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Strom für Kuba
Präsident auf Reisen: Díaz-Canel zu Besuch in Moskau. Kooperationen in verschiedenen Bereichen beschlossen.
Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel ist am Sonnabend in Moskau gelandet. Auf der zweiten Station einer Reise nach Algerien, Russland, China und in die Türkei wird der kubanische Staatschef in der russischen Hauptstadt unter anderem mit seinem Amtskollegen Wladimir Putin zusammentreffen. Ziel der insgesamt mehr als einwöchigen Tour ist ein Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen zu den vier Ländern. Bei den Verhandlungen gehe es vor allem um Kooperationen im Energiesektor, mit deren Hilfe die Strom- und Treibstoffversorgung auf der Insel verbessert werden soll, hatten kubanische Medien in der vergangenen Woche angekündigt.
Nach einer Explosion von Treibstofftanks in der Hafenstadt Matanzas, den Verwüstungen durch Hurrikan »Ian«, dem Einbruch des Tourismus durch die Coronapandemie und der auch unter US-Präsident Joseph Biden verschärften Blockade, versucht Kuba, die Folgen der dadurch verursachten wirtschaftlichen Rückschläge zu minimieren. Die Zusammensetzung der kubanischen Delegation zeigt den Stellenwert und die Hoffnungen, die Havanna mit der Reise verbindet. Díaz-Canel wird begleitet von Außenminister Bruno Rodríguez, den stellvertretenden Premierministern Ricardo Cabrisas Ruiz und Alejandro Gil Fernández, der auch Minister für Wirtschaft und Planung ist, sowie den Ministern für Außenhandel und Auslandsinvestitionen, Rodrigo Malmierca Díaz, und für Energie und Bergbau, Vicente de la O Levy.
Im Vorfeld der Gespräche hatte eine Kommission für wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern am Freitag in Moskau bereits die Möglichkeiten für den Ausbau von Kooperationen in den Bereichen Handel, Wirtschaft, Kreditwesen, Finanzen und Banken besprochen. Außerdem wurde die Umsetzung vorrangiger Projekte in den Bereichen Industrie, Wissenschaft, Verkehr, Bildung, Landwirtschaft, öffentliche Gesundheit und Digitalisierung, Kultur, Tourismus und Sport ausgelotet.
Parallel dazu hatten der russische Minister für Außenhandel, Sergej Cheremin, und der Gouverneur von Havanna, Reinaldo García Zapata, am selben Tag in der kubanischen Hauptstadt eine Absichtserklärung unterzeichnet, die eine enge Zusammenarbeit zwischen den Städten Moskau und Havanna in den Bereichen Kultur, Bildung, Stadtplanung, Gesundheit und Tourismus umfasst. Der russische Botschafter in Kuba, Andrej Guskow, bezeichnete die bilateralen Beziehungen bei einem Besuch der 38. internationalen Handelsmesse von Havanna (FIHAV) als »strategisch und mit einem außerordentlichen Entwicklungspotential«. Beide Völker seien traditionell durch »die Bande der Freundschaft, des gegenseitigen Respekts und der unterstützenden Solidarität miteinander verbunden«, hob auch Díaz-Canel hervor, der sich – nach Reisen in den Jahren 2018 und 2019 – bei dem bis Dienstag geplanten Staatsbesuch zum dritten Mal in Moskau aufhält.
Bereits auf ihrer ersten Reiseetappe hatte die kubanische Delegation mehrere und vor allem für die Insel vorteilhafte Kooperationsvereinbarungen unterzeichnen können. Wie Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune am Donnerstag mitteilte, will sein Land in Kuba ein Solarkraftwerk zur Stromerzeugung errichten. Außerdem seien Vereinbarungen über die Lieferung von Treibstoffen sowie eine Zusammenarbeit bei der Herstellung von Medikamenten, Impfstoffen und bei der Zuckerproduktion besprochen worden. Díaz-Canel kündigte an, dass eine Gruppe von 150 algerischen Geschäftsleuten im kommenden Jahr die Investitionsmöglichkeiten auf der Insel prüfen wolle.
Zum Abschluss des Besuchs hatte Außenminister Bruno Rodríguez Algerien vor allem für die Unterstützung im Kampf gegen die von den USA seit über 60 Jahren gegen die Insel verhängte Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gedankt. Als Beispiele verwies Havannas Chefdiplomat auf »Angebote, unsere Schulden teilweise zu erlassen oder umzuschulden, die Schenkung eines Photovoltaikkraftwerks und die Unterstützung bei der Energieversorgung«.
Ab Mitte der Woche stehen weitere Gespräche auf höchster Ebene in der Türkei und in China auf dem Programm. Auch dort gehe es »um für Kuba sehr wichtige Themen«, kündigte Díaz-Canel etwas vage an.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 21.11.2022