Nachrichten aus und über Kuba
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Das große Schweigen
Die Mehrheit der westlichen Medien vertuscht Kubas Erfolge in der Coronapandemie.
Kubas Impfstoffe »halten offenbar, was sie versprechen«. Das berichtete am vergangenen Donnerstag das Wissenschaftsmagazin Spektrum. Klinische Studien hätten demnach bewiesen, dass das Vakzin Soberana eine Wirksamkeit von 92 Prozent aufweise. Von der westlichen Öffentlichkeit ungeachtet, hat das kleine Land trotz US-amerikanischer Blockade insgesamt fünf Impfstoffe entwickelt: Abdala, Soberana 1, Soberana 2, Soberana plus und Mambisa. Außerdem sind 82 Prozent der Bevölkerung geimpft - Kuba ist damit unangefochten Impfmeister von Amerika.
Das Land wollte ab November ursprünglich sogar Touristen eine Impfung anbieten. Der Plan musste nun vorerst verschoben werden, da wegen der Omikron-Coronavariante zur Zeit nur noch vollständig Geimpfte ins Land einreisen dürfen. Bei der Ankunft werden die Reisenden zudem PCR-getestet und für sieben Tage in Quarantäne geschickt. Der Wert für die Sieben-Tage-Inzidenz in Kuba lag am Mittwoch bei 10,7.
In westlichen Medien wird diese erfolgreiche Coronapolitik jedoch praktisch verschwiegen. Die wenigen Artikel, die über Kubas Umgang mit der Pandemie berichten, scheinen sich darüber zu ärgern, dass ein kleines sozialistisches Land so erfolgreich ist. Die Welt berichtete am 26. Oktober unter dem Titel »Kubas Impfsensation«, dass das Land es in wenigen Woche geschafft habe, Deutschland und die USA in Sachen Impfungen zu überholen. Doch »Kubas Machthaber«, so der Artikel weiter, um von der positiven Bilanz abzulenken, »wollten aus ideologischen Gründen auf keinen Fall von westlichen Impfstoffen abhängig sein«. Der Autor des Textes erwähnt hier jedoch nicht das Embargo gegen Kuba und verdreht somit im Grunde die Tatsachen für die Leser. Seriöser war in diesem Fall Spektrum, das klarstellte: »Weil die Vereinigten Staaten seit 60 Jahren ein Wirtschaftsembargo über das Land verhängt haben, das den Import von US-Waren untersagt, war den kubanischen Forschern und Behörden rasch klar: Es würde für ihr Land kaum möglich sein, Impfstoffe und Medikamente von außen einzukaufen.«
Im September titelte der Sender Euronews auf seiner Internetseite: »Kuba exportiert seine Covid-19-Impfstoffe nach Vietnam und Venezuela«. Die Schlagzeile scheint auf den ersten Blick neutral zu sein. Der im Text auftauchende Begriff »Exportprodukt« für die Vakzine deutet allerdings auf eine ideologische Interpretation der Aktion hin, mit der Kuba beide Länder mit dem Impfstoff versorgen will.
Das kubanische Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) dagegen hatte Mitte November die Lieferung von 1,5 Millionen neuen Impfdosen an Venezuela damit begründet, dass man »bei der Immunisierung der Bevölkerung dieses Brudervolkes gegen das Coronavirus mitwirken (wolle), das derzeit unter den Folgen der US-Blockade inmitten der Pandemie leidet«.
Am Ende des Artikels muss auch Euronews zugeben: »Sollte die Impfkampagne erfolgreich sein, wäre Kuba das erste Land weltweit, das seine Bevölkerung mit eigens im Land hergestellten Impfstoffen gegen Covid-19 impft.« Und: »Kuba war relativ glimpflich durch die erste Welle der Coronapandemie gekommen.« Warum es so war, welche Maßnahmen dort getroffen wurden - wie beispielsweise der Einsatz von Aktivisten zur Aufklärung –, darüber wird auch hierzulande nicht berichtet.
Veröffentlichung |
Carmela Negrete
junge Welt, 02.12.2021