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Junge Stimme des Südens

Vor 15 Jahren wurde der multinationale TV-Sender Telesur gegründet.

Telesur gibt es jetzt seit 15 Jahren. Den Jahrestag der Gründung des lateinamerikanischen Fernsehsenders feierten am vergangenen Freitag all jene, deren Stimme von dominierenden Medienkonzernen wie der Grupo Globo ( Brasilien) und der Grupo Clarín (Argentinien), dem US-Nachrichtengiganten CNN, der britischen BBC oder dem Auslandssender Deutsche Welle unterdrückt, ignoriert oder verfälscht wird.

Aus Brasilien gratulierte die Landlosenbewegung MST, aus Argentinien die »Mütter der Plaza de Mayo«, aus Kolumbien die ehemlige Senatorin Piedad Córdoba und aus Kuba der Aufklärer Gerardo Hernández, dessen Einsatz zur Verhinderung von Terroranschlägen und eine langjährige US-Haft von den großen Medien verschwiegen werden sollten. »Telesur verschafft uns auch eine Atempause vom Gesöff des als >frei< bezeichneten kommerziellen Fernsehens, das täglich dem Establishment und der neoliberalen Ideologie dient und Millionen Zuschauer in aller Welt benebelt«, schrieb der bekannte peruanische Schriftsteller Winston Orrillo in einer von der Nachrichtenagentur Prensa Latina veröffentlichten Grußbotschaft.

Das auf Initiative von Fidel Castro und Hugo Chávez gegründete »Fernsehen des Südens« (Televisión del Sur, kurz Telesur) war am 24. Juli 2005, dem 222. Geburtstag des Unabhängigkeitskämpfers Simón Bolívar, auf Sendung gegangen. Im Gegensatz zu den marktbeherrschenden privaten Medienkonzernen Lateinamerikas verfolgt der multistaatliche Sender keine Gewinnabsichten, sondern definiert sich selbst als dem »Einigungsprozess der Völker des Südens, ihrem Kampf um Frieden, Selbstbestimmung und Achtung der Menschenrechte sowie der sozialen Gerechtigkeit« verpflichtet. Winston Orrillo bezeichnet die Beiträge als »heilsame Alternative«, denn sie »bringen uns den Menschen näher, die für die großen Medien keine Nachrichten sind«.

15 Jahre nach seiner Gründung verfügt Telesur mittlerweile über ein weltweites Korrespondentennetz, sendet rund um die Uhr aktuelle Nachrichten und Hintergrundbeiträge und bietet im Internet Informationen in spanischer (www.telesurtv.net) sowie in englischer Sprache (www.telesurenglish.net) an.

Für die Konzernmedien, deren Falschmeldungen häufig von Telesur entlarvt wurden, ist der alternative Sender so etwas wie ein Stein im Schuh, der auch Washington und die lateinamerikanische Rechte schmerzt. Nach ihrer Machtübernahme machten reaktionäre Regimes in Argentinien, Ecuador, Brasilien und die Putschisten in Bolivien sofort Front gegen diese Stimme und ließen sie in ihren Ländern abschalten. Auch der von den USA, der BRD und etwa 50 weiteren der 193 UN-Mitgliedsländer unterstützte venezolanische Oppositionspolitiker Juan Guaidó bat seine Unterstützer Anfang Januar darum, Telesur zu blockieren. Zugleich kündigte er den Aufbau eines eigenen Senders in Miami an. Bislang ist das den Venezolanern allerdings erspart geblieben. Statt dessen versprach Telesur am Sonnabend, weiterhin Beiträge zu senden, »die ein Nachdenken über die Macht, die sie uns aufzwingen wollen, erlauben«.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 30.07.2020