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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Kulturelle Entkolonialisierung

Die Kubanische Revolution war auch eine Befreiung von der Vorherrschaft der USA. Die Revolutionäre setzten von Beginn an auf eine breite Bildung der Bevölkerung.

Kuba war in den 1930er, 1940er und 1950er Jahren das Laboratorium für eine feindliche kulturelle Übernahme. Das Land wurde mit Ausnahme weniger kleiner Räume, die man argentinischen und mexikanischen Filmen ließ, von Hollywood-Produktionen überschwemmt. In Kuba wurden Filme und Serien aus den USA für ganz Lateinamerika untertitelt und synchronisiert. Die spanischsprachigen Ausgaben der nordamerikanischen Boulevardzeitungen wurden hier gedruckt. Den Blick stets nach Norden gerichtet – fast schicksalsergeben schaute man dorthin –, war die Insel gefühlt weder ein lateinamerikanisches und noch ein karibisches Land. Und die Sicht auf Kubas kulturelles und geistiges Erbe afrikanischen Ursprungs war vollkommen rassistisch.

In Kuba gab es keine nationale Bourgeoisie wie in anderen Länder Lateinamerikas. Unser Bürgertum baute seine Häuser nach Vorbildern aus den USA und stattete sie auch so aus. Hochzeiten, Partys, die klassische »Fiesta de los quince«, das Fest des 15. Geburtstags eines Mädchens – kennt man hier in Deutschland eine solche Tradition? Nein? Freut euch, denn das ist eine fast rituelle Feier jenes Augenblicks, ab dem eine junge Heranwachsende zur potentiellen Braut wird, es ist wirklich zutiefst beschämend – also, all diese Zeremonien waren den Regeln nordamerikanischer Lebensart nachgeahmt. Die Debütkleider der 15jährigen und selbst das Festtagsbuffet wurden aus Miami herbeigeschafft. Die Kinder unseres Bürgertums studierten an Hochschulen und Universitäten in den USA.

Gescheiterte Umerziehung

Es stellt sich also die Frage, warum das Ziel, uns kulturell und geistig zu absorbieren, nicht erreicht wurde. Es waren vielfältige Faktoren, die das in den Jahren der Neokolonie, ich spreche hier von den Jahren 1902 bis 1959, verhindert haben. Einerseits ist da die kubanische Volkskultur zu nennen, ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, eine sehr reiche, von einer großen geistigen Dichte gekennzeichnete, sehr fruchtbare, und sehr tief in unserem Volk verwurzelte Kultur, die ihren Ausdruck in der Musik, im Tanz und in der Religiosität afrikanischen Ursprungs hat; eine Religiosität, die demokratisch, die frei ist und außerhalb institutioneller Strukturen besteht; eine Religiosität, die keine Tempel braucht, die keine Priesterhierarchie anerkennt. Auf der anderen Seite steht das Engagement einzelner großer Intellektueller; beispielhaft genannt seien der herausragende Fernando Ortiz, Lezama und die Gruppe »Orígenes« (Ursprünge); große Intellektuelle, die die »cubanía«(1) gegen die US-amerikanische Durchdringung verteidigten. Und an dritter Stelle – und das ist eine wirklich bemerkenswerte Tatsache – sind das kubanische öffentliche Schulwesen und seine Lehrer zu nennen.

