Nachrichten aus und über Kuba
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Die Erde ist unsere Mutter
Venezuela, Kuba, Bolivien und Nicaragua klagen den negativen Einfluß des kapitalistischen Systems auf die Entwicklungen in der Natur an.
Bei info.bolivien ist zu lesen: "Die Pachamama ist die höchste Gottheit der Aymara. Sie bietet Schutz, steht für Fruchtbarkeit, Überfluß, Weiblichkeit, Großzügigkeit, Reife der Feldfrüchte etc. Das Wort ‚pacha‘ exisitiert sowohl in der Sprache der Aymara als auch der Quechua und bedeutet Erde, Kosmos, Universum, Zeit, Raum. ‚Mama‘ bedeutet ganz einfach Mutter und so wurde die Übersetzung ‚Mutter Erde‘ geprägt."
Am Tag der Erde, am 22. April 2021, fand ein virtuelles internationales Forum „Wiedersehen mit Pachamama“ statt, zu dem der Präsident Boliviens Luis Arce eingeladen hatte. Von La Paz aus rief er die Völker des Südens dazu auf, der Umwelt- und Klimakrise eine zukunftssichernde Antwort zu geben. Sie müsse darin bestehen, die Rechte der Mutter Erde sowie die Pflichten und Aufgaben der Gesellschaft zur Wahrung dieser Rechte anzuerkennen und durchzusetzen.
Für Luis Arce ist die Umweltkrise das Ergebnis des hochgradigen unvernünftigen Konsumverhaltens rund um den Globus. "Allein die Waldbestände auf der Welt verringerten sich seit 1990 um 81 Millionen Hektar, obwohl es das Programm der Vereinten Nationen für die Umwelt gibt, das dazu aufruft, Frieden mit der Natur zu schließen."
Er forderte, daß die Gesellschaften bis 2030 die Kohlendioxyd-Emissionen um 45 Prozent verringern und 2050 Null-Nettoemissionen erreichen müssen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, die Artenvielfalt zu bewahren, die Kontaminierung und Müllerzeugung zu senken.
Der Präsident Venezuelas Nicolás Maduro schlug auf dem virtuellen Forum dem Politischen Rat der Bolivarischen Allianz für die Völker Amerikas – Handelsvertrag der Völker (ALBA-TPC) vor, die Abkommen der Sitzung zu übernehmen und eine gemeinsame Vorstellung für den nächsten Klimagipfel, der in diesem Jahr in Glasgow stattfinden soll, zu entwickeln. Maduro wiederholte die Forderung nach einem neuen Gesellschaftsmodell, das auf den Rechten der Mutter Erde und der Völker aufgebaut ist.
"Niemand kann den negativen Einfluß des Kapitalismus auf die Natur negieren. Bereits auf dem Gipfel von Rio vor 30 Jahren warnte Präsident Fidel Castro vor der Gefahr, in der sich die Menschheit befindet."
Der venezolanische Staatschef betonte, daß die Demokratie in Bolivien auch deshalb gerettet wurde, weil dieses südamerikanische Land eine führende Rolle im Kampf für die Rechte der Pachamama spielt. Venezuela teile den Standpunkt Chinas, daß für die künftige Entwicklung der Welt die Teilhabe aller Völker notwendig ist.
Der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla erklärte auf dem Forum die Bereitschaft Kubas, mit den Ländern Lateinamerikas und der Karibik für die Erfüllung der Klimaabkommen der UNO zusammenzuarbeiten, "obwohl wir ihre Mängel kennen". Er verwies darauf, daß Lateinamerika nur für 8,3 Prozent der Treibgas-Emissionen auf dem Planeten verantwortlich ist, aber zwischen 1970 und 2019 unter 2 300 Naturkatastrophen litt, die mehr als 500.000 Tote und Schäden in Höhe von 437 Milliarden US-Dollar verursachten.
Angesichts dessen hob Rodríguez die Erfolge Kubas in Klimafragen hervor und erläuterte den 2017 verabschiedeten Staatsplan, der die nationalen Ziele und die internationalen Verpflichtungen enthält. Bis 2030 will Kuba eine Energieerzeugung mit dem Anteil von 24 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen erreichen, den Verbrauch fossilen Treibstoffs für Landfahrzeuge um 50 Prozent senken und den Waldbestand um 30 Prozent erweitern. Damit wolle sein Land seinen Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad leisten.Der kubanische Außenminister klagte die kriminelle Blockade durch die USA-Regierung an, mit der verhindert werde, daß Kuba die erforderliche Finanzierung erlangt, um die Projekte, welche für eine nachhaltige Entwicklung erforderlich sind, realisieren zu können.
