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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


CITMA (Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt)
Auszug aus dem Bericht der Delegation des Vorstandes des NETZWERK CUBA e.V. vom 24.3. – 2.4.2019 in Cuba

Das Ministerio de Ciencia, Tecnología y Medio Ambiente (CITMA) wurde 1994 gegründet. Es hat drei zugeordnete Facheinrichtungen: Agencia de Medio Ambiente (AMA), Instituto de Meteorología (INSMET) und das Instituto de Ecología y Sistemática (IES). Das Außergewöhnliche an diesem Ministerium besteht darin, dass hier Umweltschutz und Nachhaltigkeit zusammen mit den Bereichen Technologie und Wissenschaft in einem Ministerium verbunden sind. Technologie und Wissenschaft werden daher unmittelbar mit Umweltbelangen analysiert und gemeinsam betrachtet, die Regierung/Politik beraten – und entsprechende Politik praktiziert sowie Maßnahmen durchgeführt. Allerdings wird dies vor allem abgestimmt mit dem Ministerium für Energie, für Bergbau und dem Wissenschaftsministerium, mit denen es fachliche Überschneidungen gibt.

CITMA

(Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt)

Das Ministerio de Ciencia, Tecnología y Medio Ambiente (CITMA) wurde 1994 gegründet. Außergewöhnlich ist, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit zusammen mit den Bereichen Technologie und Wissenschaft zusammen mit den Bereichen Technologie und Wissenschaft in einem Ministerium verbunden sind.
1. Vortrag über cubanische Energiepolitik
2. Vortrag über cubanische Klimapolitik

Hauptziele der cubanischen Energiepolitik:


Erhöhung der Energieeffizienz
Erhöhung des Anteils der regenerativen Energien am Energiemix des Landes
Energiemix des Landes

Derzeit noch etwa 95 % fossile Energiequellen

In Umweltstrategie und dem Plan für 2030 eine sehr ambitionierte Erhöhung regenerativer Energien auf 24 % vorgesehen – vor allem durch Photovoltaik, Wind (im Osten), Biomasse (im Moment Probleme, weil weniger Zucker produziert wird) und Wasser.

Auswirkungen des Klimawandels


Schätzung für 2050:
Anstieg des Meeresspiegels


122 küstennahe Siedlungen werden betroffen sein

Veränderte Niederschlagsverläufe

Extremwetterereignisse


Hauptgefahr: häufige starke Wirbelstürme

Überschwemmungen der Küstenbereiche und Zerstörungen

Klimaschutzplan "Tarea Vida"


25. April 2017 vom Ministerrat genehmigt
CITMA ist zuständig

Programm umfangreicher Investitionen:
- kurzfristig (2020)
- mittelfristig (2030)
- langfristig (2050) und
- sehr langfristig (2100)

ZIEL: die für Kuba prognostizierten starken Veränderungen der klimatischen Bedingungen und die damit verbundenen großen Schäden abwenden bzw. minimieren.

Neue Verfassung: Klimaschutz und Nachhaltigkeit


ARTIKEL 13
Der Zweck des Staates besteht darin, Folgendes zu erreichen
e) Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, die gewährleistet: individuellen und kollektiven Wohlstand, die Erreichung eines höheren Niveaus Wohlstand, die Erreichung eines höheren Niveaus an Gerechtigkeit und Gerechtigkeit, sowie die Erhaltung und Vermehrung der Errungenschaften der Revolution.
ARTIKEL 16
Die Republik Kuba (in den internationalen Beziehungen) f) fördert den Schutz und die Erhaltung der Umwelt und die Bewältigung des Klimawandels, der das Überleben der menschlichen Spezies bedroht, (....) und die Etablierung einer gerechten internationalen Wirtschaftsordnung und die Beseitigung irrationaler Muster von Produktion und Verbrauch

Im ersten Vortrag wurden die Grundzüge der cubanischen Energiepolitik beschrieben. Hauptziele sind in diesem Bereich die Erhöhung der Energieeffizienz und der Anteil der regenerativen Energien am Energiemix des Landes. Derzeit sind noch etwa 95 % der in Cuba genutzten Energiequellen fossiler Art. In der Umweltstrategie und dem Plan für 2030 ist die Senkung fossiler Energiegewinnung durch eine sehr ambitionierte Erhöhung regenerativer Energien auf 24 % vorgesehen – vor allem durch Photovoltaik, Wind (im Osten), Biomasse (im Moment Probleme, weil weniger Zucker produziert wird) und Wasser. Ziel ist die Verringerung von Emissionen und dadurch ein Beitrag zum Klimaschutzabkommen von Paris. Um diese Ziele zu erreichen, wird intensive Forschung betrieben.