Ich gebe euch ein Beispiel. Im Jahre 1900, also zu der Zeit, als die USA begannen, sich Kubas zu bemächtigen, fand ein Sommerkurs statt. Als Spanien praktisch den Krieg gegen die Mambises, gegen unsere kubanischen Krieger, die 30 Jahre lang unter ganz furchtbaren, extrem harten Bedingungen gegen die spanische Armee kämpften, unterlegen waren, als die Kubaner diesen Krieg praktisch schon gewonnen hatten, nutzten die USA einen Vorwand – ich spreche von der berühmten Explosion auf der »Maine« –, um in den Krieg einzugreifen. Im Jahr 1900 also organisierten die Amerikaner einen Sommerkurs in Harvard und brachten 1.300 kubanische Lehrer dorthin. Es wurden Programme zur Gehirnwäsche dieser kubanischen Lehrer erarbeitet: viele Englischstunden, viele Stunden zur Geschichte der Vereinigten Staaten mit besonderem Augenmerk auf die angebliche Rolle des jungen Imperiums als »Retter« Kubas vor dem spanischen Joch. Neben dem Unterricht gab es auch eine Bildungsfahrt durch Institutionen, Schulen und an historische Orte, ja sogar ein Treffen mit dem damaligen Präsidenten William McKinley. Die Organisatoren des Kurses dachten, dass diese Lehrer in Kuba die Ideen des Annexionismus verbreiten würden; das war Mitte des 19. Jahrhunderts eine sehr starke Bewegung. Aber es kam genau andersherum. Die Lehrer kehrten nach Kuba zurück und leisteten statt dessen strategisch bedeutsame patriotische Arbeit. In den USA hatten sie gesehen, wie man Hymnen, Fahnen und Bildnisse der Unabhängigkeitshelden der USA in den Schulen einsetzte. Als sie nach Kuba zurückkehrten, nutzen sie dies in bezug auf die großen Persönlichkeiten der kubanischen Unabhängigkeitskriege gegen Spanien. Man hatte Annexionisten erziehen wollen und heraus kamen Vermittler des kubanischen Patriotismus.

Armando Hart (1930–2017), ein großer Revolutionär, erster Minister des revolutionären Kuba für Erziehung und Bildung und dann unser erster Minister für Kultur, sagte völlig zu Recht über die Angreifer auf die Moncada-Kaserne, dass sehr wenige von ihnen über marxistische Bildung verfügten. Aber, so betonte er, die große Mehrheit von ihnen waren »Martianer«, d. h. sie hatten auf Grundlage der patriotischen Erziehung durch ihre Lehrer, das Gedankengut José Martís verinnerlicht.

Wissen und Freiheit

Es gibt bei José Martí und bei Fidel, der sein bester Schüler war, eine Schlüsselaussage, die Kultur und Freiheit unlösbar miteinander verbindet: »Gebildet zu sein, ist die einzige Möglichkeit, frei zu sein«, sagte Martí. »Ohne Kultur ist Freiheit nicht möglich«, sagte Fidel, und er fügte hinzu: »Jede Revolution ist die Tochter der Kultur und der Ideen.« Das war immer sehr klar für Fidel, für Raúl, ebenso heute für den Präsidenten Díaz-Canel, für die Führung der Kommunistischen Partei Kubas, für die Regierung: Man kann das materielle Umfeld des Menschen verändern, seine Lebensbedingungen verbessern, den Bauern Land geben, den Menschen aus den Elendsvierteln Wohnungen zu geben; aber wenn die Bevölkerung nicht unter kulturellem Gesichtspunkt verändert wird, wenn kein neues solidarisches, emanzipiertes Bewusstsein entsteht, dann kann dieser durch die Revolution begünstigte Mensch ohne größere Probleme in die Arme der Reaktion, des Annexionismus, des Neoliberalismus sinken.

Das Überleben der kubanischen Revolution, nach so vielen Jahren imperialer Aggressivität und rücksichtsloser Blockade, nach so vielen Invasionen, Lügen, Kampagnen, nach dem Zusammenbruch des Sozialismus in Europa, der Auflösung der Sowjetunion, nach der Spezialperiode in den 1990er Jahren – diesen für das kubanische Volk äußerst bitteren, extrem harten Jahren – ist nur daraus zu erklären, dass es gelungen war, ein neues Bewusstsein der Kubaner zu schaffen.

De facto lässt sich bei einigen der dramatischen Rückschritte, die wir in Lateinamerika in der letzten Zeit gesehen haben, als eine der Ursachen dieser Prozesse das Fehlen eines Bewusstseins mit soliden Wurzeln beobachten. Naive Menschen, die durch eine fortschrittliche Regierung in den Genuss vieler Vergünstigungen gekommen waren, haben das Gefühl, bereits in die Mittelschicht aufgestiegen zu sein. Sie beginnen, unter den Kandidaten für die nächste Wahl jemanden zu suchen, der ihren neuen Status vertritt. Es gehört zu den großen Erfolgen der Reaktion, wenn der Arme gegen seine eigenen Interessen wählt. Der politisch rechts stehende Arme ist einer der großen Siege der kulturellen Herrschaft des Neoliberalismus.

