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Gegen den Angriff auf Kuba
»Niemand wird uns diese Feiern verderben!«: Havanna leitet Rückkehr zu Normalität ein. Systemgegner mit US-Verbindungen wollen das stören.
Kubas Bevölkerung feiert Anfang kommender Woche mehrere Ereignisse, mit denen das Land seine Rückkehr zur Normalität einleitet. So werden am Montag die Grenzen für den internationalen Tourismus geöffnet, und die Schüler kehren nach 18monatiger Coronapause wieder in den Regelunterricht zurück. Am Dienstag begeht die Hauptstadt Havanna ihren 502. Geburtstag so, wie es zwei Jahre lang nicht möglich war. Aufrufe militanter Systemgegner, die Normalisierung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens durch Provokationen zu behindern, kommentierte die KP-Zeitung Granma am Freitag mit einem Zitat von Präsident Miguel Díaz-Canel, der versicherte: »Niemand wird uns diese Feiern verderben!«
Im Laufe der Woche hatten neue Enthüllungen weitere Hinweise darauf geliefert, dass Regierung und Geheimdienste der USA hinter den geplanten »Protesten« der Systemgegner stecken. Wie der staatliche US-Propagandasender Radio and TV Martí am Donnerstag ankündigte, will deren Hauptinitiator Yunior García Aguilera den Medien dafür am Sonntag Auftaktbilder liefern, indem er »um drei Uhr nachmittags die 23. Straße vom Quijote-Park (bei der Coppelia-Eisdiele) zur Uferstraße Malecón hinuntergeht und dabei eine weiße Rose trägt». Die als Fototermin inszenierte Aktion sei »ein Weckruf«, auf »die Straße zu gehen, um zu demonstrieren«, zitierte der US-Staatssender García, der zugleich »Hunderttausenden von Exilkubanern auf der ganzen Welt« dankte, »die sich dem Marsch in fast 100 Städten anschließen« sollen.
Auf diese Tage ist der Mitgründer der Facebook-Seite »Archipiélago« seit mindestens fünf Jahren systematisch vorbereitet worden, belegen neue Berichten des kubanischen Fernsehens. Am Dienstag präsentierte der Journalist Humberto López in der Nachrichtensendung »Noticiero Estelar« Dokumente, nach denen García bereits seit 2016 an mehreren »Workshops« über Möglichkeiten zur «Einflussnahme auf Mitglieder der Streitkräfte« beteiligt war. Zwischen 2016 und 2020 hatten die als Militärexperten geltenden Politikwissenschaftlerinnen Ruth Diamint und Laura Tedesco in verschiedenen Ländern insgesamt sechs derartige Kurse zur Ausbildung politischer Akteure durchgeführt.
Die beiden Hochschulprofessorinnen waren nach eigenen Angaben vom US-Dienst National Endowment of Democracy (NED) und der an zahlreichen »bunten Revolutionen« beteiligten »Open Society Foundation« des US-amerikanischen Milliardärs George Soros ausgebildet worden. Als Touristinnen getarnt, hatten sie in Kuba den Kontakt zu mehreren Systemgegnern aufgenommen. Wie die TV-Dokumentation weiter enthüllte, pflegt García auch Kontakte zum US-Geheimdienst. Videoaufnahmen zeigen, wie er in der Residenz des Geschäftsträgers der US-Botschaft von Alexander Augustine-Marceil, einem derzeit in Kuba stationierten Oberstleutnant der US-Armee, begrüßt wird. Zu dessen Aufgaben als »Offizier für zivile Angelegenheiten« gehört die Herstellung von Kontakten zwischen der Armee und zivilen Sektoren. Als »Intelligence Officer« agiert Augustine Marceil außerdem als Berater bei Aktionen zur Destabilisierung des Landes. Deren Ziele werden offen zugegeben. Es gehe um »die Wiederherstellung der Freiheiten aller Bürger, einschließlich der des echten Kapitalismus, wie im Rest der Welt«, rief das in Madrid herausgegebene Contra-Portal Diario de Cuba am Donnerstag zur Unterstützung der »Proteste« auf.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 13.11.2021