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Kein Herz für Contras

Kundgebung vor der kubanischen Botschaft für ein unabhängiges Kuba. Weniger Konterrevolutionäre als im Vorjahr.

Unterstützer Kubas demonstrieren vor der kubanischen Botschaft
Gegen die Blockade: Unterstützer Kubas demonstrieren vor der kubanischen Botschaft (Berlin, 11.7.2022)
Foto:Annuschka Eckhardt


Aus den Lautsprechern vor der kubanischen Botschaft in Berlin dröhnt am Montag laute Musik. Um die 50 Personen haben sich versammelt, schwenken rote Fahnen. Sie demonstrieren für die Unabhängigkeit und das Selbstbestimmungsrecht Kubas und für ein Ende der US-Blockade. Gegen halb elf erscheinen die ersten Konterrevolutionäre, alle in Weiß gekleidet. Sie schwenken neben der kubanischen Fahne auch Deutschlandflaggen. »Che Guevara war ein Mörder«, brüllen die 15 Personen. »Cuba sí, Yankees no«, antworten die Freunde Kubas und schreien »Viva la Revolución«. Polizeiabsperrungen trennen die beiden Lager. Die einen unterstützen die sozialistische Regierung in Kuba, die anderen wollen sie stürzen.

»Es sind nicht so viele Contras wie letztes Jahr, sie werden immer weniger«, freut sich Justo Cruz, Koordinator des Netzwerkes Cuba Sí. Vor einem Jahr, am 11. Juli 2021, hatte es Proteste in Kuba gegeben. Cruz, erklärt im junge Welt-Gespräch, wie es dazu kam: »Die kubanische Bevölkerung war doppelt betroffen die letzten Jahre – durch die Pandemie und durch die Wirtschaftsblockade, die von den USA ausgeht. Vor einem Jahr hatte sich die Lage dramatisch verschlechtert. Probleme bei der Lebensmittelversorgung, häufige Stromausfälle, das hat Unmut in der Bevölkerung ausgelöst.«

Mainstreammedien auf der ganzen Welt hatten die Proteste aufgebauscht. Tagelang zeigten sie Bilder von angeblich regierungskritischen Protesten in Kuba und versuchten, die sozialistische Regierung dadurch zu verunglimpfen. Statt auf die menschenfeindliche Blockade gegen Kuba aufmerksam zu machen, sprachen sie von kubanischer »Misswirtschaft«.

Die Situation habe sich seit dem vergangenen Jahr verbessert, so Cruz. Die Mehrheit der kubanischen Bevölkerung stehe hinter der Revolution. Auch wenn damals einige Leute auf die Straße gegangen seien, weil sie sich eine Verbesserung der Lebensumstände gewünscht hätten, erkannten jetzt viele von ihnen, dass sie kein Instrument der ausländischen Kräfte sein wollten, die einen Umsturz der kubanischen Regierung forcieren.

Einen großen Anteil daran hat auch der Erfolg des kubanischen Impfstoffes gegen das Coronavirus. Der kubanische Staat und seine Wissenschaftler haben fünf verschiedene Impfstoffe entwickelt, einer davon ist speziell für Kinder, alle Kinder in Kuba sind seit Monaten durchgeimpft. Die Impfstoffe werden auch Nicaragua, Venezuela und Vietnam verimpft, eine Kooperation mit Italien ist auf dem Weg. Einer der Gegner des kubanischen Staates, Lazaro Javier, sieht das anders. Gegenüber jW behauptet er: »Seit 63 Jahren herrscht Diktatur in Kuba. Der kubanische Impfstoff ist dreckiges Wasser.«

Zwischen den wütenden Exilkubanern ist eine rote Fahne der Partei Die Linke zu sehen. Auf jW-Nachfrage sagt der Flaggenschwenker, Marco Pompe, Parteimitglied in Berlin-Pankow, er habe sich nicht versehentlich auf die Seite der Konterrevolutionäre gestellt. Er möchte, dass die Partei sich dafür einsetzt, »dass Oppositionelle in Kuba Gerechtigkeit erfahren und nicht weggesperrt werden, weil sie demonstrieren.« Die Linke sei eine demokratische sozialistische Partei und es könne nicht sein, »dass wegen alten Blockkonstellationen Menschenrechte verletzt werden«, fügt er hinzu.

Der Auftritt mit Linke-Fahne überrascht und verärgert die Teilnehmer, die gegen die Blockade Kubas demonstrieren. Auf jW-Anfrage zitiert der Pressesprecher der Partei Die Linke einen Beschluss des Parteivorstandes vom 9. Juli 2022: »Die Linke war, ist und bleibt solidarisch mit dem sozialistischen Kuba und seiner Revolution.«

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Annuschka Eckhardt
junge Welt, 12.07.2022