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Nachrichten aus und über Kuba

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Er lebte den Internationalismus

André Scheer bietet eine Einführung in Leben und Denken von Che Guevara.

An Büchern über Che Guevara mangelt es nicht. Meist steht die Legende im Vordergrund, die Legende des heroischen Revolutionsführers, der an der Seite Fidel Castros und anderer Guerilleros die Batista-Diktatur in Kuba besiegte und später versuchte, die Revolution unter anderem nach Bolivien zu tragen, wo er im Oktober 1967 ermordet wurde. Che Guevaras Tagebücher stehen in vielen Bücherschränken. Sein Leben wurde mehrfach verfilmt und das berühmte Porträt »Guerrillero Heroico« ziert bis heute Poster, T-Shirts und vieles mehr. Weniger bekannt sind seine Werke, seine politischen Schriften und Theorien.

Che Guevara - Basiswissen

André Scheer: Che Guevara. Basiswissen
PapyRossa, 134 S., br., 9,90 €.


Vor diesem Hintergrund ist es eine gute Idee, wenn André Scheer in seinem kleinen Buch den Schwerpunkt auf die politischen Ideen Guevaras legen will. Der Außenpolitik-Redakteur der Tageszeitung »Junge Welt« zeichnet gleichwohl wiederum hauptsächlich das Leben Guevaras nach.

Erklärt sich durch diese Art der Darstellung die Entwicklung des politischen Menschen und somit auch das Handeln des Revolutionärs Guevara, birgt diese Vorgehensweise aber auch die Gefahr, dass die politischen Ideen zu sehr in ihrer Zeit verfangen bleiben. Einige der wichtigen Texte kommen zweifellos zur Sprache, beispielsweise der über die Frage, wie sich der »neue Mensch« im Sozialismus entwickeln kann - laut Guevara parallel mit und vor allem durch den Aufbau und nicht erst nach der Transformation der ökonomischen Grundlage der neuen Gesellschaft -, oder wie dem Bürokratismus vorgebeugt werden kann. Scheer ermöglicht dem Leser durch gut gewählte Zitate auch ein Weiterdenken. Guevara als Beispiel von Standhaftigkeit und Opferbereitschaft wird im letzten Kapitel seines Buches sehr richtig zusammengefasst. Die Stilisierung zur Ikone jedoch habe Methode, so Scheer. Che Guevara sei ungefährlich, wenn er ein Symbol bleibt. Dem gegenüber stellt der Autor den Internatioalismus, den Guevara erkannt und vorgelebt habe.


Wer mehr über die Bedeutung der Schriften Guevaras für die heutige Zeit erfahren will, der muss ihn freilich selbst studieren. Hier geben die Anmerkungen und das Literaturverzeichnis des Buches von Scheer viele Hinweise. Auch in deutscher Sprache, in der DDR und in der BRD, sind viele der Schriften Guevaras über seine Reisen und seine Kämpfe erschienen, aber auch die theoretischen Texte, beispielsweise über den Guerillakrieg, den neuen Menschen oder den Internationalismus. Leider sind sie, mit Ausnahme weniger Tagebücher, heute nur noch antiquarisch erhältlich.

Übersetzungen neu edierter Originaltexte sind auf absehbare Zeit kaum zu erwarten, da der australische Verlag Ocean Press, der für das Studienzentrum Che Guevara in Havanna die weltweiten Rechte verwaltet, sich wenig kooperativ und interessiert an fremdsprachigen Veröffentlichungen zeigt. So ist beispielsweise auch ein Text über Marx und Engels aus der Feder Che Guevaras, den Kiepenheuer & Witsch vor einigen Jahren ankündigte, nie auf Deutsch erschienen - hier wäre die ansonsten für den Einstieg in Guevaras Werk hilfreiche Bibliografie des vorliegenden Bandes zu korrigieren, die dieses Buch in deutscher Übersetzung aufgenommen hat.

Als erste Annäherung an Leben und Werk eines großen und für Linke noch heute faszinierenden Revolutionärs eignet sich das Buch trotz der hier angemerkten kleinen Mängel. Wer danach mehr wissen und die Kenntnisse vertiefen will, der sollte sich - neben den Originaltexten - das Standardwerk »Che« von Paco Ignacio Taibo II anschaffen, das 2002 auf Deutsch herauskam.

Helge Buttkereit
Neues Deutschland, 15.10.2019