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Schüsse auf Botschaft

USA: Anschlag auf Kubas diplomatische Vertretung. Washington schweigt, Havanna fordert Aufklärung.

Auf die kubanische Botschaft in Washington ist am Donnerstag (Ortszeit) ein terroristischer Anschlag verübt worden. Ein 42jähriger Mann hatte am frühen Morgen aus einem Schnellfeuergewehr rund 30 Schüsse auf die diplomatische Vertretung abgefeuert. Wie das Außenministerium in Havanna mitteilte, wurde keiner der rund ein Dutzend Mitarbeiter verletzt, die sich zum Zeitpunkt des Anschlags in der Mission aufhielten, das Gebäude aber beschädigt.

Der in örtlichen Medien als Alexander Alazo identifizierte Angreifer wurde noch am Tatort festgenommen. Die US-Strafverfolgungsbehörde Secret Service wirft dem ursprünglich aus Florida stammenden, zuletzt aber in der Stadt Aubrey (Texas) lebenden Täter den Besitz einer nicht registrierten Waffe, nicht registrierter Munition sowie einen Angriff mit Tötungsabsicht vor.

Kubas Außenminister Bruno Rodríguez erklärte, er sei »überrascht«, dass Regierung und Außenministerium der USA mehr als zwölf Stunden nach dem Angriff noch keinen Kontakt zur Botschaft aufgenommen hätten. Die offiziellen Stellen Washingtons hätten weder »eine Erklärung und noch nicht einmal Tweets verbreitet, was sonst mit Bezug zu Kuba ja häufig« geschehe.

Rodríguez protestierte gegenüber der US-Geschäftsträgerin Mara Tekach, die er noch am Donnerstag einbestellt hatte, gegen den Terroranschlag und die Informationspolitik ihrer Regierung. Er habe Tekach gefragt, »wie die USA auf einen solchen Angriff auf eine ihrer Botschaften reagieren würden«, erklärte der Diplomat und forderte die US-Behörden auf, »den Vorfall und dessen Hintergründe dringend aufzuklären sowie sicherzustellen, dass sich solche Taten nicht wiederholen und ungestraft bleiben«. Rodríguez erinnerte daran, dass Gruppen und Personen, die in der Vergangenheit Terrorakte gegen Menschen und Einrichtungen auf Kuba begangen haben, seit Jahren ungehindert von den USA aus operieren könnten.

Exilkubanische Contragruppen in den USA und von Washington finanzierte Systemgegner in Kuba hatten nach dem Anschlag behauptet, den Täter Alazo weder zu kennen, noch mit ihm in Verbindung zu stehen. Nach Einschätzung des kubanischen Außenministeriums kann der Anschlag jedoch nicht isoliert von der zunehmenden feindseligen Rhetorik und den – selbst während der Covid-19-Pandemie – verschärften Sanktionen der US-Regierung betrachtet werden.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf

junge Welt, 02.05.2020