Nachrichten aus und über Kuba
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Auf kubanischem Boden
Abgeordnete aus Havanna zu Gast bei Jugendkonferenz in Bonn.
Bei voraussichtlich tropischen Temperaturen können sich Kuba-Interessierte am Wochenende in Bonn auf der dritten »Cuba-Jugendkonferenz« über die aktuelle Situation, neue Herausforderungen und die Zukunftsperspektiven der sozialistischen Inselrepublik informieren. Vom heutigen Sonnabend an gibt es zwei Tage lang jede Menge authentische Informationen, Diskussionen, Filme, Musik und kubanisches Essen. Das besondere Detail: Die Veranstaltung findet zwar in Bonn, dort aber auf kubanischem Boden statt. Die vorwiegend jungen Teilnehmer werden in einem Zeltlager im Garten der von Yamari Peréz geleiteten Außenstelle der Botschaft des sozialistischen Staates in der Kennedyallee 22–24 kampieren.
Besonders interessant für junge Leute in Deutschland dürfte die Frage sein, welche Möglichkeiten Jugendliche in Kuba haben, ihre Zukunft selbst zu gestalten, sich einzubringen und ihre Interessen in Politik und Gesellschaft durchzusetzen. Wie das im Alltag aussieht, wird Lizara Liliam Corona Oliveros als besonderer Gast direkt aus Kuba und somit aus erster Hand erläutern. Die 31jährige Ärztin war Präsidentin des Studentenverbandes FEU, ist Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes UJC und hat an der Ausarbeitung der neuen Verfassung Kubas mitgearbeitet. Sie ist eine von 80 der insgesamt 605 Abgeordneten des kubanischen Parlaments, die jünger als 35 Jahre sind. Zum Vergleich: Im deutschen Bundestag sind nur zwölf von 709 Abgeordneten unter 35, obwohl der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe bei gut einem Drittel liegt. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts »Civey« fühlen sich mehr als 80 Prozent der 18- bis 29jährigen in Deutschland nicht in der Politik vertreten.
Warum das in Kuba anders ist und vor welchen Herausforderungen das Land nach dem Generationenwechsel und der Verschärfung der US-Blockade steht, kann auf der Jugendkonferenz in Bonn mit der Abgeordneten der kubanischen Nationalversammlung ausgiebig diskutiert werden. Daneben gibt es viele weitere Erfahrungsberichte und Informationen über Möglichkeiten zur Teilnahme an Jugendbrigaden in Kuba, über das Engagement in der hiesigen Solidaritätsarbeit oder über das »Projecto Tamara Bunke«, das es jungen Menschen ermöglicht, für mindestens fünf Monate nach Kuba zu gehen und die Entwicklungen mit eigenen Augen zu beobachten. Das von der Dachorganisation »Netzwerk Cuba« und der »Humanitären Cuba-Hilfe« veranstaltete Treffen ist bereits die dritte Kuba-Jugendkonferenz in Bonn. Wer nicht an der gesamten Konferenz teilnehmen kann oder im Zeltlager auf kubanischem Boden übernachten will, ist am Sonnabend ab 10 Uhr und am Sonntag bis 14 Uhr auch als spontaner Tagesgast herzlich willkommen. Nach ihrer Teilnahme an der Jugendkonferenz informiert die Abgeordnete Corona Oliveros auf Veranstaltungen in weiteren Städten über die aktuelle Situation in ihrem Land: am Montag um 19.30 Uhr im Kölner Allerweltshaus und am Donnerstag um 19 Uhr im Haus der Jugend in Mainz.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 24.08.2019