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Traumreisen verboten
USA verschärfen Blockade gegen Kuba. Havanna möchte sich nicht erpressen lassen.
Als die Passagiere des Kreuzfahrtschiffs »Empress of the Seas« am Dienstag nach einem Bummel durch Havanna wieder an Bord gingen, ahnten sie nicht, dass Washington seinen Bürgern solche Spaziergänge bereits verboten hatte. Am Vormittag hatte das US-Finanzministerium weitere Restriktionen beschlossen, mit denen die seit 1962 gegen Kuba verhängte Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade nochmals verschärft wird. Seit Mittwoch dürfen US-amerikanische Schiffe keinen kubanischen Hafen mehr anlaufen, US-Bürger nicht einmal zu Studien- und Bildungstouren auf die Insel reisen.
Von den 877.000 Kreuzfahrttouristen, die 2018 in Havanna an Land gingen, amen knapp 39 Prozent aus den USA. Von Januar bis März dieses Jahres besuchten mehr als 257.00 US-Bürger nicht kubanischer Herkunft die Insel, 55 Prozent von ihnen als Kreuzfahrtpassagiere. Das Verbot der US-Kreuzfahrten ist für Restaurants, Taxifahrer und Andenkenverkäufer in der Altstadt ein schwerer Schlag. Die größten Verluste dürften jedoch die Reedereien haben, die ihren Kunden nun erklären müssen, warum aus der Traumreise nichts wird. MSC, Norwegian Cruise Line und Oceania Cruises ersetzen bevorstehende Kuba-Anläufe nun durch andere Ziele. »Dies betrifft fast 800.000 Buchungen, die derzeit geplant sind oder bereits durchgeführt werden«, teilte der Weltverband der Kreuzfahrtindustrie (CLIA) am Mittwoch in Washington D.C. Mit. »Wir sind sehr enttäuscht, dass US-Kreuzfahrtschiffe nicht mehr nach Kuba dürfen«, erklärte der CLIA-Vorsitzende Adam Goldstein.
In den USA wird die Kritik an Trumps neuen Sanktionen gegen Kuba lauter. Der demokratische Senator Patrick Leahy verurteilte die Beschränkungen am Mittwoch m Plenum des US-Senats als »dumm« und »beschämend«. Es sei nicht zu bestreiten, dass die Maßnahmen vielen US-Bürgern und »guten Menschen in Kuba« schaden würden. Leahy kündigte an, im US-Kongress einen Gesetzentwurf mit der Bezeichnung »Freedom for Americans to Travel to Cuba Act« einzubringen. Auch eine aus Demokraten und Republikanern bestehende »Kuba-Arbeitsgruppe« im Kongress kritisierte die neuen Einschränkungen. Die Sprecher der Gruppe erklärten am Donnerstag in einer Mitteilung, dass die Reisebeschränkungen sowohl der nationalen Sicherheit als auch den wirtschaftlichen Interessen der USA zuwiderliefen. Sie sehen die Blockadestrategie als gescheitert und forderten eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen, die »unendliche Möglichkeiten für beide Nationen und die gesamte Hemisphäre« eröffnen würde. Reisende aus den USA seien die »besten Botschafter«, um die Werte ihrer »großen Nation« zu verbreiten. Die Maßnahmen gefährdeten die Bemühungen, in Kuba »die Demokratie zu fördern«.
Als Vorwand für die neuen Sanktionen diente der Trump-Administration vor allem die Unterstützung Kubas für Venezuela, was die Regierung in Havanna in einer in der Parteizeitung Granma abgedruckten Erklärung scharf zurückwies. Die USA wollten Kuba dazu drängen, die »Überzeugungen und Prinzipien zu verraten, die die Außenpolitik immer begleitet haben«. Die Position Havannas dazu sei jedoch klar: »Die Solidarität Kubas mit dem verfassungsmäßigen Präsidenten Nicolás Maduro, der bolivarischen und chavistischen Revolution und der zivil-militärischen Einheit seines Volkes ist nicht verhandelbar.« An die US-Regierung gerichtet schließt die vom kubanischen Außenministerium am Mittwoch (Ortszeit) verbreitete Erklärung: »Kuba lässt sich weder einschüchtern noch von seinen wichtigsten und drängendsten Aufgaben zur Entwicklung unserer Wirtschaft und dem Aufbau des Sozialismus abbringen. Sie werden uns weder ersticken noch aufhalten können.«
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 08.06.2019