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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


OSPAAAL
(Organisation der Solidarität mit den Völkern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas)
Auszug aus dem Bericht der Delegation des Vorstandes des NETZWERK CUBA e.V. vom 24.3. – 2.4.2019 in Cuba

Im Anschluss an das Treffen mit dem Friedenskomitee war Santiago Rony Feliú Miranda unser Gesprächspartner für OSPAAAL. Die Organisation wurde vor 53 Jahren am 15.01.1966 von Cuba initiiert und in Havanna gegründet.

Situation 1966: Vietnamkrieg – Lumumba wurde ein Jahr zuvor ermordet – US-Intervention in der Dominikanischen Republik.

Unmittelbar vorausgegangen war ein historisches Ereignis: Die Trikontinentale Konferenz in Havanna vom 3. – 15.1.1966, zu der 508 Teilnehmer/innen aus 86 Ländern angereist waren, darunter viele Vertreter/innen von politischen Parteien und Befreiungsbewegungen der zu dieser Zeit um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Völker der drei Kontinente, aber auch sozialer Bewegungen aus der kapitalistischen Welt (Damals gab es nur 111 Staaten; heute: 198).

Alle Führungskräfte der sozialistischen Länder wurden eingeladen. Ziel war es, den Weg für eine friedliche Koexistenz zu bereiten. Fidel sah die weniger entwickelten Völker als Partner und nicht als Feinde an.

Gemeinsame Initiatoren der Konferenz waren Fidel und der Marokkaner El Mehid Ben Barka, Präsident der OSPAAL, die sich zunächst nur auf Afrika und Asien bezog. Sie wollten die Befreiungsbewegungen auch in den Ländern Lateinamerikas einbeziehen. Ben Barka wurde noch während der Konferenzvorbereitung, einen Monat nach einem Treffen mit Fidel in Cuba, am 29. Oktober 1965 in Paris durch westliche Geheimdienste entführt, gefoltert und ermordet. Die Mörder glaubten, mit dem Verschwinden Ben Barkas sei auch die Organisation verschwunden.

Im Anschluss an die Konferenz wurde jedoch ein ständiges Sekretariat mit jeweils Vertreter/innen aus vier Ländern der Kontinente mit Sitz in Havanna eingerichtet.

Afrika:

Südafrika (ANC), Angola, Guinea (16 Parteien), Republik Kongo (22 Parteien)

Asien:

Vietnam (PCV), Nordkorea (PdAC)

Mittlerer Osten:

Syrien (Baath-Partei), Palästina (11 Befreiungsbewegungen)

Lateinamerika:

Chile, Puerto Rico (Befreiungsbewegung, 6 Parteien), El Salvador (FMLN), Venezuela (PCUV)

Regelmäßige Treffen wurden in Cuba durchgeführt. Aktuell haben von diesen 12 Sekretariatsmitgliedern 5 gleichzeitig Botschafterfunktion und 7 sind Vertreter/innen von Bewegungen.

Themen und Arbeitsaufträge ergeben sich aus Gesprächen im Informationsnetz in Kreisen der zwölf Länder, die das Sekretariat bilden, und werden dort weitergetragen.

Wichtig ist es, die Wahrheit zu verbreiten, die sonst nicht in der Presse erscheint. "Tricontinental" wurde die Zeitschrift der OSPAAAL. In Frankreich und den USA war sie zeitweise verboten. Die erste Ausgabe am 1.3.67 erlangte weltweite Berühmtheit, in der Ernesto Guevara einen seiner letzten Texte, seine "Botschaft an die Völker der Welt" unter dem Titel "Schafft zwei, drei, viele Vietnams" veröffentlichte – einen flammenden Appell an die unterdrückten Völker, aber auch an die Menschen guten Willens in den Industrieländern, sich ein Beispiel am Kampf des vietnamesischen Volkes zu nehmen und den Imperialismus in einer gemeinsamen weltweiten Anstrengung zu zerschlagen. Guevara war zu diesem Zeitpunkt bereits in Bolivien, wo er mit einer Gruppe von Mitkämpfern vergeblich versuchte, eine solche Front gegen den Imperialismus durch die Mobilisierung der unterdrückten, zum größeren Teil indigenen Bevölkerung, zu schaffen. Er wurde gefangengenommen und ermordet. 7 Monate nach seinem Tod wurde seine Botschaft als Vermächtnis veröffentlicht.

