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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Klatsche für Washington

Delegationsreise kubanischer Regierung.

Die Reise einer kubanischen Regierungsdelegation nach Algerien, Russland, China und in die Türkei war nicht nur aus Sicht Havannas ein Riesenerfolg. China unterstützt die seit mehr als 60 Jahren unter der US-Blockade leidende Inselbevölkerung mit einer 100-Millionen-Dollar-Spende, schickt Medikamente und Lebensmittel. Algerien erlässt Schulden, liefert Treibstoff und schenkt Kuba ein Solarkraftwerk. Russland hilft bei der Modernisierung der Industrie und von Anlagen zur eigenen Ölförderung. Und die Türkei erklärt Kuba zum wichtigsten Partner in Lateinamerika. Washingtons anachronistische Kuba-Politik, die auch unter Präsident Joseph Biden auf einen Regime-Change setzt, erhielt damit nun von vier wichtigen globalen Akteuren eine weitere schallende Ohrfeige.

»Die Ergebnisse haben unsere Erwartungen übertroffen«, zog Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel zufrieden Bilanz. Doch auch die Regierungen der Gastgeberländer können den Besuch als Erfolg verbuchen. Mit dem Ausbau der Beziehungen zu Kuba punkten sie in Lateinamerika. Wenn mit dem Amtsantritt von Luis Inácio Lula da Silva Anfang 2023 in Brasilien zum ersten Mal die größten sechs Volkswirtschaften der Region von linken Präsidenten gelenkt werden, nimmt Havannas Einfluss zu. Auch Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru wehren sich wie Kuba dagegen, als Hinterhof betrachtet zu werden. Während der Westen versuche, die Welt durch Blockkonfrontation und Ideologie zu spalten, sei ein stärkerer Einfluss dieser Länder für den Aufbau einer faireren und gerechteren Weltordnung förderlich, hob die chinesische Global Times aus Anlass des Besuchs der Kubaner hervor. China müsse sich gegen das Ansinnen der USA wehren, in der Region, die Washington als seine Einflusssphäre betrachtet, aus geopolitischen Gründen verdrängt zu werden, warnte die Zeitung.

Dasselbe Interesse verfolgt Russland, das wie Kuba unter westlichen Sanktionen leidet, die von den meisten lateinamerikanischen Ländern nicht unterstützt werden. Algerien, das Anfang November die Aufnahme in den von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gebildeten Staatenbund BRICS beantragt hat, sieht wie die Türkei im Ausbau der Beziehungen zu Lateinamerika offenbar ebenfalls größere Chancen als in der von EU-Regierungen favorisierten Abhängigkeit von den USA. Die Unterstützung Kubas liegt also im eigenen Interesse der besuchten Länder. So hilfreich die dort unterzeichneten Vereinbarungen für die Bevölkerung Kubas sind, erfolgten sie zum gegenseitigen Vorteil.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 28.11.2022