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»Nie wieder Sklave«
Kuba feiert: Staatschef Díaz-Canel erinnert an »Sturm auf Moncada-Kaserne« und kritisiert US-Blockade gegen sozialistische Inselrepublik.
Kuba feiert an diesem Dienstag den »Tag der Nationalen Erhebung«. Der zentrale Festakt zum 69. Jahrestag des Angriffs der von Fidel Castro angeführten Rebellen auf die Kasernen »Moncada« in Santiago de Cuba und »Carlos Manuel de Céspedes« in Bayamo, findet in Cienfuegos statt. Während im vergangenen Jahr wegen einer hohen Zahl von Covid-19-Infektionen nur einige »symbolische Erinnerungsaktionen« möglich waren, könne der Tag jetzt wieder im ganzen Land gefeiert werden, kündigten kubanische Medien an. Am Montag lag die Sieben-Tage-Inzidenz des Landes bei 5,4. Seit rund zwei Wochen ist niemand mehr an oder mit dem Coronavirus verstorben. Damit ist Kuba – trotz US-Blockade – weltweit eines der erfolgreichsten Länder im Kampf gegen die Pandemie. Ein Erfolg, der heute auch als Ergebnis einer Entwicklung gefeiert wird, die mit dem Angriff vor 69 Jahren eingeleitet wurde.
Obwohl der »Sturm auf die Moncada-Kaserne« am 26. Juli 1953 militärisch scheiterte, gilt er als Startsignal für die Kubanische Revolution. Seit deren Sieg am 1. Januar 1959 ist der 26. Juli Kubas Nationalfeiertag. Vier Tage vor dem diesjährigen Jubiläum hatte Präsident Miguel Díaz-Canel zum Abschluss der aktuellen Sitzungsperiode des Parlaments davor gewarnt, dass die USA weiterhin versuchen würden, »den kubanischen revolutionären Prozess und das, wofür er steht, zu zerstören, indem sie die Drohung aussprechen, dass jeder, der es wagt, einen alternativen Weg einzuschlagen wie Kuba, Gefahr läuft, unter der ständigen Feindseligkeit der Vereinigten Staaten von Amerika zu leiden«.
Aber die Welt habe sich verändert. »Wir befinden uns nicht mehr in den frühen 1990er Jahren, als die Vereinigten Staaten glaubten, eine unipolare Hegemonie aufrechterhalten und jedem Staat ihren Willen aufzwingen zu können«, sagte der Staatschef. Dennoch seien die Folgen der von Washington nach wie vor verfolgten Ziele zu einer globalen Bedrohung geworden. »Die internationalen Beziehungen befinden sich in einer gefährlichen Situation«, bewertete Díaz-Canel die aktuelle Weltlage. »Die Kosten werden bereits von Millionen Menschen getragen. Die US-Offensive zur Unterwerfung von Staaten und Staatengruppen durch die NATO-Erweiterung führt unweigerlich zu einem Klima der Spannung und des Konflikts, dessen Folgen unvorhersehbar sind«, erklärte der kubanische Präsident.
Die Lage im eigenen Land beschrieb der Staatschef als dramatisch. Inmitten einer »brutalen Verschärfung der US-Blockade« sei Kuba wie alle anderen Nationen von der internationalen Wirtschaftskrise betroffen, »die aus den Auswirkungen der Pandemie und des europäischen Krieges resultiert. Faktoren, die zu einem Anstieg der Preise für Treibstoff, Lebensmittel, Medikamente und andere lebenswichtige Güter geführt haben, die importiert werden müssen«. Vor den Feiern zum 26. Juli mahnte Díaz-Canel zu einer realistischen Einschätzung der Situation. »Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass die Blockade von Dauer sein wird. Der Imperialismus wird diese rücksichtslose Waffe gegen Kuba nicht einfach aufgeben«, sagte er. Die wirtschaftlichen Probleme könnten deshalb nur aus eigener Anstrengung und mit Kreativität gelöst werden, »unter den Auswirkungen der Blockade und trotz der Blockade. Das ist die unmittelbare und langfristige Herausforderung. Unsere Pflicht besteht darin, den Wirtschaftskrieg an jeder Ecke und bei jeder Gelegenheit anzuprangern und zu bekämpfen«, forderte der Präsident und zugleich Erste Sekretär des ZK der KP Kubas.
Als kleines Land habe Kuba nicht die Macht, »die imperiale Logik zu ändern«, räumte Díaz-Canel ein. »Das Einfachste wäre, zu kapitulieren und alle Träume, für die so viele Generationen gekämpft und Widerstand geleistet haben, zerstören zu lassen. Am einfachsten wäre es, das Land zu verkaufen, wie es so viele neoliberale Regierungen in dieser Region getan haben.« Doch im Sinne der Opfer des Moncada-Angriffs, erklärte Díaz-Canel, »verzichten wir nicht auf den sozialistischen Aufbau aus unserer antiimperialistischen und sozialistischen Tradition heraus, denn das ist der einzige Weg zur größtmöglichen sozialen Gerechtigkeit«. Zum Abschluss seiner Rede bezeichnete er die kubanische Bevölkerung als ein Volk, »das nie wieder Sklave sein will«.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 26.07.2022