185 Ausgaben gab es bis jetzt, zuerst in 4 Sprachen. Jetzt nur noch in Spanisch und einige in Englisch. Die darin veröffentlichten Beiträge wurden in verschiedenen Ländern erarbeitet.

Die Zeitschrift wurde auch berühmt durch die eingehefteten Plakate zu Themen des Befreiungskampfes und der Entkolonialisierung, die durch ihre hervorragende Gestaltung und ihre aufrüttelnden Botschaften die Aufbruchsstimmung jener Zeit visualisierten. Großes Gewicht wurde von jeher auf visuelle Ansprache gelegt, um weltweit verstanden zu werden, immer mit der Sicht auf die "3. Welt", bekannt ist ihre Grafikschule. Nach der 87. Ausgabe "Colonialismo" wird die Zeitschrift nicht mehr in gedruckter Form, sondern nur noch digital produziert und verbreitet. In einzelnen Ländern können sie nach Bedarf auch gedruckt werden. Dies geschieht z.B. in El Salvador, Mexico und Bolivien.

OSPAAAL zeigt die internationale Solidarität mit Hilfe der Medien, z.B. auch mit Plakaten, die eine sehr große Ausstrahlungskraft besitzen und die auch weiterhin gedruckt werden. Anfangs gab es in jeder Ausgabe der Trikontinental ein Plakat. Die Plakate setzen die Hauptkämpfe in der Welt grafisch um. Es gibt bisher mehr als 400, mehr als 200 zu Afrika, 100 zu Lateinamerika, die meisten zu Palästina (22), Südafrika/Apartheid (21) und Korea (11 z.B. gegen Militärbasen und für eine Wiedervereinigung; sie werden gerade alle in Argentinien ausgestellt). Zu Venezuela gibt es 4 Plakate.

Die Ausgaben sind an allen 55 Unis und Hochschulen präsent. Mit den Plakaten werden auch Ausstellungen bestritten. Sie gaben und geben auch Bücher und Kalender heraus, 2018 mit Che auf dem Titel. Und es gibt Filme und Videoclips. Wenn ein Land eine Publikation machen will, dann kann OSPAAAL auch die Koordination übernehmen. Zur Zeit ist in Vorbereitung "Karikatur als politische Waffe" (im Trikont).

OSPAAAL ist eine NGO, sie bekommt aber Geld vom cubanischen Staat. Die Autoren arbeiten alle ehrenamtlich. Die nächste Ausgabe wird sich mit der aktuellen US-Aggression in Lateinamerika befassen. 14 Autor/innen wirken daran mit.

Die generelle Linie: Antiimperialistische Solidarität, Internationalismus, die Ethik von Che (Humanismus, Ehrenhaftigkeit, Solidarität, Ehrlichkeit) zu retten, zu bewahren und zur¨ck zu erobern, z.B. auch mit Hilfe von Musik für Jugendliche. "Canto épico a la ternura" 100 Lieder der Zärtlichkeit.

Wie unser sehr engagierter Gesprächspartner einräumte, ist die Jugend zum Teil heute bedauerlicherweise mehr mit anderen Dingen beschäftigt (wie ihren Telefonen) und es fehlt Nachwuchs für OSPAAAL.

Von 23 Funktionären, die für die Länder gearbeitet haben, sind heute nur noch 6 tätig. Die Rahmenbedingungen sind gegenwärtig nicht mehr dieselben, doch der Kampf geht weiter. Beispiele sind die Polisario der Westsahara oder der Widerstand der Palästinenser. OSPAAAL richtet sich vorrangig nicht an die Regierungen, sondern an die Völker. Auch wenn man heute dem diplomatischen Bereich viel Bedeutung beimisst, soll das ethische Denken des Che weitergetragen werden. OSPAAAL gehöre zur cubanischen Zivilgesellschaft und habe anders als die Diplomaten der Botschaften keine Verpflichtungen und kann eine andere Sprache reden als die offizielle Sprachregelung.


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Bericht der Delegation des Vorstandes des NETZWERK CUBA e.V.
vom 24.3. – 2.4.2019 in Cuba