Auf die Corona-Pandemie Bezug nehmend erklärte Rodríguez, daß sie die Ausgrenzung, Ungleichheit und Armut verschärft habe. "Diese umfassende Situation behindert die Möglichkeit der Völker des Südens, bei den Zielen der nachhaltigen Entwicklung voranzukommen."
Der Präsident Nicaragua Daniel Ortega kritisierte in seinem Beitrag, daß die reichen Länder ihre wirtschaftlichen Ressourcen verwenden, um andere Völker anzugreifen, anstatt sie einzusetzen, um das Problem der Erderwärmung zu lösen. "Es gibt in den Spitzen der entwickelten Länder kein Denken, um diese Probleme klug und rationell zu lösen. Sie verursachen das Chaos, verschärfen die Armut und verletzen das Völkerrecht. Sie bedrohen die Völker mit Sanktionen und militärischer Okkupation ... Sie stellen Haushaltsressourcen zur Verfügung, um Kriege zu führen und Völker anzugreifen, die für ihre Souveränität und gegen die Armut kämpfen."
Ortega sagte, daß die entwickelten Länder diejenigen sind, die in den Abkommen die Normen festlegen, sie modifizieren und auf heben, wann sie wollen. "Wir Länder von ALBA sind uns darin einig, daß die Ziele des Pariser Abkommens nicht korrekt sind. Das sagten sogar die Wissenschaftler der entwickelten Länder." Für Ortega sind viele Gebiete der Karibik vom Klimawandel betroffen. Dabei geht es nicht nur um die materiellen Schäden, sondern auch um die an der Natur und an der Menschheit. "Es ist dringend notwendig, daß wir schärfere Anklage erheben und einen größeren Druck gegenüber den Mächtigen ausüben."
Der Senator von Granada Simon Stiell hob hervor, daß die Pandemie des Covid-19 ein Bewußtsein zur Bedeutung der Natur geschaffen habe. Der Planet befinde sich in einem entscheidenden Moment. Die Natur werde fortwährend gequält, die Ressourcen unangemessen ausgebeutet und das Aussterben der Menschheit befördert. Er rief dazu auf, vereint den Angriff auf die Natur zu beenden und das Leben auf Mutter Erde zu sichern. Das verlange von allen, kollektiv in Aktionen mitzuwirken, um die Erhöhung der Erderwärmung zu verhindern, sich stärker den Effekten des Klimawandels zu widmen und ehrgeizigere Maßnahmen zu ergreifen, um die Artenvielfalt zu schützen und die Kontaminierung zu senken.Der Premierminister von San Cristóbal und Nieves Timothy Harris rief die Großmächte dazu auf, größeren Einsatz gegen den Klimawandel zu zeigen, um die Umweltschäden rückgängig zu machen.
"Wir müssen anfangen, den negativen Einfluß der fehlenden Sorgfalt und entsprechender Maßnahmen für die Erde wahrzunehmen. Dafür sind wir verantwortlich ... Unterstützen wir die regionalen und internationalen Initiativen, um die Wiederherstellung der Mutter Erde und die Nachhaltigkeit der Ressourcen für unsere Kinder zu garantieren. Das kann mittels unserer gemeinsamen Bemühungen Wirklichkeit werden."
Zum Abschluß des virtuellen Forums ergriff Boliviens Präsident Luis Arce noch einmal das Wort. Er erklärte, daß ein Wechsel des sozialpolitischen Modells notwendig ist, um auf den Klimawandel erfolgreich antworten zu können.
"Die Westmächte des Kapitalismus haben da-für gesorgt, daß das Gleichgewichtsverhältnis zwischen Menschheit und Natur gerissen ist. Das hat dazu geführt, daß wir weltweit eine Zeit der vielen Krisen erleben ... Pachamama darf weder ein Objekt noch eine Ware sein. Sie ist unsere Mutter.ä
Wolfgang Herrmann Dreesch
Rotfuchs, Juni 2021