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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


»Die Ursachen von Problemen werden verschwiegen«

Solidaritätsveranstaltung für Kuba und Venezuela in Frankfurt am Main gegen die US-Blockade. Ein Gespräch mit Arantxa Tirado Sánchez.

An diesem Sonnabend sprechen Sie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main über die US-Blockade gegen Kuba und Venezuela. Eingeladen dazu haben Die Linke.SDS, Cuba Sí Hessen und weitere Gruppen. Warum haben Sie sich gerade für dieses Thema interessiert?

Ich wollte die Lage in Kuba und Venezuela verstehen. Das Ausmaß der Blockade ist vielen nicht bekannt. In vielen Medien wird zwar die Situation vor Ort dargestellt, die Ursachen von Problemen werden aber verschwiegen. Die Blockade trifft nämlich alle – nicht nur die Regierung.

Seit zwanzig Jahren forschen Sie über die Wirtschaftsblockade gegen Venezuela. Welche Folgen hat diese für das Land?

Venezolanisches Staatseigentum im Ausland wird geraubt: die Einnahmen von Citgo, der US-Tochterfirma des venezolanischen staatlichen Erdölkonzerns PDVSA, fließen zum Putschisten Juan Guaidó. Kaum eine Bank lässt Transaktionen der venezolanischen Regierung zu, zudem liefern viele Unternehmen keine Medikamente mehr. Früher wurde die Behandlung krebskranker Kinder durch die Einnahmen des PDVSA finanziert. Das ist nun nicht mehr möglich.

Wie gehen die Venezolaner mit der Blockade um?

Es fehlen viele Güter. Wegen der Hyperinflation sind Lebensmittel außerdem sehr teuer. Doch es gibt staatlich subventionierte Lebensmittel. Die »CLAPs« (Lokale Komitees für Versorgung und Produktion, jW) versorgen Millionen Menschen in Venezuela. Und die Leute helfen sich selbst: Ich habe zum Beispiel die Consejos communales in Caracas besucht, einen kommunalen Rat, der Suppenküchen organisiert.

Helfen die betroffenen Länder sich gegenseitig?

Kuba und Venezuela leiden am meisten. Zwischen ihnen gibt es seit der Präsidentschaft von Hugo Chávez enge Beziehungen. Diese sind beiderseitig, obgleich die venezolanische Opposition sie als kubanische Intervention diffamiert. Kuba schickt ausgebildetes Personal und Ärzte nach Venezuela – Venezuela wiederum liefert Öl. Leider ging die Ölproduktion seit der Verschärfung der Blockade zurück. Venezuela strebt auch gute Beziehungen zum Iran und anderen antiimperialistischen Ländern an.

Welche Rolle spielt Spanien als ehemalige Kolonialmacht?

Eine widersprüchliche: die spanische Zentralbank soll dabei geholfen haben, die Sanktionen gegen Venezuela zu umgehen. US-Präsident Donald Trump wirft dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez daher vor, Venezuela zu unterstützen. Aber innerhalb der EU setzt Madrid sich für einen härteren Kurs gegen Venezuela ein.. Zusammen mit Deutschland richtete Sánchez ein Ultimatum an Nicolás Maduro, kurzfristig Neuwahlen auszurufen, und erkannte den Putschisten Guaidó als Präsidenten an. Zudem floh der Putschist Leopoldo Lopez in die spanische Botschaft in Caracas.

Spanien ordnete sich den USA unter, aber wollte auch die Interessen seiner Unternehmen verteidigen: Der spanische Erdölkonzern Repsol hat viel in Venezuela investiert. Auch US-Firmen waren dort aktiv und verlieren Geld durch die Blockade – aber verglichen mit der Rendite, die ihnen beim Fall der Maduro-Regierung winkt, ist das nichts.

Was können solidarische Menschen für Kuba und Venezuela tun?

Wir müssen in Debatten die Folgen der Blockade stärker betonen, den geopolitischen Kontext aufzeigen und die Geschichte der US-Aggression gegen Lateinamerika berücksichtigen. Venezuela ist keine Diktatur, die aktuelle Lage ist nicht mit Autoritarismus erklärbar. Aber auch materielle Unterstützung ist wichtig: Viele Leute engagieren sich in Hilfsbrigaden bei der Landwirtschaft oder schicken Hilfsgüter. Und jetzt müssen wir Bolivien beistehen! Das Land wollte eine souveräne Außenpolitik machen, nun will der US-Imperialismus Bolivien einverleiben.

Veranstaltung »Stoppt die US-Aggression! Die Folgen einer kriminellen Blockade« mit Arantxa Tirado Sánchez und Norman Paech:
Sonnabend, 23.11., 14 bis 18 Uhr, Hörsaal-Zentrum 7 der Goethe-Universität, Frankfurt am Main,
Eintritt frei.
jungewelt.de/unblock-cuba

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Interview: Robert Kohl Parra
junge Welt, 21.11.2019