Außerdem unternimmt Cuba Anstrengungen, die Energie besser zu nutzen. Im Rahmen der erfolgreichen Energiewende Cubas (Revolucion Energetica) wurden bspw. durch systematischen und umfangreichen Austausch alter mit neuen energieeffizienten Geräten große Einsparungen erzielt (z.B. Lampen, Induktionsherde statt Elektroherde, Warmwasserbereitung mit Solar­energie). Biomasse aus der Land- und Forstwirtschaft wird ebenfalls zur Energiegewinnung genutzt. Negative Auswirkungen auf die Umwelt sollen vermieden werden.

Ursprünglich waren noch schnellere Umsetzungen geplant. Allerdings waren hierzu auch große Hoffnungen auf Investitionen aus dem Ausland und den damit verbundenen Technologietransfer gerichtet, die sich bislang aber nur in geringem Umfang realisierten. Dies ist zum Teil der US-Blockade geschuldet, die Investitionen bewusst verhindert und mögliche Investoren aus Angst vor möglichen negativen Auswirkungen abschreckt. Die internationale Situation hat sich seit dem Amtsantritt Trumps verschärft. Hauptziel besteht darin, immer weniger Öl und Benzin zu verbrauchen ("Dekarbonisierung der Wirtschaft" wie es im Abkommen von Paris international beschlossen worden ist) und dies durch nachhaltige Energiequellen zu kompensieren. Sie sind gegenwärtig so weit im Plan, dass das Ziel der 24 % noch erreicht werden kann. Zurzeit sind beispielsweise 5 Zuckerfabriken mit Biomasseanlagen gekoppelt, weitere sind in Vorbereitung. Hinsichtlich der Nutzung des Windes als Energiequelle muss berücksichtigt werden, dass im Nordosten der Insel zwar bis zu 51 Megawatt an der K¨ste gewonnen werden können, die Windverhältnisse aber sehr ungleich verteilt sind. Die starke Sonneneinstrahlung begünstigt aber überall die Nutzung von Solarenergie.

Im zweiten Vortrag wurde auf den Klimaschutz in Cuba eingegangen. Bereits seit über dreißig Jahren wird in Cuba über Klimafolgen geforscht, also bereits lange bevor der Klimawandel in vielen anderen Ländern und weltweit beachtet und zum Thema wurde. Dabei wurden verschiedene Zukunftsszenarien ausgearbeitet, um besser einschätzen zu können, was auf Cuba zukommen könnte (z.T. bis zum Jahr 2100). Ergebnis: Die Verwundbarkeit und Betroffenheit Cubas gegenüber Klimawandel/-katastrophe ist besonders hoch, da es ein Inselstaat ist. Zu den Negativeffekten gehören die weiter zunehmenden Trockenperioden (seltenere Regenfälle, weniger Regenmenge und steigende Durchschnittstemperaturen), Wassermangel (im Jahr 2100 könnten etwa 30 % weniger Trinkwasser zur Verfügung stehen), Wetterextreme und häufige Hurrikane. Auch die Temperaturwechsel innerhalb eines Tages werden geringer, und dies beeinträchtigt die Landwirtschaft ebenso, wie die Gesundheit der Menschen.

Die Hauptgefahr liegt jedoch im Meeresspiegel-Anstieg (bis 2050 ca. 27 cm Anstieg, bis 2100 ca. 81 cm). Durch letzteren werden Küstengebiete, das Grundwasser und die Böden versalzen, stehen der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung. Des Weiteren werden ökonomische Schäden und gesundheitliche Beeinträchtigungen zunehmen.