Kulturelles Erbe

In Kuba begann man gleich im Jahr 1959 erste Schritte zur Emanzipation durch Bildung und Kultur zu gehen. Man begann Institutionen zu schaffen, um der Arbeit solcher Persönlichkeiten wie Fernando Ortiz (1881–1969) Kontinuität zu verleihen. Ortiz war Anthropologe, Erforscher des afrikanischen Erbes und aller ethnischen und kulturellen Quellen, die den Weg ebneten zu dem, was er den »ajiaco« unserer Identität nannte. Er bezog sich damit auf ein populäres Gericht, in dem alle nur vorstellbaren Zutaten miteinander vermengt werden.

Wenn von diesen Anstrengungen die Rede ist, die darauf gerichtet waren, unsere Traditionen zurückzugewinnen und zu bewahren, ist zu beachten, dass wir bei der Entwicklung der kulturellen Programme nie die Sünde des Chauvinismus begingen. Wir haben der Verteidigung traditioneller kubanischer Ausdrucksformen und dem Studium der die Nation bildenden und fortentwickelnden kulturellen Prozesse Priorität eingeräumt. Gleichzeitig arbeiteten wir daran, in unserem Volk die Kenntnisse des kulturellen Erbes von Lateinamerika, der Karibik und der gesamten Welt zu verbreiten. Es galt, eine Entkolonialisierung des Publikums zu erreichen.

Schon im Jahr 1959 wurde die »Casa de las Americas« eingerichtet. Sie stand unter der Präsidentschaft von Haydée Santamaría, einer Teilnehmerin am Sturm auf die Moncada-Kaserne. Die »Casa« unterhielt einen Verlag und veranstaltete einen literarischen Wettbewerb, um Autoren aus Lateinamerika und der Karibik zu fördern. Sehr bald wurde der Wettbewerb auch auf unveröffentlichte Werke in portugiesischer, englischer, französischer und kreolischer Sprache ausgeweitet.

1959 wurde auch das Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematográficos (ICAIC) gegründet. Bald schon war das ICAIC führend in der Bewegung des Neuen Lateinamerikanischen Films und sollte abseits des kommerziellen Filmgeschäfts andere Festspiele voranbringen. Der kulturelle Wandel machte nicht einmal vor einer traditionell so elitären Kulturrichtung wie dem klassischen Ballett halt. Das verdanken wir der von Alicia Alonso (Jg. 1921) gegründeten Kompanie, die dann zum Nationalballett von Kuba wurde.

Die Demokratisierung des Zugangs zur Kultur ist ein Grundprinzip der Revolution, auf dessen Grundlage in den 1960er Jahren beträchtliche Ergebnisse erreicht werden konnten. Davon ausgehend wurden in den 1970er und 1980er Jahren verstärkt kulturelle Einrichtungen in den Provinzen, Kreisen und Gemeinden gegründet: öffentliche Bibliotheken, Museen, Kulturhäuser und Galerien.

Es gibt ein weiteres wesentliches Prinzip der kubanischen Kulturpolitik, das uns sowohl von der sogenannten Massenkultur US-amerikanischer Machart wie auch von der propagandistischen und didaktischen Kunst des »sozialistischen Realismus« unterscheidet: der ehrgeizige Anspruch massenwirksam zu sein, unabhängig von jeder elitären Sichtweise, das ist eine Verpflichtung, deren entscheidendes Kriterium der Anspruch auf allerhöchste Qualität ist. Massenwirksamkeit ja, aber ohne Zugeständnisse, ohne einen pseudokünstlerischen Brei zu fabrizieren, der angeblich vom gesamten Volk verdaut werden kann. Die kubanische Erfahrung beweist, dass die aufwendigsten und experimentellsten künstlerischen und literarischen Werke einen tiefen Widerhall in breiten Bevölkerungsschichten erreichen, wenn eine gezielte Förderung erfolgt und man entsprechend an der Herausbildung eines sachkundigen Publikums arbeitet.

Das beste Beispiel dieser Massenkultur höchster qualitativer Ansprüche war die um das Jahr 2000 herum ausgestrahlte Fernsehreihe »Universität für alle«, in der Kurse aller Kunst- und Literaturrichtungen mit herausragenden Persönlichkeiten unserer Kulturlandschaft ausgestrahlt wurden.

