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Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Watschenblatt des Tages: ND – Der Tag

ND – Der Tag
Freute sich über »Tabubruch« gegenüber Kuba ...
Foto: privat


Für Parteien bietet es Vorteile, eine Zeitung zu unterhalten. Man kann damit die Funktionäre instruieren und Leute interviewen, mit denen sonst keiner redet. Und man hat einen Watschenmann für alle Fälle. Diese Wiener Erfindung fürs Pratervergnügen ist laut Definition »eine mannsgroße Puppe zum Abreagieren« – man darf ihr eins auf die Zwölf geben, denn das ist ihr Daseinszweck.

Der Wiener hat den Watschenmann, Die Linke das ND. Dort hatte Matti Steinitz Anfang Februar einen Beschluss des Linke-Parteivorstandes, sich für die »Demokratisierung« Kubas und für »kritische Künstlerinnen und Künstler« einzusetzen, als »guten Tabubruch« bezeichnet. Der Kolumnist kennt Künstler dieses Schlags – vom »Movimiento San Isidro« (MSI), das aus den USA finanziert wird. In der Tat, das war ein Tabubruch, nur haben sich Parteivorstand und Chefredaktion verrechnet, wie Basis und ND-Leserschaft reagieren: nicht sonderlich zustimmend nämlich. Ein zweiter Parteibeschluss vom Montag, der in der Sache nichts zurücknimmt, stellt das ND nun als Verantwortlichen für das Mißverständnis mit dem MSI hin, das »in einigen Medien kolportiert« worden sei.

Dabei hatte Herr Steinitz die Sache ganz richtig, also interventionistisch, verstanden. Jetzt ist er, so das ND, »enttäuscht«. Seine Stichwortgeberin – eine exilkubanische Bloggerin, mit der Steinitz an der Uni Bielefeld eine Art Zitierkartell betreibt – durfte am Dienstag im ND nachlegen, dass man zu Kuba gefälligst zu schweigen habe, wenn man im »Sessel im Harz oder im Schwarzwald sitzt«.

Wer weiß schon, von woher überall böse Leserbriefe beim ND eingetroffen sind. Manchmal verstehen Leute aus Harz und Schwarzwald eben mehr von internationaler Solidarität als solche von der Uni Bielefeld. Oder aus einer Redaktion am Berliner Franz-Mehring-Platz, die sich des Namens der eigenen Zeitung schämt und für die die Leserschaft keine ernstzunehmende Größe mehr ist.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Sebastian Carlens
junge Welt, 17.02.2021