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Hilfe aus Havanna

Zahlreiche Staaten setzen bei Bekämpfung der Coronapandemie auf Unterstützung aus Kuba. Gesundheitssysteme in Brasilien und Bolivien vor Kollaps.

Mehrere Länder Lateinamerikas und der Karibik – aber auch Italien – hoffen auf die Unterstützung Kubas im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus. Wie der Premierminister von Jamaika, Andrew Holness, am Wochenende mitteilte, werden am 24. März zunächst 21 speziell ausgebildete kubanische Krankenschwestern auf der zum Katastrophengebiet erklärten Nachbarinsel eintreffen, insgesamt sollen es 100 werden. Auch die Regierungen von St. Kitts und Nevis sowie St. Vincent und den Grenadinen bestätigten, dass sie Hilfe aus Kuba in Anspruch nehmen werden oder bereits erhalten haben. In Italien informierte die kubanische Botschaft am Wochenende über eine mögliche Zusammenarbeit beider Länder, nachdem der Gesundheitsminister der Lombardei, Giulio Gallera, Kuba, Venezuela und China offiziell um Hilfe gebeten hatte.

In Caracas traf am Sonntag abend eine Gruppe kubanischer Spezialisten ein, zu der Experten der Intensivmedizin, der Epidemiologie und ein Virologe vom tropenmedizinischen Institut »Pedro Kouri« sowie der Gründungsdirektor des Zentrums für Gen- und Biotechnologie in Havanna, Luis Herrera, gehören. Kuba und China hatten dem südamerikanischen Land in der vergangenen Woche bereits Diagnosesets zum Feststellen von Coronainfektionen zur Verfügung gestellt. Die USA hatten mit Verweis auf bestehende Sanktionen versucht, deren Lieferung zu verhindern. »Wir müssen der Pandemie mit einer globalen Vision entgegentreten«, erklärte das Außenministerium in Havanna zu den Anfragen aus verschiedenen Teilen der Welt und verwies zugleich auf die »soziale Verantwortung und den Beitrag aller in der internationalen Zusammenarbeit«.

Der Direktor der staatlichen pharmazeutischen Unternehmensgruppe Biocubafarma, Eduardo Martínez ­Díaz, versicherte unterdessen in Havanna, dass die Produktion von 22 Medikamenten zur Behandlung von Covid-19-Erkrankten trotz der von Washington ständig verschärften Blockade garantiert sei. Bislang gebe es noch keinen Impfstoff, allerdings seien in China gute Ergebnisse durch den Einsatz des kubanischen Medikaments »Heberón Alfa R« erzielt worden, das in Kuba sowie in einem kubanisch-chinesischen Joint-Venture-Unternehmen in China produziert werde.

Während Havanna bis zum gestrigen Montag vier bestätigte SARS-CoV-2-Fälle meldete, breitete sich das Virus auf dem amerikanischen Kontinent in bislang 22 Ländern, vor allem aber in den USA, weiter aus. In Südamerika wurde die Statistik der Johns-Hopkins-Universität am Montag nachmittag mit über 200 Fällen angeführt von Brasilien. Dessen wegen Verdachts einer Coronavirusinfektion unter Quarantäne stehender Präsident Jair Bolsonaro hatte am Wochenende – entgegen einer Anordnungen der Lokalregierung – an einer öffentlichen Versammlung seiner Anhänger teilgenommen und die weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus als »Hysterie« bezeichnet.

Am Sonntag gestand Joao Gabbardo, Sekretär des Gesundheitsministeriums, gegenüber dem TV-Sender Glovo News ein, dass angesichts der jetzigen Situation das kubanische Fachpersonal aus dem Programm »Mais Médicos« fehle. 2018 hatte Bolsonaro den Abzug der 8.300 Ärzte erzwungen, im vergangenen Jahr folgten die Regierungen Ecuadors und Boliviens und kündigten die Kooperationen mit Kuba auf. Das führte bereits vor Ausbruch der Coronapandemie dazu, dass ihre Gesundheitssysteme vor dem Kollaps standen.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf

junge Welt, 17.03.2020