Aufgrund dieser Lage und der düsteren Aussichten ist auf Basis der zahlreichen Forschungsergebnisse eine Klimastrategie ausgearbeitet und im April 2017 vom Ministerrat verabschiedet worden: "Tarea Vida" (Lebensaufgabe). Dabei handelt es sich um einen umfangreichen Rahmenplan, mit dem die Ursachen für sowie die Folgen durch den Klimawandel reduziert werden sollen. Jeder Wirtschaftssektor und jede Provinz muss eine eigene Strategie innerhalb des nationalen Rahmens entwickeln und umsetzen. Landwirtschaft erfordert andere Maßnahmen als Industrie, z.B. widerstandsfähige Pflanzen. Es gibt große territoriale Unterschiede: Bereiche mit viel Wald oder mit steppenähnlichem Charakter mit viel Viehzucht oder mit viel Tourismus. Jede Provinz hat daher die Verantwortung ihren eigenen Plan zu entwickeln. CITMA kontrolliert die jeweiligen Konzepte und Kriterien und hat in allen Provinzen Büros. Auch die Regierung widmet diesem Thema große Aufmerksamkeit und berücksichtigt es im Wirtschaftsplan.

Und für die Forschung – die bereits ein hohes Niveau erreicht hat – heißt dies, für den Bereich Landwirtschaft z.B. neue resistente Pflanzen zu finden, die Fruchtfolge zu verändern, die Bewässerung zu verbessern, nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und die Aufforstung der Mangrovenwälder an der Südküste durchzuführen gemäß dem Kyoto-Protokoll. Hierfür gibt es teilweise auch Unterstützung aus anderen Ländern und von internationalen Organisationen.

CITMA hat ein Ausbildungsprogramm zum Thema "Readiness" (Achtsamkeit) entwickelt, für Projektleiter, die mit solchen Aufgaben betraut sind. Allgemein wurde darauf hingewiesen, dass Cuba zwar ein relativ kleines Land sei, aber sehr viele unterschiedliche geologische, klimatische und biologische Zonen aufweist, die unterschiedliche Politiken und Maßnahmen benötigen. Der Präsident des Staats- und Ministerrats, Miguel Díaz-Canel, reist in monatlichem Rhythmus in die Provinzen und fragt konkret nach den Entwicklungen, auch in Sachen Klimaschutz- und Umweltpolitik. Diese Politikbereiche sind auch in der neuen Verfassung fixiert. Erstmals seit der Periodo Especial gibt es auch einen mittelfristigen Entwicklungsplan bis 2030. Dadurch sollen die geplanten Maßnahmen intensiver verfolgt werden. Wichtig ist nun die Umsetzung. Hinzu kommen als Herausforderung der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels und die als erforderlich erachteten Maßnahmen. Hierzu gibt es in Cuba eine lebhafte Diskussion unter den Wissenschaftler/innen. Während manche den Schutz durch Errichtung von Mauern an der Küste etc. präferieren, ist die Mehrheit der Expert/innen für ein Spektrum an präventiven und naturnäheren Maßnahmen, wie z.B. Schutz und Nutzung der Korallenriffe, die die Wellenkraft brechen, Aufforstung der Mangrovenwälder, um die Küstenlandschaften zu schützen, und auch der Schutz der Strände gehört zum Küstenschutz. Außerdem gibt es eine besondere Art der Küstenbebauung (z.B. Stelzenbau, was auf traditionelle Technik anknüpfen kann), da bei der langgestreckten Insel nicht jedes Küstengebiet baulich geschützt werden kann.

Des Weiteren ist die smarte, effiziente Bewirtschaftung des Wassers von Bedeutung. So wurden z.B. Abflusswege nicht hinreichend geflutet und gereinigt, so dass sie verfielen. Hinzu kommen immer wieder Zerstörungen durch Hurrikane oder wie kürzlich den Tornado in Havanna. Bei einigen Projekten gibt es Unterstützung von Seiten der EU z.B. Studien zum Schutz des Malecón in Havanna, der ja ein Weltkulturerbe ist, durch Teams auch den Niederlanden und Italien, um die Penetration des Wassers zu verhindern. Allerdings ist dieses Projekt sehr kostspielig und es gibt noch keine Finanzierung. Auch mit der GIZ (aus der BRD) gibt es etwas Kooperation.


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Bericht der Delegation des Vorstandes des NETZWERK CUBA e.V.
vom 24.3. – 2.4.2019 in Cuba