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Sozialistische Versorgung

Impfstoffe und Arzneimittel: Neue Verbesserungen im kubanischen Gesundheitswesen geplant.

Kuba will die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten verbessern. Bis zum Jahr 2030 sollen 80 Prozent der Produkte einer Basisliste der wichtigsten Arzneimittel und 40 Millionen Einheiten von Arzneimitteln natürlichen Ursprungs im Land selbst hergestellt werden. Wie die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina am Mittwoch berichtete, sollen in den kommenden Jahren außerdem neue Produkte zur Behandlung von Krebs, Autoimmun- und neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer eingeführt werden, die sich bereits in verschiedenen Stadien der klinischen Prüfung befänden.

Die Direktorin für Wissenschaft und Innovation im Gesundheitsministerium (Minsap), Ileana Morales Suárez, und der Leiter der Unternehmensgruppe Biocubafarma, Rolando Pérez, erläuterten vor Vertretern der Medien in Havanna die aktuellen Planungen im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und die Gründe, warum die Regierung ihnen Vorrang einräumt. Zu den Perspektiven gehören danach auch die Entwicklung neuer kubanischer Vakzine, darunter eines Impfstoffs gegen Pneumokokken, dessen klinische Erprobung bereits abgeschlossen sei. Mittelfristig werde es – nach Angaben von Morales Suárez und Pérez – außerdem ein eigenes Vakzin gegen humane Papillomaviren (HPV) sowie einen im Land produzierten Impfstoff gegen Denguefieber geben, der in einer Kooperation zwischen dem Pedro-Kourí-Institut für Tropenmedizin und dem Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie entwickelt werde. Weitere wissenschaftliche Herausforderungen für das nationale Gesundheitssystem im Jahr 2023 sind der Ausbau des Netzes von 27 molekularbiologischen Labors, die Verbesserung des integrierten Managements von Gesundheitsdiensten und die Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen in der Primärversorgung und auf Intensivstationen.

Rolando Pérez erklärte, dass die gegenwärtigen Investitionen darauf abzielten, in Kuba Produkte und Technologien mit größerer diagnostischer und therapeutischer Wirksamkeit zu entwickeln, die es dem nationalen Gesundheitssystem ermöglichen, das Niveau und die Standards zu erreichen, die weltweit bestehen. Im Unterschied zu anderen Ländern gebe es in Kuba den politischen Willen und die Vorgabe, dass die Ergebnisse neuer Entwicklungen für die gesamte Bevölkerung gleichermaßen zugänglich sind, sagte Pérez. Der Hauptgrund für die derzeitig geringe Versorgung der Insel mit Arzneimitteln und Technologien liege weder in fehlender Innovationskraft noch in mangelnder Investitionsbereitschaft, sondern in den finanziellen Beschränkungen des Landes, die durch die Wirtschaftsblockade der USA noch verschärft würden, so Pérez. Die Insel verfüge jedoch über die technologischen und menschlichen Kapazitäten, um die Nachfrage des nationalen Gesundheitssystems künftig zu befriedigen, so dass das finanzielle Problem gelöst werden könne, ohne die Zukunft der medizinisch-pharmazeutischen Industrie zu gefährden, sagte er.

Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel hatte den Erfolg des Landes bei der Eindämmung der Covid-19-Pandemie auf einem Treffen mit Experten und Wissenschaftlern des Gesundheitswesens am 10. Januar als »beispielhaft für das hohe Entwicklungsniveau und die Leistungsfähigkeit in diesem Bereich« gelobt. Die Pandemie habe auch das neoliberale Denken demaskiert, »die Kluft zwischen armen und reichen Ländern aufgezeigt und die Unzulänglichkeiten vieler Gesundheitssysteme des Planeten in ihrer ganzen Rohheit ans Licht gebracht«. Sie habe entlarvt, dass »reiche Länder, die auf einem neoliberalen Konzept aufgebaut sind, obwohl sie alles Geld der Welt haben, das Problem nicht lösen konnten, weil der Ansatz kommerziell ist«, erklärte er. Kubas System habe sich in der Pandemie trotz US-Blockade als überlegen gezeigt. Darauf dürfe man sich aber nicht ausruhen, sagte der Staatschef, denn jetzt stelle sich die Frage: »Wie übertragen wir das? Wie können wir mit diesen Erfahrungen in den anderen Bereichen wachsen? Denn wir haben andere komplexe Probleme.« Als Beispiel nannte er die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, die Umweltprobleme und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Dies seien Herausforderungen, »die wir auch mit Hilfe von Wissenschaft und Innovation angehen müssen«, forderte Díaz-Canel.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 02.02.2023