Nachrichten aus und über Kuba
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Vakzine aus der Karibik
In Kuba steht bei der Impfstoffentwicklung die Rendite nicht im Vordergrund.
In den Industrienationen wurden bereits mehrere Millionen Impfungen gegen Covid-19 verabreicht, auch wenn über fehlende Mengen und einen schleppenden Kampagnenstart geklagt wird. Dagegen sind die meisten Entwicklungsländer von einem Impfbeginn weit entfernt - allen Solidaritätsbekundungen und Einsichten zum Trotz wie sie diese Woche etwa der Europarat formulierte: »Eine faire und gleichberechtigte Verteilung von Impfdosen ist der effizienteste Weg, um die Pandemie zu bekämpfen und die damit verbundenen sozioökonomischen Lasten zu reduzieren.«
Statt abzuwarten, bis dergleichen Wirkung zeigt, entwickelt Kuba eigene Corona-Impfstoffe, als einziges Land Lateinamerikas und obwohl vom Virus bisher wenig betroffen. An den Teststudien ist das Teheraner Pasteur-Institut beteiligt, da im Iran das Coronavirus erheblich stärker grassiert. Laut aktueller Ankündigung sollen vom Vakzin »Soberana 02« zunächst 100 Millionen Dosen hergestellt werden. Diese sollen die eigene Nachfrage decken, aber auch an interessierte Nationen wie Iran, Vietnam, Venezuela, Pakistan und Indien geliefert werden. »Wir organisieren unsere Produktionskapazitäten neu, weil wir wirklich eine große Nachfrage nach dem Impfstoff haben und uns darauf vorbereiten müssen«, erklärte Vicente Vérez, Direktor des Finlay-Instituts, einem staatlichen Wissenschaftszentrum in Havanna. Tierversuche hätten eine starke Immunantwort gezeigt. Vérez zufolge ist »Soberana 02« auch sicher, zumal der Impfstoff nicht das lebende Virus, sondern Teile davon enthält. Seine Verabreichung sorge für Immunität, ohne größere Nebenwirkungen hervorzurufen. Im Gegensatz zu den in Europa auf dem Markt befindlichen mRNA-Vakzinen bedarf der Impfstoff auch keiner besonderen Kühlung.
Zum Preis beim Verkauf an andere Länder machte Vérez keine Angaben. »Kubas Strategie bei der Kommerzialisierung des Impfstoffs ist eine Kombination aus Menschlichkeit, Auswirkungen auf die Gesundheit und der Notwendigkeit unseres Systems, die Impfstoff- und Arzneimittelherstellung des Landes finanziell zu unterstützen«, sagte Vérez. »Wir sind kein multinationales Unternehmen, bei dem die Rendite im Vordergrund steht.«
In Kuba selbst ist die Impfung kostenlos und freiwillig. Während im Finlay-Institut auch noch der Impfstoffe »Soberana 01« entwickelt wird, arbeiten andere biotechnologische Institute der Insel an Impfstoffkandidaten namens Abdalá und Mambisa. Letzterer soll nasal verabreicht werden können.
Andreas Knobloch, Havanna
ND, 30.01.2021