Abel Prieto Foto: Christian-Ditsch.de

»Don Quijote« für alle

Die Revolution beseitigte innerhalb eines Jahres das Analphabetentum; machte das Buch dem ganzen Volk zugänglich und schuf ein Land von Lesern. »Wir sagen dem Volk nicht: glaub, sondern: lies«, sagte Fidel anlässlich der Gründung der Nationaldruckerei 1960. Der »Don Quijote« war das erste Buch, das dort gedruckt wurde. Das hat ungeheure Symbolkraft. Kein Handbuch für Revolutionäre, sondern dieses berühmte Werk von Cervantes war das erste Buch, das man an den Zeitungskiosken kaufen konnte. Es war eine sehr günstige Ausgabe, sie kostete 25 Centavos, vier Bände, mit Illustrationen von Gustave Doré. Es machte Aufsehen, dass es den »Don Quijote« fortan in praktisch allen kubanischen Haushalten gab. Die Botschaft ist klar: Wir wollen keine Fanatiker heranzüchten, sondern gebildete und freie Menschen erziehen, die in der Lage sind, den revolutionären Idealen auf der Grundlage ihrer eigenen Überzeugungen zu folgen.

Das »Instituto Cubano del Libro«, das später gegründet wurde, hat seit seiner Gründung Autoren aller Kontinente veröffentlicht. Das Beste der kubanischen und der Weltliteratur ist in Massenauflagen und zu praktisch rein symbolischen Preisen verlegt worden. Zum Ziel der Entkolonialisierung muss gesagt werden, dass das »Instituto Cubano del Libro« mehr als 50 Titel afrikanischer Autoren aus etwa 15 Ländern verlegte, in der Mehrzahl Erstübersetzungen ins Spanische.

Seit dem Jahr 1981 wird in Santiago de Cuba das »Festival der Karibik« veranstaltet. Es nehmen vor allem die sogenannten Trägergruppen der kulturellen Tradition Kubas und der Karibik teil, die aus Haiti, Jamaika und anderen Ländern stammen. Ebenfalls in Santiago wurde die »Casa Del Caribe«, das »Haus der Karibik«, gegründet. Hier werden die afro-karibischen magisch-religiösen Lehren, die Prozesse der Herausbildung kultureller und ethnischer Identitäten, die Feiern und das Feiertagsverhalten auf Kuba und in der Karibik sowie die französische und franco-haitianische Präsenz auf Kuba und in der Karibik gepflegt. Die elitären Kunstauffassungen und die rassistischen Vorurteile der Vergangenheit liegen weit hinter uns.

1981 wurde auch erstmals die »Biennale der bildenden Künste in Havanna« ausgerichtet. Ab 1984 hatte die Biennale ein ganz klar nicht kommerzielles, am globalen Süden orientiertes Profil. Ab der zweiten Biennale wurde sie zur Musterschau der Künstler aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Es ist eine Biennale, die aus den Kreisläufen kommerzieller Kunst ausbricht.

Ihr wisst, dass wir den Tourismus fördern, um unter den extremst schwierigen Bedingungen, in die uns die Feindseligkeit der Regierung der USA gebracht hat, überleben zu können. Der Tourismus kann ein Weg zur Förderung der Kultur sein, aber so, wie vielerorts geschehen, kann er sich auch in ein kulturelles Raubtier verwandeln. Daraus ergibt sich die Bedeutung der kultur-touristischen Vereinbarungen unter Beteiligung des Kultur- und des Tourismusministeriums und der Vereinigung der Schriftsteller und Künstler Kubas (Unión de Escritores y Artistas de Cuba, UNEAC). So wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, eine »Folklorisierung« kultureller Darbietungen in den Shows für Touristen zu vermeiden. Das dieser Wechselbeziehung zugrundliegende Konzept basiert darauf, dass man eine Kultur »für den Tourismus« weder entwerfen, noch umsetzen kann, dass es vielmehr darum geht, dass sich der Tourist auf natürliche Weise, organisch, in das kulturelle Leben des Landes einfügt.

Bereits Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die alte Idee der Ausbildung von Kunstinstrukteuren wieder aufgegriffen, Menschen, die eigens unterrichtet wurden, um das künstlerische Schaffen und das Kunstverständnis bei Kindern und Jugendlichen, an Schulen und in den Gemeinden zu fördern. Bei diesem Vorhaben wurde dem Studium der traditionellen Kultur in der Ausbildung der Instrukteure ein besonderes Gewicht beigemessen. Die Priorität lag auf der Rettung, Bewahrung und Pflege der Ausdrucksformen der traditionellen Volkskultur in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich.

