Nachrichten aus und über Kuba
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Sozialistische Inselrepublik feiert
Millionen Werktätige, Familien und internationale Besucher zum 1. Mai in Kuba. Größte Veranstaltungen der vergangenen Jahre.
Seit dem Sieg der Revolution vor 60 Jahren wird der 1. Mai in Kuba als internationaler Kampftag der Arbeiterklasse begangen. Die große Zahl ausländischer Delegationen und Teilnehmer rechtfertigte diesen Anspruch ebenso wie die Parolen und Forderungen der Demonstranten. Neben dem diesjährigen offiziellen Motto der kubanischen Gewerkschaften, »Einheit, Verpflichtung und Sieg«, bildeten die Aufrufe zur internationalen Solidarität den politischen Schwerpunkt. Einen Tag nach dem gescheiterten Putschversuch gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro verurteilten die Teilnehmer aller Kundgebungen des Landes die von den USA inszenierte Aggression. Sie unterstrichen »die unverbrüchliche Solidarität zwischen der Arbeiterklasse und den Völkern Kubas und Venezuelas«.
Nach der Nationalhymne und einer Einspielung der Rede Fidel Castros über das Konzept der Kubanischen Revolution vom 1. Mai 2000 hatte sich in Havanna – angeführt von 60.000 Beschäftigten des Gesundheitswesens in weißen Kitteln – um sieben Uhr (Ortszeit) kurz nach Sonnenaufgang ein kilometerlanger Demonstrationszug aus mehreren hunderttausend Teilnehmern zum Platz der Revolution im Herzen der Hauptstadt in Bewegung gesetzt. Die Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger trugen unter anderem die Fahnen der 68 Länder, in denen Kuba medizinische Missionen erfüllt. Diese gelten weltweit als Beispiel für den internationalistischen Charakter der Kubanischen Revolution. »Unseren Internationalismus und unsere Solidarität kann niemand blockieren«, skandierten die Demonstranten. Präsident Miguel Díaz-Canel hatte bereits zu Beginn des Umzuges per Twitter »die Verschärfung der US-Blockade, sowie die neuen Drohungen, Manipulationen und Lügen des Yankee-Imperialismus« verurteilt.
In Havanna und anderen Städten hatten sich die Straßen bereits in der Nacht mit Menschen gefüllt. Auf der Tribüne vor dem Monument des Nationalhelden José Martí waren Vertreter der rund 140 teilnehmenden Gewerkschaften, der Regierung, Partei und Organisationen der kubanischen Zivilgesellschaft sowie internationale Gäste aus 103 Ländern anwesend. Ihnen bot sich auf dem Platz der Revolution ein farbenfrohes Bild der kulturellen Vielfalt Kubas. Zwischen die Sprechchöre der Gewerkschafter und Aktivisten sozialer Bewegungen aus allen Kontinenten mischten sich immer wieder auch rhythmische Salsa- und Rumbaklänge. In dem Meer von roten und kubanischen Fahnen tauchten Hunderte weitere von Gewerkschaften, Parteien, Organisationen und Ländern auf. Viele von ihnen bekundeten gemeinsam mit den kubanischen Demonstranten lautstark ihre Solidarität mit den Werktätigen und dem Volk von Venezuela in deren Kampf gegen die US-Aggressoren und die von ihnen angestifteten Putschisten. Auch die Unterstützung für die Menschen in Nicaragua, dessen Regierung die Vertreter Washingtons neben denen von Kuba und Venezuela als »Troika der Tyrannei« verleumden, wurde von vielen herausgestellt. In Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt des Landes, in Holguín, Santa Clara, Ciego de Ávila, Pinar del Río im Westen und Guantánamo im Osten der Insel sowie Dutzenden weiterer Städte beteiligten sich ebenfalls Hunderttausende an den Demonstrationen und Kundgebungen zum 1. Mai. Allein in Havanna kamen rund eine Million Menschen zusammen.
Am heutigen Donnerstag findet im Kongresszentrum der Hauptstadt eine internationale Solidaritätskonferenz statt, auf der ausländische und kubanische Experten über »die Auswirkungen und Gefahren der neoliberalen Politik« beraten wollen. Themen sind unter anderen die Koordinierung von internationalen Aktionen zur Beendigung der US-Blockade gegen Kuba, die Unterstützung der venezolanischen Arbeiter und ihrer Gewerkschaften im Kampf für den Erhalt der Selbstbestimmung in ihrem Land und Gegenkonzepte zur globalen neoliberalen Offensive.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf, Havanna
junge Welt, 02.05.2019