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Ungeachtet der Fortschritte

Nach Durchzug von Hurrikan »Ian« in Kuba: Westliche Medien betonen Proteste wegen Stromausfällen. Schäden und Opferzahl in USA enorm.

Hurrikan »Ian« hat in der vergangenen Woche auf Kuba und in den USA schwere Schäden angerichtet. Während CNN am Montag (Ortszeit) meldete, dass durch den Sturm mindestens 100 Menschen in Florida und vier in North Carolina ums Leben gekommen sind, liegt die Zahl der Todesopfer in Kuba im unteren einstelligen Bereich. Ein Grund dafür ist das weltweit als vorbildlich geltende System der Hurrikanprävention und der effiziente Katastrophenschutz auf der Insel. Westliche Medien stellten allerdings nicht das, sondern einzelne Proteste in Kuba heraus, weil die Reparaturarbeiten an den Stromleitungen zu lange dauerten.

Als der Tropensturm am 27. September mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde den Westen der Insel verwüstete, war die Versorgung im ganzen Land zeitweise zusammengebrochen. »Auf den Straßen Havannas regt sich der Protest«, berichtete Spiegel Online daraufhin am Sonnabend unter der Überschrift »Stromausfälle schüren Wut auf Kubas Regierung«. Eine Meldung der Nachrichtenagentur Prensa Latina, derzufolge über 98 Prozent der Hauptstadt bereits am Montag wieder mit Elektrizität versorgt waren, fand in westlichen Medien keine Beachtung. In der Provinz Artemisa waren laut Prensa Latina Anfang der Woche allerdings erst rund 65 Prozent der Stromversorgung wiederhergestellt, während in Pinar del Río nur 10,4 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität hatten. Der Minister für Energie und Bergbau, Nicolás Liván Arronte, kündigte an, dass die Reparaturbrigaden angesichts der Fortschritte in Havanna und Artemisa nach Pinar del Río, dem am stärksten betroffenen Gebiet, weiterziehen.

Am Wochenende versammelten sich in Miami rechte Exilkubaner unter dem Motto »Wenn Kuba auf der Straße ist, sind wir es auch«. Mit ihrem Aufmarsch wollten die Contras nicht gegen die fünf Tage nach dem Durchzug des Hurrikans in vielen Teilen des US-Bundesstaates noch immer herrschenden Stromausfälle protestieren, sondern ihre »Solidarität mit den Demonstrationen in Kuba« bekunden, berichtete das staatliche US-Propagandaportal Martí Noticias am Montag. Dabei herrscht örtlichen Medien zufolge in den Küstenstädten Naples, Cape Coral und Fort Myers noch immer der Ausnahmezustand, »immer wieder werden Tote aus den Trümmern geborgen«.

Nach Angaben der Webseite »Poweroutage.us« waren in Florida Anfang der Woche noch etwa 500.000 Haushalte und Unternehmen ohne Strom. In einigen Orten werde es mindestens einen Monat lang nicht möglich sein, die Versorgung wieder herzustellen, sagte Roger Desjarlais, der Bezirkschef von Lee County. Derweil wird die Kritik immer lauter, dass die US-Behörden die Evakuierung zu spät angeordnet hatten. So berichtete die New York Times, die Bürger in Lee County hätten eine derartige Aufforderung erst einen Tag nach anderen Landkreisen erhalten. Das County im Südwesten von Florida, in dem auch die Stadt Fort Myers liegt, wurde vom Hurrikan mit am stärksten getroffen und hat nach Angaben von Sheriff Carmine Marceno mindestens 54 Todesfälle zu beklagen.

Während Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel sich bereits am Dienstag vergangener Woche in den Katastrophengebieten persönlich über das Ausmaß der Schäden informierte, kündigte US-Präsident Joseph Biden für diesen Mittwoch einen Besuch in Florida an. Am Montag hatte Biden Puerto Rico bei einer Stippvisite Finanzhilfen in Höhe von 60 Millionen US-Dollar versprochen. Dort sind laut dem US-Magazin Politico zwei Wochen, nachdem Hurrikan »Fiona« die Insel heimgesucht hat, noch immer mehr als 200.000 Menschen ohne Strom.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 05.10.2022