Nachrichten aus und über Kuba
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»Wir sind sehr dankbar für die Solidarität«
Über internationale Unterstützung für Kuba, Vernetzung und vielfältige Aktionen auch in der BRD. Ein Gespräch mit Rigoberto Zayas.
Sie sind Leiter der Abteilung Europa des »Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft«, kurz ICAP, in Havanna und besuchen aktuell die Bundesrepublik. Was sind Ihre Aufgaben?
Dieser Besuch hier in Deutschland bedeutet mir viel, vor allem, weil es mit der Fiesta de Solidaridad in Berlin-Lichtenberg eine Veranstaltung zum 26. Juli, dem Tag der nationalen Rebellion, gibt. Sehr gerne werde ich an diesem Sonnabend Freunde treffen und mich mit ihnen austauschen.
Das Institut ist zuständig für die Förderung und die Bekanntgabe der Tätigkeiten Kubas, den Austausch mit den Freunden unseres Landes, mit den verschiedensten Organisationen weltweit, die Kuba unterstützen. Deshalb organisieren wir auch Solidaritätsaktionen. Soziopolitische Gruppen besuchen unsere Insel und werden vom ICAP empfangen. Sie haben Interesse daran, die kubanische Realität näher kennenzulernen. Wir stehen in Verbindung mit den verschiedensten Organisationen innerhalb und außerhalb Kubas; meine Abteilung ist mit über 800 Organisationen in Europa verbunden. Wir unterstützen sie dabei, Ansprechpartner in Kuba zu finden, und helfen bei der Gestaltung der Zusammenarbeit. Wir sind eine gute Referenz, wenn es darum geht, die Wünsche und Erwartungen der Freunde zu kanalisieren und zu verwirklichen – in jeder Hinsicht, aber insbesondere politisch, wirtschaftlich und sozial.
Hat im Laufe der Zeit die Zahl derer, die Kuba unterstützen, zugenommen?
Die imperiale, feindliche Politik der USA gegen Kuba hat sich verschärft, doch wir haben gemerkt, dass im gleichen Maße, in dem dies erfolgt ist, sich die verschiedenen Aktionen der Solidaritätsgruppen verstärkt haben. In Europa gibt es etwa 22 Länder, in denen dieser solidarische Aktivismus eine große Kraft entfaltet. Die Aktionen, die dort von den jeweiligen Gruppen organisiert werden, sind sehr vielfältig. Die Freunde haben gemerkt, dass es vor dem Hintergrund der extremen Verschärfung der US-Blockade nötiger denn je ist, Kuba zu unterstützen. Sie betrachten Kuba nach wie vor als einen Leuchtturm und bemühen sich um so mehr, dass der Leuchtturm weiterleuchtet.
Der Unterstützung und Solidarität haben wir es zu verdanken, dass wichtige Spenden Kuba erreicht haben, vor allem zu Pandemiezeiten. All das ist in einem sehr feindlichen internationalen Kontext zustande gekommen, aber die Solidarität hat sich diesen Hindernissen entgegengestellt. Wir sind sehr dankbar dafür. Und es gibt uns auch neue Kraft, um weiter Widerstand zu leisten, unsere Rechte und Prinzipien zu verteidigen und um weiterhin als unabhängige souveräne Nation zu existieren.
Ein vor kurzem in Moskau angedachtes Treffen der internationalen Solidaritätsbewegung musste abgesagt werden. Gibt es schon Pläne, wann man zusammenkommen kann?
Dass das Treffen nicht stattfinden konnte, lag zum Teil an der Pandemie und zum Teil an den Effekten der Sanktionen gegen Russland aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzung (in der Ukraine, jW). Wir haben uns mit dem organisatorischen Komitee in Russland darüber ausgetauscht, dass dieses Treffen an einem anderen Ort veranstaltet werden kann. Wir glauben, dass wir in den kommenden Wochen in der Lage sein werden, anzukündigen, wo und wann das Treffen stattfinden wird. Aber auf jeden Fall wird das im nächsten Jahr sein. Im Rahmen dessen soll ein Aktionsplan entworfen werden – Grundlage für die weiteren Schritte. Uns als ICAP ist dieses Treffen sehr wichtig.
Welche konkreten Aktionen folgen in nächster Zeit?
Die Freunde sind dabei, den Kampf gegen die Blockade noch intensiver zu gestalten. Diese Intensivierung soll auf jeden Fall vor der Abstimmung bei der UNO gegen die Blockade erfolgen. Um den Termin der Abstimmung herum werden im September und Oktober mehrere Events und Aktionen stattfinden. Es wird auch wieder die Aktion »Wir haben ein Gedächtnis: Solidarität gegen die Blockade« geben. In diesem Rahmen wird an Fabio di Celmo erinnert, einen Touristen, der am 4. September 1997 starb. Er wurde durch eine Bombe getötet, die in einem Hotel plaziert worden war. Das war Teil der damals in Kuba durchgeführten Terrorakte gegen das Land.
Rigoberto Zayas ist Leiter der Abteilung Europa des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP) in Havanna.
Veröffentlichung |
Interview: Ina Sembdner
junge Welt, 23.07.2022