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Nach Evo nun Maduro?
Venezuela: Chavistas antworten mit Großdemonstrationen auf »entscheidende« Aktion der Opposition.
Nach dem Staatsstreich in Bolivien wächst die Anspannung in Venezuela. An diesem Wochenende dürfte erneut eine Kraftprobe zwischen dem Regierungslager und der Opposition des südamerikanischen Landes bevorstehen.
Als der Oppositionspolitiker und selbsternannte »Übergangspräsident« Juan Guaidó vor einigen Wochen für diesen Sonnabend einen »Aufstand« ankündigte, erntete er vor allem Schulterzucken und zynische Kommentare unter seinen Twitter-Nachrichten. Frühere Aufrufe zu »entscheidenden«, »riesigen« und »historischen« Aufmärschen waren regelmäßig ohne Echo geblieben, und selbst in den internationalen Medien war Guaidó in den vergangenen Wochen kaum noch präsent. Nach dem Putsch in Bolivien spürt die Opposition jedoch Rückenwind und hofft, auch in Venezuela doch noch die Macht ergreifen zu können. »An diesem Sonnabend, 16. November, werden wir uns in ganz Venezuela gemeinsam erheben«, bekräftigte Guaidó am Donnerstag via Twitter.
Schon am Mittwoch besetzten venezolanische Regierungsgegner vorübergehend die Botschaft Venezuelas in Brasília. Die Provokation scheiterte jedoch, auch weil sich spontan Hunderte brasilianische Aktivisten vor der diplomatischen Vertretung versammelten. Schließlich gaben die Besetzer auf. »Sie sind durch die Hintertür abgehauen«, konnte Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza am Donnerstag morgen mitteilen. »Unser Territorium steht wieder vollständig unter unserer Kontrolle.«
Venezuelas Regierung und die sie unterstützenden Kräfte nehmen die Drohungen der Opposition ernst. Für Sonnabend sind in Caracas gleich drei »antifaschistische und antiimperialistische« Großdemonstrationen angekündigt, die ausdrücklich ein »Zeichen der Stärke, Organisation und Kampfbereitschaft« darstellen sollen. Die Chavistas wollen sich auf der Avenida Libertador und in Catia versammeln, zudem soll in El Paraíso eine Motorradkarawane starten. Gemeinsames Ziel aller Marschsäulen ist der Präsidentenpalast Miraflores. Offenbar soll auf diese Weise den Regierungsgegnern der Weg in das Stadtzentrum versperrt werden. Der Präsident der Verfassunggebenden Versammlung, Diosdado Cabello, rief am Mittwoch alle sozialen Kräfte auf, ihre Differenzen zurückzustellen. Es gehe darum, die Heimat zu verteidigen.
Schon am Dienstag hatte Staatschef Nicolás Maduro verstärkte Milizpatrouillen in den Straßen der großen Städte angekündigt. Diese Kontrollen würden parallel zu der Anfang November von den Sicherheitskräften eröffneten Operation »Sichere Weihnachten« stattfinden, so der Präsident. An die Nationale Bolivarische Miliz würden aktuell »auf sicheren Wegen« mehr als 300.000 Gewehre ausgeteilt. Er sei froh, dass diese aus Freiwilligen gebildeten Einheiten mit inzwischen mehr als drei Millionen Mitgliedern die Aufgabe der Verteidigung des Landes gegen die Lakaien des US-Imperialismus übernehmen, so Maduro.
Am Donnerstag teilte das Oberkommando der Streitkräfte in Caracas mit, dass am Vortag erneut ein Spionageflugzeug aus den USA illegal in den Luftraum Venezuelas eingedrungen sei und den Sicherheitsbereich um den internationalen Flughafen Maiquetía bei Caracas verletzt habe. Schon im Oktober hatte der Chef des Oberkommandos, Remigio Ceballos, von mehr als 70 Luftraumverletzungen durch US-Maschinen gesprochen. Er warnte, dass dieses Verhalten zu Flugzeugunglücken führen könne.
Veröffentlichung |
Santiago Baez
junge Welt, 16.11.2019