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Kuba rüstet sich

US-Blockade zum Trotz: Regierung präsentiert Präventionsprogramm gegen Coronavirus.

Die kubanische Regierung will Bevölkerung und Besucher der Insel mit einer Reihe aufeinander abgestimmter Maßnahmen vor den Gefahren einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Obwohl die Lungenkrankheit »Covid-19« Kuba noch nicht erreicht habe, stelle das Virus eine ernstzunehmende Gefahr dar, sagte Premierminister Manuel Marrero Cruz am Montag abend (Ortszeit) in der Fernsehsendung »Mesa Redonda«. Der Regierungschef, sein Stellvertreter Roberto Morales Ojeda und Gesundheitsminister José Portal Miranda erläuterten Einzelheiten des Ende vergangener Woche beschlossenen Präventionsprogramms.

Da es bsiher noch keinen bestätigten Infektionsfall in Kuba gebe, bestehe der erste Schritt darin, das Risiko einer Einschleppung des Virus über Häfen und Flughäfen zu vermeiden oder zumindest zu minimieren, erklärte Portal Miranda. So würden Ärzte den Kapitän eines Flugzeuges bereits vor der Landung über Funk befragen, ob Mitglieder der Besatzung oder Passagiere Symptome von Atemwegserkrankungen oder Fieber zeigten. Im Verdachtsfall werden die Betroffenen vom medizinischen Notfalldienst noch am Flughafen untersucht und wenn erforderlich, isoliert. Nach dem Verlassen des Flugzeugs messen vor der Einreisekontrolle installierte Scanner die Körpertemperatur aller Angekommenen. Außerdem müssen die Einreisenden eine Gesundheitserklärung ausfüllen und werden von Medizinern befragt, ob sie sich in den vergangenen 15 Tagen in Risikogebieten wie China, Japan,Iran, Südkorea oder Italien aufgehalten haben. Wie die am Flughafen José Martí stationierte Ärztin Juana García Hernández gegenüber dem Onlineportal Cubadebate erklärte, zeigten die meisten Reisenden Verständnis für die Kontrollen.

Auch wenn Kuba hoffe, das Auftreten der Krankheit hinauszögern zu können, sei man auf eventuelle Infektionen vorbereitet, erklärte Marreiro Cruz in »Mesa Redonda«. Das Personal der 24-Stunden-Bereitschaft in den landesweit existierenden Polikliniken sei eigens für die Erkennung von möglichen Coronaviruserkrankungen geschult worden. Kuba verfügt zudem mit dem Tropenmedizinischen Institut Pedro Kourí (IPK) in Havanna und weiteren spezialisierten Einrichtungen in Santa Clara und Santiago de Cuba über drei Moderne Diagnosezentren. Sollten erste Fälle auftreten, stünden derzeit 3.100 Krankenhausbetten sowie 100 Plätze für Intensivtherapie zur Verfügung, die im Bedarfsfall aufgestockt werden können, teilte Gesundheitsminister Portal Miranda mit.

Jedoch sei die Vorbereitung auch schwierig, wie Regierungschef Marrero Cruz mit Verweis auf die angespannte wirtschaftliche Situation des Landes, die vor allem durch die verschärfte US-Blockade eingetreten sei, betonte. Nachdem Washington im Herbst vergangenen Jahres versucht hatte, Kuba komplett von der Belieferung mit Treibstoff abzuschneiden, mussten viele Betriebe die Produktion herunterfahren. US-Sanktionen gegen internationale Banken, ein nahezu totales Einreiseverbot für US-Bürger sowie die Einschränkung von Flügen und Geldüberweisungen aus den USA haben die Devisenreserven der Insel kräftig dezimiert. Trotzdem habe sein Ministerium umfangreiche Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen, die zur Bekämpfung eines möglichen Coveid-19-Ausbruchs erforderlich sind, erklärte Portal Miranda. Für Medikamente, Schutzmittel, Verbrauchsmaterial, Ausrüstungen für die Intensivpflege und Ersatzteile für medizinische Geräte seien zusätzliche Mittel bereitgestellt worden. Laut dem Gesundheitsminister arbeitet eine mit den Forschungszentren des Landes verbunden Expertengruppe daran, dass nicht nur in Kuba, sondern auch in anderen Ländern neue Produkte zur Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung gestellt werden können. In der mehr als 20.000 Mitarbeiter zählenden Unternehmensgruppe »Bio Cuba Fram« werde derzeit mit Hochdruck geforscht, um ein Antivirenmittel und einen Impfstoff zu entwickeln. China zeige daran großes Interesse, sagte der Minister. Die Tageszeitung Juventud Rebelde berichtete ergänzend am Montag, dass die Textilfabrik »Carlos Simón« in Santi Spíritus am Freitag die Produktion von Kleidung nahezu eingestellt habe, um statt dessen spezielle aus drei Gewebeschichten bestehende Atemschutzmasken herzustellen.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 11.03.2020