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Hoffen auf Vakzin

Havanna und Teheran arbeiten an gemeinsamem Impfstoff. Phase-3-Studie wird in Iran gemacht.

Kuba und der Iran wollen bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus enger zusammenarbeiten. Vertreter des kubanischen Finlay-Instituts und des iranischen Pasteur-Instituts haben am Freitag in Havanna eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die eine umfassende Phase-3-Studie des im Finlay-Institut entwickelten Vakzins »Soberana 02« im Iran vorsieht. »Diese Synergie wird es beiden Ländern ermöglichen, bei der Immunisierung gegen das SARS-CoV-2-Virus schneller voranzukommen«, teilte die kubanische Einrichtung per Twitter mit.

Kuba hatte am 24. August als erstes lateinamerikanisches Land mit der klinischen Erprobung eines eigenen Impfstoffes begonnen. Mittlerweile testet die sozialistische Inselrepublik bereits vier Kandidaten in unterschiedlichen Erprobungsphasen. Die Wissenschaftler des Landes verfügen über eine langjährige Erfahrung bei der Herstellung von Vakzinen. Das staatliche Impfprogramm für Kinder umfasst elf Vakzine gegen 13 Krankheiten. Acht davon werden auf der Karibikinsel produziert. Die klinischen Studien der Phase 2 mit »Soberana 02« als dem am weitesten fortgeschrittenen Coronavirusimpfstoff begannen am 22. Dezember mit der Immunisierung der ersten Freiwilligen. Er hat damit als erstes lateinamerikanisches Serum dieses Stadium erreicht.

In Kuba selbst sei es jedoch schwierig, den Impfstoff in der Phase 3 zu testen, da das Land wegen seines guten Gesundheitssystems einen weniger schweren Coronaausbruch als andere, weit größere Staaten erlebt habe, erklärte der Direktor des Finlay-Instituts, Vicente Vérez. Obwohl die Fallzahlen seit einigen Tagen wieder leicht ansteigen, verfügt Kuba nicht über die zur Durchführung erforderliche Infektionsrate. Die letzten klinischen Versuche mit »Soberana 02« würden deshalb in der Islamischen Republik durchgeführt, wo sich laut der Statistik der Johns-Hopkins-Universität bislang knapp 1,3 Millionen Menschen (Stand 11. Januar) mit dem Virus angesteckt haben. Laut Vérez erzeugt »Soberana 02« nach den bisherigen Erfahrungen eine sehr starke Immunantwort ab der ersten Woche nach Verabreichung der ersten Dosis und induziert außerdem ein »Langzeitgedächtnis« in der Immunantwort. Wie die kubanische Tageszeitung Granma am Sonntag berichtete, soll die dritte und letzte Phase der Erprobung innerhalb der nächsten drei Monate erfolgen. Die Kubaner hoffen, zu Beginn des Sommers 2021 mit der Impfung der Bevölkerung beginnen zu können.

Da die Kooperationsvereinbarung auch den Technologietransfer zur Produktion umfasse, gilt »Soberana 02« als kubanisch-iranisches Vakzin, das von der staatlichen Unternehmensgruppe Bio Cuba Farma und dem iranischen Pasteur-Institut gemeinsam erprobt wird. Die Forschungszentren verbindet eine lange Geschichte der Zusammenarbeit.

Irans Staatsoberhaupt Ali Khamenei hatte am Freitag erklärt, dass sein Land den Import von Impfstoffen US-amerikanischer und britischer Firmen nicht zulassen werde. Diesen Ländern könne nicht getraut werden, begründete der »Revolutionsführer« das Verbot und wies auf die beträchtliche Zahl von Todesfällen hin, die die Pandemie dort hinterlassen habe. »Das wäre nicht geschehen, wenn die USA in der Lage gewesen wären, einen wirksamen Impfstoff zu produzieren.«

Ende Dezember hatte der Iran mit der ersten Phase der klinischen Erprobung des eigenen Vakzins »Coviran« begonnen. Wie Kuba, das sich seit mehr als 60 Jahren gegen eine nahezu totale US-Blockade verteidigt, leidet auch der Iran unter US-Sanktionen, die den Kampf gegen die Ausbreitung der Coronapandemie in beiden Ländern erschweren.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 12.01.2021