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Mit Solidarität gegen Corona
Kuba schickt Medizinerteam nach Südafrika. Beide Länder eint lange gemeinsame Geschichte.
Ein Team von 217 kubanischen Medizinern ist am Montag in Südafrika gelandet, um bei der Eindämmung der Coronapandemie zu helfen. Der Einsatz ist einerseits Teil einer umfassenden, globalen Solidaritätsaktion der Kubaner, die in den vergangenen Wochen bereits mehr als 1.200 Mediziner in insgesamt 22 Länder entsandt haben. Zum anderen ist die Mission in Südafrika auch Ausdruck einer jahrzehntelangen Kooperation, die sich in der derzeitigen Krise fortsetzt: So hatte die Maschine der staatlichen Fluglinie South African Airways, mit der die Kubaner nach Südafrika kamen, auf dem Hinweg eine Ladung medizinischer Ausrüstung nach Havanna gebracht.
»Wie Kuba es in den schweren Zeiten der Apartheid bereits getan hat, so hat es uns nun wieder seine Hand gereicht, indem es Gesundheitspersonal schickt«, erinnerte Südafrikas Gesundheitsminister Zweli Mkhize in einer Pressemitteilung vom Sonntag abend an die lange gemeinsame Geschichte des Karibikstaats mit Südafrika. Mkhize weiß, wovon er spricht. Als der heutige Minister Anfang der 1980er Jahre sein Medizinstudium abschloss, war er einer der extrem wenigen Schwarzen, die überhaupt zugelassen worden waren. Kurze Zeit später zwang ihn das Rassistenregime dennoch ins Exil, Mkhize praktizierte ab 1986 in Swasiland und Simbabwe. Es waren kubanische Internationalisten, die damals einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen das Apartheidregime leisteten und dessen Truppen schließlich 1988 in der Schlacht von Cuito Cuanavale entscheidend zurückschlugen.
Als nach dem Ende der Apartheid Mitte der 1990er Jahre weiße Ärzte in Massen aus Südafrika abwanderten, waren es erneut kubanische Mediziner, die die Lücke zumindest teilweise schlossen. Diese Kooperation lebt bis heute fort. Noch immer arbeiten Hunderte Kubaner im Land an der Südspitze Afrikas. Bereits 1997 hatten die damaligen Präsidenten Fidel Castro und Nelson Mandela ein Ausbildungsprogramm für Mediziner auf den Weg gebracht. 732 Südafrikaner, die meisten von ihnen aus ehemals benachteiligten Gemeinden, haben seitdem die ersten fünf Jahre ihres Medizinstudiums in Kuba absolviert. Darauf hatte Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa am Montag in einem Statement zur Ankunft der Kubaner hingewiesen.
Das nun zur Eindämmung der Coronapandemie entsandte kubanische Kontingent besteht derweil nicht nur aus Ärzten. Zum Team gehören laut Ramaphosa auch Epidemiologen, Biostatistiker, Medizintechniker und Gesundheitsexperten, die den Südafrikanern bei der Planung und Umsetzung der Anti-Corona-Maßnahmen sowie beim Einsatz und der Reparatur medizinischen Geräts helfen sollen. Vorerst wurden die kubanischen Mediziner jedoch in einem Hotel in der Hauptstadt Pretoria unter Quarantäne gestellt, obwohl sie sich bereits vor dem Abflug aus Kuba selbst isoliert hatten. In Kuba, das im eigenen Land ein äußerst umfangreiches Untersuchungs- und Testprogramm betreibt, wurden bisher 1.389 Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt, 56 Infizierte starben. In Südafrika liegt die Zahl der Toten bei 90, bis zum Montag abend wurden 4.793 Infektionen festgestellt.
Beide Länder haben schnell und entschieden auf die Pandemie reagiert. Während Kuba jedoch verstärkt auf Aufklärung und Präventionsprogramme sowie den Einsatz lokaler Gesundheitsarbeiter baut, setzt Südafrikas Regierung auf einen strikten Lockdown. Als Folge der Coronakrise und der weitverbreiteten Arbeitslosigkeit und Armut droht inzwischen Millionen Menschen Hunger. Vor diesem Hintergrund lobte die Pflegegewerkschaft Denosa am Dienstag zwar einerseits die Hilfsbereitschaft Kubas, kritisierte zugleich aber, dass derzeit Tausende Pflegekräfte in Südafrika arbeitslos seien.
Veröffentlichung |
Christian Selz, Kapstadt
junge Welt, 29.04.2020