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Hetze gegen Kubas Ärzteteams
Coronaviruspandemie: Havanna hilft auch uneigennützig. Das passt manchen Medien nicht.
Während Patienten, Politiker und Gesundheitsexperten in aller Welt Kubas Engagement im Kampf gegen die Folgen der Coronaviruspandemie würdigen, hetzen einige bundesdeutsche Medien gegen die Helfer aus der sozialistischen Inselrepublik. So rückte die Stuttgarter Zeitung am Sonntag auf ihrer Internetseite einen Artikel über die Ankunft von 52 Ärzten und Pflegern in Italien ins genehme Raster: »Hilfe aus Kuba mit Hintergedanken«. Der Mannheimer Morgen schrieb einen Tag später: »Die kommunistisch regierte Karibikinsel hat in der Krise das passende Geschäftsmodell.« Auch andere Medien blieben ihrem Stil des Kalten Krieges treu und ersetzten Informationen durch Fake News.
Nur wenige Tage zuvor hatten Passagiere des norwegisch-britischen Kreuzfahrtschiffs »MS Braemar« auf Kuba angestoßen. »Weil das Land uns half, als niemand sonst uns helfen wollte«, schrieb die 68jährige Anthea Guthrie per Twitter. Nachdem die »MS Braemar« von mehreren Ländern abgewiesen worden war, hatte das Schiff nach tagelanger Odyssee am 18. März im Hafen von Mariel festgemacht. Gesunde Passagiere konnten von Havanna aus ihren Rückflug antreten. Wer mit dem Virus infiziert war, wurde von Ärzteteams auf der Insel versorgt. »Wir sind der kubanischen Regierung sehr dankbar dafür«, erklärte Außenminister Dominic Raab anerkennend im britischen Parlament. Auch der Gesundheitsminister der Lombardei, Giulio Gallera, dankte für den Einsatz der 52 kubanischen Mediziner und Krankenpfleger, die am Wochenende in Mailand gelandet waren. Die Mitglieder der auf Initiative Fidel Castros 2005 gegründeten internationalen Ärztebrigade »Henry Reeve« werden auf Bitte der Regierung in Rom für mindestens drei Monate in Italien tätig sein.
Zahlreiche Länder Lateinamerikas sind ebenfalls auf diese Hilfen angewiesen. In mehr als 30 von den insgesamt 59 Ländern, mit denen Kuba derzeit Kooperationen im Gesundheitswesen unterhält, hat sich das Coronavirus bereits ausgebreitet. Während sich wohlhabende Staaten an den Kosten der Einsätze beteiligen, hilft Havanna – nach Angaben des Gesundheitsministeriums – 22 ärmeren Ländern ohne finanzielle Gegenleistungen. Für derartige Solidaritätseinsätze und »in Anerkennung seiner Verdienste bei der Bewältigung von Naturkatastrophen und Epidemien« war das »Kontingent Henry Reeve« im Mai 2017 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgezeichnet worden.
Doch weil nicht sein kann, was nicht sein darf, unterschlagen einige deutsche Medien derartige Informationen. Der Mannheimer Morgen bezeichnete die prämierten Ärztemissionen statt dessen als »umstrittene Methode«. Der auch für die Stuttgarter Zeitung schreibende Autor Tobias Käufer mit Sitz in Kolumbien und Brasilien zitierte namentlich nicht genannte »kubanische Oppositionelle«, die kritisierten, »dass das Land die Versorgung der eigenen Bevölkerung opfere«. Weiter behauptete er, das »Regime in Havanna« werde »wegen der Repression der Opposition mit Blockaden der USA und Europa« belegt. Immerhin ein Lehrstück, wie Solidarität mit Opfern des Coronavirus zu gezielter Desinformation instrumentalisiert werden kann.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 26.03.2020