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Kubas Ärzte im Einsatz
Nicaragua erhält medizinische Hilfe von Havanna. Kreuzfahrtschiff darf nach Odyssee in Kuba anlegen.
Das kubanische Gesundheitsministerium hat den fünften bestätigten Fall einer Ansteckung mit dem Coronavirus bekanntgegeben. Während das Land dem Schutz der Bevölkerung und seiner Besucher höchste Priorität einräume, werde Kuba auch weiterhin positiv auf Hilfsersuchen anderer Länder reagieren, versicherten Gesundheitsexperten am Montag abend (Ortszeit) auf einer Krisensitzung in Havanna, an der neben Gesundheitsminister José Angel Portal auch Präsident Miguel Díaz-Canel und Premierminister Manuel Marrero Cruz teilnahmen.
In den nächsten Tagen wird in Nicaragua eine Gruppe von Spezialisten der Intensivmedizin und Epidemiologie sowie Virologen erwartet, um die umfangreichen Präventionsmaßnahmen der dortigen Regierung zu unterstützen. Obwohl die Statistik der Johns-Hopkins-Universität bis Dienstag noch keinen Fall in dem mittelamerikanischen Land verzeichnet hatte, habe Kubas Staatschef Díaz-Canel positiv auf eine entsprechende Bitte seines Amtskollegen Daniel Ortega reagiert, meldete das Onlineportal Cubadebate.
Am Sonntag war bereits ein kubanisches Expertenteam in Venezuelas Hauptstadt Caracas eingetroffen. Auf der Nachbarinsel Jamaika soll das medizinische Personal aus Kuba am kommenden Dienstag eintreffen. Auch andere Karibikinseln sowie Regionen in Italien und Spanien baten Havanna um Hilfe. Wie Gesundheitsminister José Angel Portal auf der Sitzung am Montag nachmittag erklärte, sind speziell dafür ausgebildete Mediziner derzeit in 33 der 139 Länder, in denen Covid-19-Erkrankungen bestätigt wurden, im Einsatz.
Unterdessen sind im Hafen von Havanna am Dienstag die Vorbereitungen auf die Ankunft des norwegisch-britischen Kreuzfahrtschiffs »MS Braemar« abgeschlossen worden. Nachdem auf dem Schiff mit 683 Passagieren und 381 Besatzungsmitgliedern am Mittwoch vergangener Woche in Curaçao fünf Infektionen bestätigt worden waren, hatten Barbados und die Bahamas das Anlegen in ihren Häfen verweigert. Die kubanische Regierung hat der »MS Braemar« hingegen am Montag die Erlaubnis erteilt, ihre Passagiere und die Besatzung in Havanna an Land zu setzen. An Covid-19 Erkrankte sollen in Kuba medizinisch versorgt werden. Wer nicht infiziert ist, kann von dort die Rückreise antreten. »Angesichts der (…) Lebensgefahr für die erkrankten Personen hat die Regierung beschlossen, das Anlegen zu gestatten (...), um alle an Bord unter den von der Weltgesundheitsorganisation und dem Gesundheitsministerium etablierten Protokollen aufzunehmen«, erklärte das kubanische Außenministerium am Montag.
Noch von Bord des Schiffes bat die aus Großbritannien stammende 68jährige Passagierin Anthea Guthrie daraufhin per Facebook ihre Familie und Freunde, »ein Glas auf Kuba zu erheben, weil das Land uns half, als niemand sonst uns landen lassen wollte. Sie haben uns das Gefühl gegeben, nicht nur toleriert, sondern willkommen zu sein.« Vor dem Einlaufen in Havanna werde sie an Bord des Schiffes einen Vortrag über die Kubanische Revolution halten, »die an sich schon eine Lehrstunde in der Überwindung von Schwierigkeiten ist«, schrieb Anthea Guthrie.
Dies seien »Zeiten der Solidarität, Zeiten, die Gesundheit als ein Menschenrecht zu verstehen und die internationale Zusammenarbeit zu stärken. Werte, die Teil der humanistischen Praxis der Revolution und unseres Volkes sind«, hieß es dazu passend in der Erklärung des kubanischen Außenministeriums.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 18.03.2020