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CELAC-Gipfel - US-Einfluss schwindet

Bündniskonsolidierung, Pandemiebekämpfung und Klimawandel: Lateinamerika und Karibik rücken bei Gipfeltreffen zusammen.

Mit einer 44 Punkte umfassenden Erklärung, in der unter anderem die US-Blockade Kubas verurteilt und die argentinische Souveränität über die von Großbritannien als »Überseegebiet« beanspruchten Malvinas-Inseln bekräftigt wurde, endete am Sonnabend in Mexiko-Stadt das sechste Gipfeltreffen der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC). Zum ersten Mal seit Jahren waren Vertreter aus 31 Ländern, darunter 17 Staats- und Regierungschefs, wieder zu einem Treffen des im Jahr 2010 gegründeten Staatenbundes zusammengekommen.

Der Gipfel sei ein Erfolg, weil sich das Bündnis konsolidiert habe und Vereinbarungen zur Gesundheit, zur Bekämpfung der Coronapandemie, zur Einrichtung einer regionalen Weltraumagentur sowie zur Schaffung eines Fonds für durch den Klimawandel verursachte Naturkatastrophen beschlossen wurden, bewertete der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard die Ergebnisse. Das Ziel, CELAC »zum Hauptinstrument der regionalen Zusammenarbeit und Integration« zu machen, sei damit erreicht worden, sagte er.

Mexiko hatte Anfang Januar den temporären Vorsitz der Organisation übernommen, der – außer den USA und Kanada und nach dem Austritt Brasiliens – 32 der 35 Länder des Doppelkontinents angehören. Damit bilden die CELAC-Staaten laut Internetseite der Organisation die drittgrößte Wirtschaftsregion der Welt. Sie sind der weltweit größte Nahrungsmittelproduzent sowie der drittgrößte Erzeuger elektrischer Energie. Dennoch leben rund 30 Prozent der knapp 600 Millionen Bürger in Armut.

»Wenn überhaupt, dann hat uns die Pandemie wieder zusammengebracht, denn die Region verzeichnet mehr Todesfälle als jede andere in der Welt. Es ist extrem schwierig, Impfstoffe zu bekommen, und es ist ungerecht und missbräuchlich, dass so viele Länder keine Impfstoffe haben«, sagte Ebrard. Damit »so etwas nie wieder passiert«, sei einstimmig ein Aktionsplan zur Selbstversorgung mit dem Ziel verabschiedet worden, den Gesundheitsnotstand durch Covid-19 und künftige Pandemien zu verhindern und den allgemeinen Zugang zu Impfstoffen zu gewährleisten. Auch UN-Generalsekretär António Guterres hatte in einer Videobotschaft darauf hingewiesen, dass in Lateinamerika und der Karibik 8,4 Prozent der Weltbevölkerung leben, die Region aber 19,35 Prozent der Covid-19-Todesfälle aufweise.

Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel bekräftigte die Bereitschaft zu Produktions- und Liefervereinbarung mit interessierten Ländern, um Herstellung und Vertrieb kubanischer Covid-19-Impfstoffe zu sichern. Als erstes lateinamerikanisches Land hat der sozialistische Karibikstaat fünf eigene, hochwirksame Vakzine zum Schutz vor dem Virus entwickelt.

Zu den weiteren Ergebnissen des Gipfels gehört die Einrichtung eines Fonds zur Bekämpfung des Klimawandels und eine Vereinbarung, auf der Ende Oktober beginnenden UN-Klimakonferenz in Glasgow eine gemeinsame Position zu vertreten, »auf der Grundlage der Gerechtigkeit, die es geben muss, um den Klimawandel zu bekämpfen«. Ein von Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador Ende Juli formulierter und von mehreren Ländern unterstützter Vorschlag, die von Washington dominierte Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) »durch ein autonomes Gremium zu ersetzen, das kein Lakai von irgend jemandem ist«, und statt dessen »etwas aufzubauen, das der Europäischen Union ähnelt, aber mit unserer Geschichte, unserer Realität und unseren Identitäten verbunden ist«, kam nicht zur Abstimmung. Die rechtskonservativen Präsidenten Uruguays und Paraguays hatten eine gemeinsame Position durch Verbalattacken gegen Kuba, Venezuela und Nicaragua, die von der Mehrheit der Teilnehmer zurückgewiesen wurden, verhindert. Auf einer Pressekonferenz kündigte Mexikos Außenminister Ebrard jedoch an, dass »zu gegebener Zeit die von verschiedenen Ländern erarbeitete Position zur Zukunft der OAS vorgestellt werden wird«.

Während der CELAC-Gipfel den schwindenden Einfluss Washingtons offenbarte, kündigte Chinas Präsident Xi Jinping in einer Grußbotschaft an, eine »neue Ära der Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik« im Kampf gegen die Pandemie und darüber hinaus einzuleiten. Diese werde »von Gleichheit, gegenseitigem Nutzen und Offenheit geprägt« sein.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 20.09.2021