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Auf Kommunistenjagd

Exilkubanische Contras kündigen neue Aktionen gegen sozialistische Inselrepublik an. Drohungen und Gewaltphantasien gegen Journalisten.

Zwei Wochen vor den für den 15. November angekündigten »neuen Protestmärschen« bedrohen Gegner des kubanischen Gesellschaftsmodells Journalisten und andere Personen, die über Motive, Hintergründe und Geldgeber der geplanten Aktionen informieren. Wie die russische Agentur Sputnik vergangene Woche meldete, hatte der exilkubanische »Influencer« Jorge Ramón Batista Calero unter dem Namen »Ultrack« bereits am 13. Oktober von Miami aus über Youtube Morddrohungen gegen den kubanischen Fernsehmoderator Michel Torres Corona ausgesprochen. Weltweit bereiten Systemgegner Aktionen gegen Unterstützer Kubas vor.

In seinem Youtube-Beitrag hatte Batista sich mit der Warnung, dass »es viele Kubaner wie mich gibt, die bereit sind, für die Freiheit des kubanischen Volkes zu töten«, direkt an Torres gewandt. Auch die Nachrichtenredakteure Rafael Serrano, Irma Shelton und Humberto López wurden bedroht. Er versuche, derartigen Attacken keine allzu große Bedeutung beizumessen, dennoch sei es sehr unangenehm, Botschaften - meist von Kubanern, die außerhalb des Landes leben - zu erhalten, »dass sie dich abstechen wollen«, erklärte der 27jährige Journalist Torres Corona.

Exilkubanische US-Influencer versuchen gezielt, für den 15. November eine aufgeheizte und gewaltbereite Stimmung in Kuba zu erzeugen. Als Beispiel führte Sputnik an, dass Batista ungehindert auch den Satz verbreiten durfte: »Wir haben keine andere Wahl, als mit der Hinrichtung von Kommunisten zu beginnen.« Der sich »Ultrack« nennende Youtuber setzte seinen Angriff zeitgleich mit Erklärungen von Yunior García Aguilera, dem Hauptorganisator der neuen Contraaktionen, ab. García Aguilera hatte am 13. Oktober - unter anderem über den staatlichen US-Propagandakanal Radio and TV Martí - die von Torres Corona moderierte Sendung »Con filo« und den bekannten TV-Journalisten Abdiel Bermúdez attackiert, dem er vorwarf, Kuba nicht als »Diktatur« zu bezeichnen. »Wäre Abdiel mit den Werten des ehrlichen Journalismus im Einklang, … würde sein Name auch mit der CIA in Verbindung gebracht werden«, schrieb García Aguilera. Das in Bilbao produzierte Onlineportal Cubainformación zitierte dazu eine Reaktion des jungen kubanischen Journalisten Pedro Jorge Velázquez. »Wenn sie uns jetzt, im revolutionären Kuba, schon so bedrohen, weil wir uns frei äußern, dann stellen Sie sich vor, wie es in einer kapitalistischen Restauration sein würde«, kommentierte Velázquez die Angriffe der Systemgegner.

In deren Fadenkreuz geraten mittlerweile auch andere Personen und Einrichtungen, wenn diese sich nicht vor den Contrakarren spannen lassen. Ein weiterer US-Influencer mit dem Pseudonym »Otaola« griff unlängst Papst Franziskus und den Vatikan an, weil angereiste Systemgegner nicht auf dem Petersplatz demonstrieren und antikubanische Parolen verbreiten durften. Er habe die für den 24. Oktober geplante Aktion im Vatikan zwei Monate lang vorbereitet, erklärte der Exilkubaner am Dienstag vergangener Woche auf einer Pressekonferenz in seiner Heimatstadt Miami. »Otaola« bezeichnete den Papst dabei unter anderem als »Lügner«. Einer seiner Unterstützer beschimpfte Franziskus in dem in Madrid erscheinenden Contraportal Diario de Cuba als »kommunistischen Papst«, »Heuchler und Abtrünnigen«.

Parallel mit derartigen, verschärften Angriffen bereiten gut organisierte und meist aus den USA finanzierte Contragruppen für den 15. November weltweite »Märsche« vor. Auf einer vor einer Woche veröffentlichten Liste werden Aktivitäten in 42 Städten, darunter auch in Köln, München und Zürich, angekündigt. Erfahrungen mit ähnlichen Aktionen im Juli lassen befürchten, dass fanatische und zum Teil gewaltbereite Antikommunisten dabei erneut versuchen könnten, Zusammenstöße mit Sympathisanten des sozialistischen Kuba zu provozieren.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 03.11.2021