie Jugend und Sport ausbauen. Außerdem sollten im April vereinbarte Aktionspläne zur gemeinsamen Akquise ausländischer Direktinvestitionen in beiden Ländern aktualisiert werden. Deren Ziel sei eine Vertiefung der Geschäftsbeziehungen unter direkter Aufsicht der angolanischen Agentur für private Investitionen und Exportförderung (Aipex) und des Zentrums für die Förderung von Außenhandel und Investitionen (Pro Cuba), heißt es in einer Mitteilung der angolanischen Präsidentschaft.
Zwar exportiert die nach Südafrika und Nigeria drittgrößte Volkswirtschaft der Subsahararegion Rohstoffe wie Diamanten und Erdöl, muss aber selbst viele Produkte aus dem Ausland importieren. Nach der Unabhängigkeit von Portugal gehörte Kuba zu den ersten Ländern, die Beziehungen zur jungen Republik Angola aufnahmen. Die Partnerschaft beider Länder begann mit einem im Februar 1976 unterzeichneten Kooperationsabkommen. Laut der spanischen Nachrichtenagentur Efe sind derzeit mehr als 800 kubanische Spezialisten des Gesundheitswesens und 1.137 Mitarbeiter des Bildungswesens in Angola beschäftigt, während 2.180 junge Angolaner auf der Insel studieren und 7.795 Fachleute bereits ihren Abschluss gemacht haben.
Nach seinem zweitägigen Aufenthalt in Luanda wird Díaz-Canel in Südafrika erwartet. Prensa Latina wies am Wochenende darauf hin, dass Kuba dort zum ersten Mal an einem BRICS-Gipfel teilnehmen wird. Als Repräsentant der »Gruppe der 77 und Chinas«, deren Präsidentschaft Havanna derzeit innehat, werde er sich »für die Stärkung einer effektiven Koordination zwischen beiden Mechanismen einsetzen, um die Ansprüche des globalen Südens zu verteidigen«, kündigte Díaz-Canel an.
Die »Gruppe der 77« (G77) ist mit 134 Mitgliedern der größte Zusammenschluss von Staaten innerhalb der UNO. Zu den Zielen der G77 gehört es, Süd-Süd-Kooperationen und die Position der Entwicklungsländer zu stärken. Auf dem vom 22. bis 24. August in Johannesburg unter dem Motto »BRICS und Afrika: Partnerschaft für wechselseitig beschleunigtes Wachstum, nachhaltige Entwicklung und inklusiven Multilateralismus« geplanten Gipfeltreffen dürfte Díaz-Canel mit seinem Vorschlag offene Türen einrennen. Das seit 2009 bestehende BRICS-Bündnis aufstrebender Volkswirtschaften, das dem Westen erfolgreich Konkurrenz macht, plant seine Erweiterung.
34 Länder haben ihre Teilnahme in Johannesburg bereits zugesagt. Neben einer Reihe anderer Staats- und Regierungschefs werden unter anderem die Präsidenten Brasiliens, Chinas und Südafrikas erwartet. Indiens Narendra Modi hat sein Kommen abgesagt. Russland wird durch Außenminister Sergej Lawrow vertreten sein, während Präsident Wladimir Putin per Videokonferenz teilnehmen will.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 21.08.2023