Falsche Kompromisse

Trotzdem muss man leider anerkennen, dass wir auf einigen Gebieten Rückschläge erlitten haben, nicht zuletzt aufgrund der Einflussnahme durch die vorherrschende Unterhaltungsindustrie. Speziell in der Musikbranche und im Bereich von Kino- und audiovisuellen Produktionen hat innerhalb der kubanischen Kulturlandschaft der Anteil kommerziellen Schrotts zugenommen. Das Interesse am künstlerisch wertvollen Kino ist zurückgegangen. Ähnliches ist in letzter Zeit hinsichtlich der Musik festzustellen.

In den Debatten der letzten Zeit sind gleichzeitig auch die Kompromisse kritisiert worden, die von kubanischen Kulturinstitutionen in dem Bestreben eingegangen worden sind, sich dem jüngeren Publikum anzunähern; da ist mitunter die Formensprache der Unterhaltungsindustrie »abgeschrieben« worden. Die weltweite Tendenz, dass weniger und vermehrt qualitativ Schlechteres gelesen wird, gibt es auch in Kuba. Gegenwärtig befinden wir uns mitten in einem sehr breit angelegten Programm zur Leseförderung unter Einbeziehung der neuen Technologien und unter Beteiligung der Lehrer, Bibliothekare, Kunstinstrukteure, Journalisten, und Kulturveranstalter. Wir sind in Gesprächen mit den Radio- und Fernsehsendern, mit dem Ministerium für Bildung und Erziehung, dem Netz der öffentlichen und der Schulbibliotheken, mit der Brigade der Kunstinstrukteure, um gemeinsam diese Rückschritte aufzuhalten.

Trotz dieser Tendenzen gibt es auch ermutigende Signale. Im Dezember vergangenen Jahres ist das »Festival des neuen lateinamerikanischen Films« zu Ende gegangen und hat alle Besucherrekorde gebrochen. Das Festival ist eine Massenveranstaltung wie die internationale Buchmesse, die in jedes Jahr in Havanna beginnt und anschließend durch das ganze Land zieht.

Wir verfügen über Ressourcen zur Verteidigung unserer Identität gegenüber der globalen Kolonisierungswelle, Ressourcen, über die andere Länder nicht verfügen. Dazu zählt die universelle und kostenlose Bildung von der Grundschule bis zur Universität. Keinem kubanischen Kind mangelt es an einer Schule oder einem Lehrer und auch nicht an den Lernmitteln, bis hin zum Computer, um die Grundlagen der EDV zu lernen. Das Fernsehen, das Radio und die Institutionen zur Förderung der Kultur sind nicht privat und sie werden auch niemals privatisiert werden. Wir können zusammenhängende Programme zur Förderung der Kultur vorantreiben, die breite Bevölkerungsschichten erreichen.

Sozialistische Werte

Wir müssen die bisweilen unter uns und sogar bei Verantwortlichen im Kulturbereich verbreitete Vorstellung bekämpfen, dass Frivolität harmlos ist, dass es um »Kinderspiele« gehe, die keinerlei Auswirkungen hätten, und wir müssen verstehen, dass die Zielsetzung des kapitalistischen Systems darin besteht, kritisches Denken zu zerstören. Die subversiven Operationen, die Spionage und in Zeiten von Wahlen die Einflussnahme durch Einsatz der »sozialen Netzwerke«, all dies belegt, dass die Kontroll- und Manipulationsmechanismen des Systems effizienter und ausgeklügelter geworden sind.

Im Krieg der Symbole und der Kultur prallen die neoliberalen, mit Wettbewerbsfähigkeit und dem Kult ums Geld verbundenen Werte mit den Werten unseres Sozialismus zusammen, die gegründet sind auf Solidarität und dem »Kult um die vollumfängliche Würde des Menschen«, wie es Martí formulierte.

Übersetzung: Petra Wegener

Anmerkungen
1 Cubanía steht in etwa für das Nationalbewusstsein und den Nationalstolz der Kubanerinnen und Kubaner, ebenso für Lebensart und Lebensgefühl


Abel Prieto, Jg. 1950, ist Schriftsteller und war von 1997 bis 2012 sowie von 2016 bis 2018 Kulturminister Kubas junge Welt, 30.01.2019

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt


junge Welt, 01.02.2019