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»Ich verdanke dem sozialistischen Kuba alles«
Über den Blick der Jugend im Karibikstaat und ihr Blick auf die Revolution. Ein Gespräch mit Jorgito Enrique Jérez Belisario.
Rund 70 Jahre sind seit dem Angriff auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba vergangen – dem Startschuss der erfolgreichen kubanischen Revolution. Wie sehen die jungen Leute heute die Revolution?
Die Revolution war, ist und wird ein Werk von und für junge Menschen sein. Die Jugend in Kuba wird immer diverser und ist mehr und mehr der kapitalistischen Propaganda ausgesetzt. Leider lassen sich einige von den Antiwerten des Kapitalismus mitreißen, aber in Schlüsselmomenten steht die Jugend hinter Kuba. Das hat sich auch während der Pandemie gezeigt, als sie in Rekordzeit Impfungen durchführte. Das wichtigste ist, die Jugend mit der Geschichte in Verbindung zu bringen, damit sie weiß, wie Kuba vor 1959 aussah, und die Notwendigkeit versteht, die Revolution und den Sozialismus aufrechtzuerhalten, um das wenige, das wir haben, mit allen zu teilen.
Sie forschen zu Medienkampagnen gegen den kubanischen Staat. An wen richten sich diese Kampagnen innerhalb und außerhalb des Landes?
Es handelt sich um Mechanismen der psychologischen Kriegführung, bei denen ein Land daran gehindert wird, sich zu entwickeln. Ein zu diesem Zweck geschaffenes Mediensystem erzählt und wiederholt, dass Kuba ein gescheiterter Staat sei. Sie sind scheinbar unabhängig, werden aber mit einem Teil der 20 Millionen US-Dollar finanziert, die der US-Kongress jedes Jahr zur Untergrabung der Ordnung in Kuba bewilligt. In der Kommunikationsbranche gilt: Wer zahlt, hat das Sagen.
Auf diese Weise sind eine Reihe von Websites »neuen Typs« entstanden, die das kubanische Modell nicht direkt angreifen, deren Inhalte attraktiv sind und an denen prominente Fachleute aus den Bereichen Kommunikation, Kultur und anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen mitarbeiten. Diese Websites versuchen, den Staat und die Regierung als Elemente einer modernen Gesellschaft zu verteufeln und sie als unfähig darzustellen, den sozioökonomischen Fortschritt zu garantieren.
Wer finanziert diese Kampagnen? Was macht diese so gefährlich?
In den vergangenen Jahren wurde ein System von extern finanzierten Internetpublikationen aufgebaut, die darauf abzielen, Schlüsselsektoren der Gesellschaft zu beeinflussen, um innerhalb von Institutionen als trojanische Pferde für US-Interessen zu agieren. Sie versuchen, die Finanzierung auszulagern und ihre Präsentation als unabhängige Medien zu schützen. Über die Netzwerke werben diese Medien für den American Way of Life und die Werte der repräsentativen Demokratie nach amerikanischem Vorbild, und ihr Diskurs macht sie zu Förderern der kapitalistischen Restauration in Kuba. Es scheint, als lebten wir in den Zeiten der US-Intervention in Kuba, als Randolph Hearst selbst seinem Zeichner in Havanna den mythischen Satz schickte: »Du machst die Bilder, ich mache den Krieg.«
Das kubanische Gesundheitssystem hat Ihnen sehr geholfen. Würden Sie uns sagen, auf welche Weise?
Ich verdanke alles, was ich bin, diesem sozialistischen Kuba. Was wäre aus mir geworden, wenn ich in einem kapitalistischen Land der sogenannten ersten Welt geboren worden wäre? Ich wäre nicht wirklich am Leben. 48 Stunden nach meiner Geburt hatte ich eine schwere physiologische Gelbsucht, die zwei Aderlässe, Transfusionen oder Bluttransfusionen erforderte, um die sehr hohen Bilirubinwerte zu senken. Es war der Beginn eines Wettlaufs um das Leben mit millionenschweren Behandlungen, für die meine Familie keinen Pfennig bezahlte.
Diesen Sonnabend sprechen Sie auf der Veranstaltung »Fiesta de Solidaridad con Cuba – 70 Jahre Revolution« in Berlin. Worüber werden Sie reden?
Ich werde meine Dankbarkeit für all das ausdrücken, was die deutsche Solidaritätsbewegung für Kuba tut, besonders in Zeiten des Aufruhrs. Zeiten, in denen Kuba wieder einmal isoliert wird, in denen Äußerungen gemacht werden, die sich einmischen und das Selbstbestimmungsrecht des Volkes verletzen. Es gibt keine moralische, politische oder rechtliche Autorität, über Kuba zu urteilen! In einem solchen Kontext braucht mein Land wahre Freunde.
Jorgito Enrique Jérez Belisario ist kubanischer Journalist
Fiesta de la Solidaridad, Sa., 29.7., ab 14 Uhr, Parkaue, Berlin-Lichtenberg
Veröffentlichung |
Interview: Annuschka Eckhardt
junge Welt, 29.07.2023