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Das Leipziger Filmfestival »globaLE« bietet eine Art Crashkurs in kritischer Weltanschauung.
Kämpferisch und Kostenlos: Das Leipziger Filmfestival »globaLE« (2019)
Lernen Sie Business English in 30 Tagen! Können Sie schon? Dann trainieren Sie sich doch einen Sixpack in zwei Wochen an! Haben Sie schon? Wer solchem Selbstoptimierungsunfug anhängt, kann einen Crashkurs in kritischer Weltanschauung gut gebrauchen: drei Monate, kostenlos, unterhaltend, neben der Arbeit. Den bietet das globalisierungskritische Filmfestival »globaLE« in Leipzig - trotz Corona. Vom 31. Juli bis 7. November präsentieren die Veranstalter an mehreren Abenden pro Woche an verschiedenen Orten der Stadt ein Programm an Dokumentar- und Spielfilmen, das selbst den schwärzesten Reaktionär umstimmen könnte: Den Auftakt macht diesen Freitag ab 20 Uhr der Film »Das Mafiaparadies – Kuba vor der Revolution von 1959« (2012), der einen Eindruck von der Zeit vermittelt, als die Mafiabosse Meyer Lansky und Lucky Luciano mit Unterstützung der CIA die karibische Insel in das »Bordell der USA« verwandelten. Nach dem Film werden der Regisseur Hans-Peter Weymar, Ivet López Rodríguez (stellvertretende Botschafterin der Republik Kuba in der BRD) und der jW-Autor Volker Hermsdorf über den Film und die heutige Sanktions- und Blockadepolitik gegen das sozialistische Kuba diskutieren. Passend dazu läuft gleich am Samstag »Por la Vida – Für das Leben« (2016). Der Film begleitet die kubanischen Ärzte der Brigade Henry Reeve bei der Bekämpfung von Ebola in Westafrika.
Doch geht es nicht nur um den karibischen Sozialismus. »Faschismus AG« (2014) etwa zeigt, wie Industrielle und Bankiers im Griechenland der 20er und 30er Jahre den Faschismus förderten, um linke Bewegungen und Gewerkschaften zu zerschlagen. »Fire in the Blood« (2013) thematisiert, wie Pharmakonzerne juristisch gegen die Verbreitung von günstigen AIDS-Medikamenten vorgehen und damit den Infizierten in der »dritten Welt« schaden. »Verdrängung hat viele Gesichter« (2014) gibt einen Einblick in den Prozess der Gentrifizierung in Berlin. »The Cleaners« (2018) enthüllt die Schattenindustrie in der philippinischen Hauptstadt Manila, wo Zehntausende Menschen tagtäglich in Zehnstundenschichten im Auftrag der großen Silicon-Valley-Konzerne belastende Inhalte auf Facebook, Youtube, Twitter und Co. löschen müssen, um uns im Westen mit dem verstörenden Müll zu verschonen.
Zusammengenommen, geben die Filme ein erschöpfendes Bild von der Ausbeutung in der globalisierten Welt. Wen das bis 8. November nicht kämpferisch stimmt, der erhält sein Geld zurück. Oh, wir vergaßen: Das Festival ist natürlich kostenlos. (jW)
globaLE 2020. Globalisierungskritisches Filmfest Leipzig. Das komplette Programm unter: globale-leipzig.de
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 30.07.2020